Icke Micke Sommersaison Start

Das Icke Micke, einer der angesagtesten Elektronik-Clubs Wiens, startet am 1. Juni im Planetarium in die diesjährige Sommersaison. Der 2003 gegründete Club bringt jeden Freitag Elektroniker und DJs in die Stadt, die sich dadurch auszeichnen, die aktuellen Strömungen des Techno ganz nach dem Geschmack des Publikums zu huldigen.

Die Idee eines Freitagsclubs dieser Art hatten vor einigen Jahren Tanya Bednar a.k.a DJ Tibcurl und Hannes Baumann.  Nach verzweifelten Versuchen, in den Untergrund zu gehen und illegale Parties in heruntergekommenen Locations zu veranstalten, nahmen beide die Sache dann selbst in die Hand. Die Vorstellung, nur soviel Business in diesem Projekt zuzulassen, wie es eben notwendig ist, zahlte sich aus. Mit der Zeit wuchs eine beträchtliche Anhängerschaft heran.

 

Um aber auch weiterhin den Undergroundcharakter der Icke Micke Veranstaltungen zu bewahren, wird es in dieser Sommersaison keine Programmhinweise oder Ankündigungen geben. Stattdessen gibt es für das Publikum die Möglichkeit, sich auf der Homepage mittels eines Soundfiles schlau zu machen, wer denn nun am Freitag spielen wird. Damit wollen DJ Tibcurl und Baumann unterstreichen, dass die Musik und nicht ein bestimmter Hype in den Vordergrund gerückt werden soll.

 

Um dem Vorhaben Nachdruck zu verleihen, verfassten die Betreiber folgendes Manifest.

 

MANIFEST – Be The Riot!

Wir sind tollpatschige Lebensentwürfler und sind mit dem schrottreifen Planeten unzufrieden. Im dritten Icke Micke Sommer wollen wir den Rest einer Illusion aufleben lassen. Es stellen sich einige alte Fragen wieder neu: Sind die heissen Namen, die immer weniger und größer werden auch die heissen DJs und Produzenten? Spielen die großen Leute nur weil sie Stars sind eine Rolle? Techno begann nicht nur als Musik- und Technikrevolution. Der damalige Aufbruch versprach Veränderung, entwickelte Gegenmodelle. Dabei ging es nicht nur um Antirassismus, sondern vor allem um die generelle Absage an das Autorensystem. Es gab (noch) keine Künstlerbiografien, keine Pressefotos und Discografien, sondern einen Wust an unbeschrifteten Platten, ein Alias-Wirrwarr als Absage an den Musikmarkt. Der/Die Musiker/in sollte anonym sein und nicht wiederzuerkennen im doppelten Sinne. Der DJ als Verzerrer von Song und Track. Das lief alles so gut, dass wir heute wieder alle da sind, wo die Sache nie hingehen sollte: Hype, DJ Star, Rave on Snow, Trendscout, Locationguide mit Clubwear Strecke. God Is A DJ – ein ekliges Himmelreich!

 

Auch wenn die Unterhaltungsindustrie daran interessiert ist Musiker/innen als Persönlichkeiten in den Vordergrund zu stellen, wird damit ein Mechanismus gefördert, in dem der Produzent einen höheren Stellenwert bekommt als der Konsument. Bei uns wird der Tonträger wieder zum konzeptuellen Raum – zu einer Maschine, die vom Zuhörer kontrolliert wird. Das Audiofile ist nicht einfach Einwegkommunikation, sondern ist ein Raum der Interaktion. Der Künstler ist das Label ist der DJ ist die Crowd ist das Publikum. Der Rezipient ist der Akteur! Der Tänzer ist Ingenieur, der Zuhörer in Kontrolle. Wir drehen den Spiess wieder um! (mt)