RDEČA RAKETA, die rote Rakete, ist ein Duo-Projekt von MAJA OSOJNIK und MATIJA SCHELLANDER. Seit über zehn Jahren senden sie ihr Rauschen – zum Film, beim Tanz und im Theater. Das Projekt sei zu einem Zuhause gekommen. Eines, das man immer wieder verlassen müsse, um nach Hause kommen zu können, so OSOJNIK. Mit „… and cannot reach the silence“ veröffentlichen RDEČA RAKETA ein erneutes Homecoming im Album-Format. Den drei Stücken, die bei VENTIL RECORDS erscheinen, stehen drei Punkte vor. Sie stehen für die Suche. Aber nach was eigentlich? MAJA OSOJNIK klärt im Zoom-Meeting mit Christoph Benkeser auf.
Maja Osojnik: Es tut mir leid, dass ich so schwer erreichbar bin. Aber nach all den Corona-Plan-Bs sind die letzten Monate ein Wahnsinn. Es hat sich alles an Terminen verdichtet. Ich bin jetzt bei einer Tanzproduktion und arbeite gerade rund um die Uhr!
Welche Produktion ist das? Du hast geschrieben, du seiest in Kassel.
Maja Osojnik: Genau, wir proben hier in der Documenta Halle und übersiedeln anschließend nach Duisburg. Es handelt sich um ein neues Stück „A Divine Comedy“ von Florentina Holzinger, die Premiere ist Ende August bei der Ruhrtriennale. Ich bin für die Komposition verantwortlich – zusammen mit Stefan Schneider.
Hört sich nicht nach Urlaub an!
Maja Osojnik: Oh nein, es wird diesen Sommer keinen Urlaub geben. Nach all den Lockdowns ist die Lust auf eine Urlaubsreise natürlich groß. Vor allem werde ich gelockt mit all den schönen Fotos, die ich von Freundinnen und Freunden unterwegs bekomme. Ich denke mir: Gut, dass dieses Projekt so cool ist und das Team so super, ansonsten wäre es hart!
Das kann ich mir vorstellen. Gleichzeitig ist es schön, dass wieder so viel los ist, oder?
Maja Osojnik: Als der erste Lockdown kam, merkte ich, wie massiv die Kunstszene überfordert war… oder war das ich? Man arbeitete an so vielen Projekten, der Einschnitt kam umso härter. Gleichzeitig war es geschenkte Zeit, um angestaute Arbeiten fertigzubringen. Der letzte Sommer entwickelte sich dann überraschend gut. 2021 war schon durchgeplant – dann kam das Projekt von Florentina. Seit Jänner nimmt das Jahr also kontinuierlich an Tempo zu. Ich bin dankbar, dass ich in so feine Projekte involviert bin. Nächstes Jahr mache ich dann einen exzessiven Urlaub.
Zum Runterkommen.
Maja Osojnik: Ja, für nächsten Sommer habe ich schon eine Sperrzeit in meinem Kalender notiert. Ich will nach Griechenland, auf kroatische Inseln, in die Berge – I want it all!
Wenn jemand wie Florentina Holzinger mit einer Produktion winkt, sagst du doch nicht Nein, oder?
Maja Osojnik: Oh nein, ganz im Gegenteil, ich bin super gerne dabei und genieße den Prozess, die Arbeit, die Entwicklung des Stückes. Der Inhalt ist spannend, das Team ist großartig, lauter tolle Künstlerinnen und Künstler am Bord. Ich lerne jeden Tag Neues.
Das kompensiert ein Stück weit die Erschöpfung, nehme ich an.
Maja Osojnik: Es ist weird, weil ich sie langsam merke. Aber ich brenne für das Ding. Also gibt mir das Projekt auch sehr viel an der Energie zurück.
Apropos Erschöpfung. Rdeča Raketa, die rote Rakete, hebt auch bald mit neuem Album ab.
Maja Osojnik: Endlich! Eigentlich sollten wir beim Elevate Festival in Graz im Mai unsere Platte präsentieren. Das Festival wurde aber erneut verschoben. Wir entschieden uns dann, das Konzert als Video umzusetzen. Durch die Kooperation zwischen Elevate und Re-Imagine Europe konnten wir im Orpheum einen Film mit den Videokünstlern Patrick K. H. und Ivan Marušić Klif drehen. Im August findet die Präsentation auf dem Elevate statt – während ich in Deutschland bin. Das ist die neue Realität, oder?
So lange du nicht als Hologramm auftauchst! Allerdings erinnere ich mich, dass ihr das Album bereits letzten Sommer im Rahmen des Kultursommers vorgestellt habt.
Maja Osojnik: Ich weiß gar nicht, ob der Titel da schon feststand. Es gab Ansätze. Wir sammeln ja viel Material, probieren es live aus und kondensieren die guten Momente in Projekte und Platten. Der Gig am Nietzscheplatz war allerdings hart. Hast du das mitbekommen?
Was war da?
Maja Osojnik: Fünf Minuten vor dem Soundcheck wurde Matijas Modular-Synthesizer gestohlen. Er musste zur Polizei, ich checkte den Sound. Am Ende spielte er mit dem Laptop. Deshalb konnten wir unseren Plan nicht so umsetzen, wie wir wollten – einfach, weil die Hälfte der Instrumente fehlte. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er in der Synth-Community auftaucht und Matija den zurückbekommt.
Trotzdem fiel der fehlende Synthesizer beim Konzert nicht auf.
Maja Osojnik: Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Überhaupt das Setting: Ich habe die Initiative des Kultursommers zwar begrüßt, aber erneut gemerkt, dass gewisse Musik einfach einen anderen Raum braucht. Und von plombierten Anlagen hielt ich bereits davor nichts. Unsere Musik ist dynamisch, sie braucht Extreme. Wenn man daneben das Vogelgezwitscher wahrnimmt, ist es nicht laut genug.
Es reicht nicht, einfach ein paar Bühnen aufzustellen. Man müsste die Veranstalterinnen und Veranstalter und Musikerinnen und Musiker miteinbeziehen.
Maja Osojnik: Festivals ziehen diesen Faktor immer öfter in Betracht. Man bekommt freiere Hände für das Setting auf der Bühne. Oder abseits von ihr. Schließlich spielen Matija und ich gerne im Publikum – weil wir die Nähe zu den Leuten mögen, die Trennung zwischen Bühne und Publikum vermeiden wollen und so ein gemeinsames Klangerlebnis im Saal schaffen können.
Das setzt auch von den Veranstalterinnen und Veranstaltern ein gewisses Entgegenkommen und Mitdenken voraus. Bei manchen Events könnte man glauben, es gehe nur darum, den Kalender zu füllen.
Maja Osojnik: Corona hat was verändert. Wir sind hungrig nach sozialen Events, wollen physisch, und nicht über Screens erleben. Gleichzeitig kommt es dadurch zu social overloads. Den flüchtigen Gedanken, dass hier und jetzt gerade zu viele Menschen sind, hatte ich davor nie.
Im Club ist es so, als wäre nie etwas passiert. Zumindest im Kopf. Das hat mich überrascht.
Maja Osojnik: Die Erfahrung konnte ich leider noch nicht machen, weil ich grad in der Produktions-Bubble bin. Dafür höre ich von den Performerinnen und Performern, dass es in Kassel einen coolen Club gebe …
In die Versuchung kommst du vor lauter Arbeit gar nicht.
Maja Osojnik: Ha, ja. So einen überfüllten Kalender zu haben, war für mich aber schon eine Umstellung zu den Monaten davor. Während Corona bin ich langsamer geworden. Man hatte zwar viel zu tun, aber es fühlte sich an, als wäre man in einem Tai-Chi-Modus gewesen.
Das trifft es gut!
Maja Osojnik: Ich merke jetzt, dass ich wieder Energie für die Musik-Marathonläufe aufbauen muss.
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Die Energie kommt jetzt vom Projekt. Und im August stellst du mit Matija das Rdeča Raketa-Album beim Jazzfest in Saalfelden vor.
Maja Osojnik: Ja, es freut mich sehr. Der Termin fällt genau richtig in das Kalender-Loch zwischen der Premiere der Tanzproduktion bei der Ruhrtriennale und der ersten Vorstellung danach. Ich fliege nach München, fahre nach Saalfelden, mache einen Soundcheck – und los auf die Bühne. Am nächsten Tag dann zurück nach Duisburg, um weitere Shows mit der Tanzproduktion zu spielen.
„WENN DAS PUBLIKUM SICH AUF PSYCHEDELISCHE REISEN MITNEHMEN LÄSST, WIRD DAS KONZERT ZUM ERLEBNIS.“
Dieser Improvisationsgeist kommt der Platte entgegen.
Maja Osojnik: Es ist eine Komposition, die relativ fixe Teile und eine klare Materialangabe hat. Doch wollen wir immer der Improvisation genug Raum geben, innerhalb der Struktur frei mit dem Material, der Zeit und dem Tempo umzugehen. Die Performance verlangt nach einem hohen Grad an Konzentration.
Nicht nur von eurer Seite als Musikerinnen und Musiker, sondern auch vom Publikum, nehme ich an. Die drei Stücke lassen sich nicht einfach nebenbei hören.
Maja Osojnik: Stimmt. Es ist sicher nichts, dass berieselt, entspannt und nebenbei zu kochen dient. (lacht). Im Gegenteil. Dass das Publikum mit mir in die Klänge eintaucht, ist mein Anspruch, dass es mitfühlt, mitdenkt. Um es mitzuerleben, muss man offen und neugierig sein – eigenen Einsatz als Zuhörerin und -zuhörer mitbringen. Auch die Texte sind kein leichter Stoff. Wenn das Publikum sich auf diese strangen, psychedelischen Reisen mitnehmen lässt oder: aktiv auf diese Reisen mitkommt, wird das Konzert zum Erlebnis. Vor allem in Kombination mit den Visuals auf der Bühne.
Du bist weniger vertonende Musikerin, sondern arbeitest mit Brüchen. Wie ergänzt ihr den visuellen Aspekt?
Maja Osojnik: Ich illustriere nicht, sondern denke installativ. Es funktioniert ein bisschen wie das Gehirn, das schnelle Impulse aussendet und darauf reagiert. So sehe ich die Kombination von Video und Musik bei Rdeča Raketa. Das hat etwas von Parallelem Aktionismus. Man sucht nach Essenzen im Visuellen und nähert sich an, greift vor, erklärt sich später und lässt zwei parallele Welten existieren, die trotzdem aus derselben Quelle schöpfen. Deshalb illustrieren wir nicht das Gesehene, sondern ermöglichen dem Publikum, eigene Bilder zusammenzufügen.
Es entstehen Leerstellen, die bedeutungsoffen bleiben.
Maja Osojnik: Ja, das setzt voraus, das eigene Publikum nicht zu unterschätzen. Das habe ich aber nie gemacht. In meinen Texten gibt es viele Doppeldeutigkeiten, Metaphern und unterschiedliche Zeitebenen. Die Schönheit liegt gerade in der Mehrdeutigkeit der Erzählung. Kontraste zu suchen und Inhalten offen gegenüberzutreten, ermöglichen den Zufall. Das ist spannend, weil komische Verschiebungen entstehen. Darin liegen die Leerstellen, die Raum für Interpretation schaffen.
Ja, sie geben nichts vor.
Maja Osojnik: Genau. Es ist teilweise wirklich dark, kann aber auch ins Humoristische übergehen. Außerdem spielt Sarkasmus in der Art, wie Matija und ich zusammenarbeiten, eine große Rolle. Das schafft trotz harter Thematik fragile Momente in der Musik.
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Apropos Thematik: Ihr verarbeitet ein Stück weit die Pathologie des Moments. Man könnte meinen, die Welt sei am Arsch.
Maja Osojnik: War sie das nicht schon immer? Vielleicht zeigt es sich gerade umso deutlicher! Das klingt übertrieben hoffnungslos, dabei will ich das gar nicht transportieren. Schließlich suche ich nach dem Verbindenden und der Möglichkeit, den Dingen Bedeutung zu geben; dass sie greifbar und gefeiert werden. Trotzdem kann ich es nicht vermeiden, dass die Umwelt mich angeht und beschäftigt. Die menschliche Geschichte wird begleitet von Gewalt und Machtspielen.
Deine Arbeit verbindet sich aber doch mit der gegenwärtigen Realität. Man könnte dich eher schwer als idealistische Träumerin bezeichnen.
Maja Osojnik: Weißt du was? Eigentlich bin ich das!
Tatsächlich?
Maja Osojnik: Na ja, ich bin mir der Realität natürlich bewusst. Ich versuche aber mein ganzes Leben lang, eine große Prise Naivität zu bewahren. Ich will ein neugieriges Kind bleiben. Weil es mir wichtig ist, das Leben mit wunderlichen Augen zu begegnen. Trotzdem packe ich die Themen an, wie sie sind. Ich kann sie nicht verschönern, aber auch nicht verschlechtern. Das ist ein Stück weit eine Suche nach Wahrheit, die ich nicht mit komischem Pathos zu zelebrieren versuche. Sie aber auch nicht zu plätten. Das kommt vermutlich in meinen Texten am stärksten durch.
Was wiederum die Naivität widerspiegelt?
Maja Osojnik: Ja, vielleicht.
Dabei ist es angesichts der Situation – wir ersparen uns jetzt eine Aufzählung – ziemlich schwer, diese Naivität zu bewahren. Man wird eher von außen entnaivisiert.
Maja Osojnik: Natürlich geht das Leben mit Enttäuschungen und Wunden einher. Man lernt, damit umzugehen. Als junge wilde Frau hatte für mich der Zynismus vielleicht noch etwas Anziehendes. Mit zunehmendem Alter empfinde ich ihn aber eher als zerstörerisch und fad – und schon gar nicht als sexy! Sarkasmus ist dahingehend ganz anders. Man bleibt in einer humoristischen Haltung. Im Zynismus ist kein Humor, nur noch Gewalt.
Es ist totaler Nihilismus im Vergleich zum Sarkasmus, der etwas Ermöglichendes, etwas Schaffendes innehat.
Maja Osojnik: Sarkasmus entfaltet eine Kraft, die den Blick nicht nur schärfen, sondern ihn entwickeln kann. Zynismus ist nur Aufgabe. Das wird von manchen politischen Kräften natürlich forciert. Schließlich wird eine Gesellschaft leichter modellierbar, wenn sie sich aufgibt. Aus diesem Grund ist Naivität meine Festung. Ich lecke die Wunden und suche weiter das Schöne.
Rdeča Raketa, die „rote Rakete“ ist also auch eine Art bewahrende Kraft.
Maja Osojnik: Matija und ich sind schon so lange ein Team, wir haben uns von Tanz über Filmvertonungen bis hin zum Theater in so vielen Bereichen und Projekten ausprobiert – Rdeča Raketa ist dahingehend vor allem ein Zuhause geworden. Man soll aber ein Zuhause auch immer wieder verlassen, um auf Reisen zu gehen, um …
Diese Erfahrungen nach Hause zu bringen?
Maja Osojnik: Genau! Das finde ich spannend. Wie wir wachsen, uns weiterentwickeln, uns verändern, als Menschen, Musikerinnen und Musiker. Und wie sich das in unserer gemeinsamen Musik widerspiegelt. Wir nehmen uns deshalb viel Zeit für die Alben. Ich will keine Audio-Pollution produzieren. Keine Arbeit ist je vollendet, aber ich bringe ein Album raus erst, wenn ich fühle, dass es in dem Moment nicht besser werden kann. Dass ich alles gegeben habe. Und diesen Zustand möchte ich dann teilen – wer auch immer zuhört.
Wer ist das?
Maja Osojnik: Das weiß ich nicht. Ich bin schlecht darin, die Massen anzusprechen. Trotzdem hoffe ich, dass manche zuhören, wenn ich was zu sagen habe.
Und die Ö3-Massen müssen es ja nicht sein.
Maja Osojnik: Eben. You know where to find me. Das ist mein PR-Approach – oder eine gute Ausrede, weil ich furchtbar schlecht darin bin.
Der PR-Approach wird eh überbewertet.
Maja Osojnik: Weißt du, in diesem Business überlegt man sich die ganze Zeit den nächsten Schritt. Mit 45 kann ich ehrlich sagen: Ich habe keine Ahnung! Und ich mach mir keine Gedanken mehr darüber. I just wanna do my shit!
So geht es bestimmt vielen. Aber die wenigsten gesteht es so offen ein. Lieber behauptet man, man hätte eine Ahnung …
Maja Osojnik: Mir geht es um wahrhaftige Haltung in meiner Arbeit. Das Herz muss dabei sein. Dann passiert schon etwas.
Das klingt jetzt ein bisserl pathetisch.
Maja Osojnik: Ich habe keine Angst vor Pathos.
Nein?
Maja Osojnik: Auch nicht vor Kitsch oder Trash.
Weil du darin etwas findest?
Maja Osojnik: In welchen Kontext man es stellt, in welcher Situation man sich befindet oder zu welcher Gelegenheit man es erfährt, ist entscheidend.
Dabei ist gerade der experimentelle Bereich immer darauf bedacht, sich vom Kitsch abzugrenzen, oder?
Maja Osojnik: Die aktuelle Platte hat eigentlich keinen Kitsch. Und auch keinen Pathos. Am Ende bleibe ich Erzählerin. Ich erzähle Tragisches und Humorvolles, Komisches und Ernstes – und frage damit, was der Text braucht und welche Kontraste er verlangt. Stille kann genauso brutal sein wie Lärm.
„… and cannot reach the silence“, heißt das Album. Die Auslassungspunkte sind schön. Sie deuten etwas an, das davor war.
Maja Osojnik: Es ist der Versuch, nach etwas zu suchen. Erinnern wir uns an die frühe Phase der Pandemie, an den ersten Lockdown. Es entwickelte sich ein Potenzial der Suche. Leute suchten nach Sinn, aber auch nach Veränderung – weil sie Dingen und Menschen anders begegnen mussten. Das Potenzial der Veränderung hat sich schnell abgeschwächt und ist mittlerweile verschwunden. Die Suche aber ist nicht verschwunden. Man lernt ein Leben lang, was bedeutet, dass man ein Leben lang sucht. Die drei Punkte in „… and cannot reach the silence“ symbolisieren also einen Kraftakt, um zur Ruhe zu kommen. But can we?
Genau, da ist das Fragezeichen, das der Titel des Albums nicht braucht, weil es die drei Punkte symbolisieren. Und gleichzeitig den drei Stücken einen Rahmen geben.
Maja Osojnik: Weißt du, oft werde ich gefragt, ob meine Texte Liebesgedichte seien.
Aber nur weil manchmal das Wort „love“ vorkommt.
Maja Osojnik: Und das macht es für mich spannend. Man kann den Text als eine Aufarbeitung eines zwischenmenschlichen Konflikts lesen, aber auch als Konflikt mit der Außenwelt oder schlicht mit sich selbst. All die Missverständnisse in der Kommunikation, die unvollendeten Gedanken, die nicht gesagten Worte. Es ist wie ein Telefongespräch, von dem man nur Teile mitbekommt und sich eine Geschichte zusammenreimt. In dieser Geschichte schwingt immer ein Stück weit die Hörerin und der Hörer mit, weil es um die Positionierung, um das eigene Wissen in der Gesellschaft geht. Wenn ich also von Liebe spreche, meine ich nicht nur die Liebe zu einem menschlichen Gegenüber. Sondern auch Liebe zu einem Selbst und der Suche danach.
Trotzdem lässt es sich auch als normales Liebesgedicht lesen.
Maja Osojnik: Und das ist OK! Wenn man darin etwas liest, das einen anspricht, haben wir unser Ziel erreicht.
Vielen Dank für das Gespräch!
Christoph Benkeser
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