Jakob Kolb alias ON BELLS ist nicht nur Musiker, sondern auch bildender Künstler. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Weststeiermark, ist er mit 19 Jahren nach Barcelona ausgewandert und hat seine Träume dort verwirklicht. Seit ein paar Jahren lebt der heute 29-Jährige nun in Wien und startet mit der Musik so richtig durch. Sein aktuellstes Projekt ist das Soloalbum “Drip”, das am 12. November erscheint. Mit Kombinationen aus Lo-Fi-Soul, Synth-Pop und Techno war ON BELLS bereits auf zahlreichen internationalen Bühnen sowie auf FM4 zu hören und begeistert damit ein breites Publikum. Im Interview mit Katharina Reiffenstuhl erzählt der gebürtige Steirer über seine Zeit im Ausland, eindrucksvolle Tour-Momente und über die verschwimmenden Grenzen und Entstehungsprozesse seiner Musik- und Kunstwerke.
Du kommst ja eigentlich aus einer ganz anderen Richtung, du bist bildender Künstler. Du hast in Barcelona sechs Jahre Malerei studiert und bist jetzt in Wien an der Akademie der bildenden Künste. Wie hat sich das ergeben, dass du dir dann irgendwann gedacht hast, du baust dir da ein zweites Standbein mit der Musik auf?
Jakob Kolb: Das war eigentlich überhaupt nicht spontan. Ich komme schon von der Musik, angefangen habe ich mit drei Jahren mit musikalischer Früherziehung und bin dann eine Stunde in der Woche mit einer Rassel rumgelaufen. [lacht] Später waren mein Cousin und ich dann gemeinsam im Gitarrenunterricht. Mit 14/15 haben sich dann in meiner Umgebung Indie-Bands entwickelt, also eigentlich war ich schon immer sehr musikbeeinflusst. Ich bin dann nach dem Zivildienst nach Barcelona gegangen und dort hat sich erst die bildende Kunst entwickelt. Also eigentlich ist es mittlerweile so 50/50 und relativ ausgeglichen, dass beides irgendwie ein Standbein in meinem Leben hat. Ich sehe das jetzt auch gar nicht als wirkliche Trennung, sondern ich sehe mich mittlerweile als transmedialen Künstler. Es geht voll in beide Richtungen und ist nicht mehr eindeutig trennbar.
Mich fragen die Leute auch oft, was On Bells eigentlich ist, ob ich jetzt Maler oder Musiker bin. Ich habe für mich herausgefunden, dass On Bells die Musik ist, als eigene Entity, als eigenes Wesen. Natürlich fließt da alles irgendwo mit ein und es ist schon die Musik von Jakob Kolb, aber es existiert als eigenes Ding und das ist On Bells. Ich würde es fast als “es” beschreiben. Aber da bin ich gerade noch ein bisschen am Brainstormen, wie ich das cool formulieren kann.
Wie ist das dann, wenn du irgendwie so einen kreativen Moment hast, wie überlegst du dir dann “Okay, das drück’ ich jetzt mit Musik aus” oder “Okay, das drück‘ ich mit meiner Kunst aus”?
Jakob Kolb: Das funktioniert bei mir teilweise so, dass es anfangs die gleiche Idee ist. Es geht meistens um autobiografische Sachen, die dann irgendwie mit fiktiven Sachen gemischt werden. Also es ist immer irgendwie eine Story, die in meinem Kopf ist, oder irgendein Bild, irgendeine Kurzgeschichte, irgendein Einfluss. Und dann fängt das Filtersystem in meinem Kopf zu arbeiten an, und ob es dann ein Song wird, oder ein Bild, oder eine Installation oder Skulptur, das entsteht meistens so “trial and error”-mäßig, also wirklich beim Ausprobieren. Ich schreibe meistens die Musik vor den Lyrics, also ich habe irgendein musikalisches Stück und dann habe ich zum Beispiel irgendeine Idee, so “Ah okay, das ist diese Mood und da könnte jetzt diese Story passen”. Das gleiche ist es dann beim Bild, da habe ich dann irgendwelche Formen und Farben, die ich irgendwie zusammen in einer Komposition umsetze und dann entwickelt sich ein Bildtitel. Teilweise mische ich auch Songtitel und Bildtitel. Bei Installationen ist es auch so, die letzte hat “Routine House” geheißen und das sind dann auch einfach Mitbringsel aus verschiedenen Ausstellungen gewesen, die ich neu arrangiert habe, wo ich einfach ein anderes Display aufgebaut habe. Es ist also meistens die gleiche Ursprungsidee und gliedert sich erst dann ein. Entweder es fühlt sich für mich wirklicher an als Song, oder es fühlt sich wirklicher an als irgendetwas anderes. Das kann ja alles sein.
Würdest du sagen, dass deine Zeit im Ausland, gerade auch in Barcelona, deine Musik stilistisch sehr beeinflusst hat?
Jakob Kolb: Ja, auf jeden Fall. Die Kunstszene in Barcelona, oder generell der Auslandsaufenthalt, hat mir ganz andere Perspektiven und Menschen vorgestellt, die ich so aus der Steiermark überhaupt nicht gekannt habe. Wenn du in Ligist in der Weststeiermark, wo ich herkomme, aufwächst und dann nach Graz ziehst, du begegnest wenigen Menschen im Freundeskreis, die zum Beispiel eine andere Hautfarbe oder einen anderen kulturellen Hintergrund haben. Jetzt kommt es mir gottseidank so vor, als wäre das normaler. In meiner Jugend hat es das irgendwie nicht so gegeben, da kannte man das nur vom Internet oder so. Ich hätte mir das auch eigentlich immer gewünscht, dass das irgendwie mehr präsent ist. Erst in Barcelona ist das dann wirklich Realität geworden, dass man ganz diverse Menschen kennt. Vor allem auf der Uni, gerade Kunst-Universitäten sind meistens sehr anziehend für Leute, die sich anders ausdrücken. Ich habe da einen mega coolen Freundeskreis, der auch so in die diverse Richtung Sachen erzeugt und Output gibt. Ob das in der Musik ist, in der Performance-Kunst oder auch in der bildenden Kunst, das hat mich auf jeden Fall sehr geprägt.
Der vierte Song in deinem Album, nämlich “Drip”, heißt ja genauso wie das Album selbst. Was steckt da dahinter, wieso ist es im Endeffekt dieser Name geworden?
Jakob Kolb: Das hat sogar ein bisschen mit einer Förderung zu tun. Ich habe fürs Album diesen Musikfonds bekommen. 2019 habe ich dort “Vibes In The Shower” und noch ein paar Nummern, die so halbfertig waren, eingereicht. Da hat es noch “Deep Clean” geheißen, das war eigentlich mein erster Gedanke für den Albumtitel. Dann hat die Einreichung mit den Demos aber nicht hingehauen. Das Problem ist, dass man da den gleichen Titel aber nicht noch einmal nehmen kann. Dann habe ich irgendwie “Drip” genommen und bin jetzt voll happy damit. Auch das Cover ist eigentlich für die Single entstanden. Das hat der Stefan Pani, ein Freund von mir gemacht, und das habe ich dann so schön gefunden, dass ich gesagt habe: Nein, das Album muss “Drip” heißen und das muss das Albumcover sein. Das konnte ich mir als Solokünstler irgendwie super vorstellen, mit einem Porträt und dieser Lichtträne, die da so hinunterrinnt. Das heißt, das war eigentlich work-in-progress und hat sich alles entwickelt über die letzten eineinhalb Jahre. Das ist, glaube ich, auch eine gute Beschreibung von meiner Methodik hinsichtlich der bildenden Kunst oder der Musik. Meistens habe ich irgendeine Grundidee, und was dabei rauskommt, ist dann eine gewisse Komponente von Unbekanntem, was sich erst spontan durch den Research irgendwie ergibt. Dann bin ich meistens viel zufriedener als mit der ersten Idee.
“ES IST IMMER RAUM FÜR EXPERIMENT UND MAN SCHAUT, WO SICH DAS HIN ENTWICKELN KANN”
Das heißt, das ist bei dir schon immer sehr spontan, was da entsteht, und du gehst da eigentlich nie so richtig mit einem fixen Plan hinein?
Jakob Kolb: Naja, es ist beides. Es ist immer Raum für Experiment und man schaut, wo sich das hin entwickeln kann. Mir kommt vor, dadurch entstehen dann viel bessere Endergebnisse. Da kommt man dann drauf “Ah cool, das könnte irgendwie zusammenpassen, und das nehme ich da raus”. Es entsteht ganz natürlich durch den Arbeitsprozess immer irgendetwas Unbekanntes, und das ist meistens das, was ich dann noch einmal ein bisschen herausarbeite.
Du bist ja doch überwiegend Solo-Künstler, auf diesem Album zum Beispiel gibt es überhaupt kein Feature mit anderen Sängerinnen und Sängern. Hat das einen bestimmten Grund, reizen dich Kollaborationen nicht so sehr?
Jakob Kolb: Doch, das reizt mich eigentlich total. Auf dem jetzigen Album gibt es einen Backing-Track von Sinan, einem Freund von mir. Das ist die Nummer “Still Hungry”, die hat er vorproduziert und ich habe dann noch ein paar Elemente dazugefügt und die Lyrics und den Gesang aufgenommen. Auf dem Track “Drip” kann man außerdem meine allerliebste Freundin Nora Köhler an den Backing Vocals hören. Ja, sonst ist bei dem Album eigentlich eine ziemliche Solopräsenz, keine Ahnung warum. In Zukunft hätte ich schon geplant, wieder mehr Kollaborationen zu machen. Vor allem mit Sängerinnen, weil ich es voll spannend finde, zwei verschiedene Stimmlagen im Song haben. Aber jetzt fürs Soloalbum war es mal so gedacht, keine Features am Album zu haben. Das war auch gar keine bewusste Entscheidung, da waren einfach so viele Songs, die bei mir abzuarbeiten waren, die ich irgendwie so herumliegen hatte und nie dazu gekommen bin. Ich habe da auch mehrere Anfragen von Freundinnen bekommen, ob wir irgendwas zusammen machen wollen, aber bis jetzt habe ich zu jedem gesagt “Hey, ich muss jetzt das Album fertig machen und danach habe ich wieder Luft für weitere Projekte”.
Findest du es schwierig, da jemanden zu finden, mit dem das Zusammenarbeiten gut funktioniert? Da muss man ja musikalisch auch gut viben bzw. zusammenpassen.
Jakob Kolb: Ja, das ist auch wieder so ein Hin und Her und Ausprobieren. Ich glaube, grundsätzlich muss man sich mal vorstellen können “Okay, mit der Künstlerin will ich zusammenarbeiten, weil das irgendwie passen könnte oder weil gemeinsame Interessen da sind”, und dann ist noch immer nicht gesagt, ob das hinhaut und da muss man sich wirklich ausprobieren. Wenn es dann halt nicht funktioniert, muss man auch einfach sagen “Hey, das geht sich musikalisch irgendwie doch nicht aus”. Mir ist das jetzt noch nie so passiert, aber ich habe ja auch noch nicht so viele Kollaborationen gemacht. Die, die ich gemacht habe, die finde ich super cool.
Du warst ja gerade erst auf Tour, bzw. wenn man es genau nimmt, ist sie auch noch nicht zu Ende. Hast du bisher schon irgendeinen Moment gehabt, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Jakob Kolb: Da gab es mehrere Momente. In Ingolstadt war das zum Beispiel extrem witzig. Gleich am Anfang, wie wir hingekommen sind, bin ich dort vor Ort draufgekommen, dass das ein Outdoor-Festival ist. Es war gerade voll der Kälteeinbruch und ich habe mir nur gedacht “Oh Gott, warum hat mein Booker das ausgemacht?” [lacht]. Dann hat es mir aber voll gefallen, weil es super cool organisiert war. Es waren Lagerfeuer aufgebaut, es hat Glühwein gegeben und eine voll schöne Theaterkulisse als Bühnenbild mit ganz vielen Nebelmaschinen und Lichtern. Da habe ich dann ganz viele coole Videoeindrücke machen können und möchte jetzt vielleicht auch so eine kurze Tour-Dokumentation zusammenschneiden, von dem ganzen Material, das wir da gesammelt haben.
In Mainz ist dann nach dem Konzert jemand hergekommen und hat gesagt, dass sie die Nummer “Come On Over” und On Bells voll durch den Lockdown gebracht haben, weil sie mit ihrer Mitbewohnerin dazu Tanzvideos aufgenommen hat. Dann sie mir eines dieser Tanzvideos gezeigt, wo sie zu zweit in der Küche voll abgehen. Man hat dann doch überall verstreut Leute, die das irgendwie über FM4 aufschnappen oder übers Internet und dann voll reinkippen, aber jetzt einem nie persönlich eine Message schreiben. Das ist natürlich dann schon sowas, das einem ein tolles Gefühl gibt, wenn das Leute irgendwie berührt oder zuhause zum Tanzen motiviert und durch den Lockdown bringt. Man freut sich halt immer über positives Feedback. Deswegen mache ich’s.
Ist das unterschiedlich, wenn man im deutschsprachigen Raum auftritt im Vergleich zu Barcelona? Ist das sehr anders?
Jakob Kolb: Ja, ich merke es schon, dass es von der Lokalität her unterschiedlich ist, gerade von der Art und Weise, wie Leute Musik konsumieren. In Spanien ist es schon so, dass die Leute einfach grundsätzlich hochmotiviert sind zu tanzen und sich zur Musik zu bewegen. Aber ich weiß nicht, ob man das so generalisieren kann, in Leipzig waren die Leute auch wieder extrem dancy. In ein paar Städten habe ich aber gemerkt, dass die Leute das dann zum Beispiel lieber im gemütlichen Stehen oder teilweise auch im Sitzen genießen, also immer unterschiedlich. Aufgenommen wurde es bis jetzt überall super. Live ist das aber auch irgendwie viel experimenteller als auf den Aufnahmen. Auf den Aufnahmen ist das eher so Pop-Musik, die man gut im Radio spielen und hören kann. Live fließen halt ganz viele experimentelle Sachen mit ein, auch mit dem Sampler und Verzerrungen oder auch Techno-Tracks, die hinten noch rauslaufen. Da habe ich auch schon Leute gehabt, die gedacht haben, es wird voll das seichte Programm und das so dann nicht erwartet hätten. Das war meistens ein 50+ Publikum, das sich wahrscheinlich vorgestellt hat, da spielt jetzt irgendein Jazz-Sänger.
“ICH MÖCHTE NICHT, DASS MEINE MUSIK EINE ALTERSGRENZE HAT”
Was ist denn deine Zielgruppe? Vermutlich schon eher junge Leute, gerade mit den elektronischen Sounds, oder?
Jakob Kolb: Genau, aber ich glaube, da es wirklich so genreübergreifend ist, spreche ich verschiedene Gruppen an. Es fängt am Anfang eher ruhig mit Singer-Songwriter-Nummern an, wo ich neben den Vocals wirklich nur mit der Gitarre spiele, und geht dann bis zu 80er-Vibes, wo man dann natürlich älteres Publikum wieder irgendwie begeistert, weil die diese Art von Musik gehört haben, bis hin zu Trap-Beats, wo man dann junges Publikum abholen kann. Dann wird es am Schluss oft Richtung Synth-Wave, Rave und Techno, das ist dann auch wieder für Leute, die so in den 90ern jung waren. Also die Bandbreite geht wirklich von 14 bis 60. Obwohl, in Ljubljana, da war mal ein 90-jähriger Mann, der das im Sitzen mitverfolgt hat. Der ist dann nach dem Konzert auch hergekommen und hat gesagt, dass es ihm mega gut gefallen hat. Ich würde es mir auch gar nicht anders wünschen, also ich möchte gar nicht, dass meine Musik eine Altersgrenze hat. Eine Geschmacksgrenze hat sie, denke ich, schon. Es gibt sicher Leute, die weniger damit anfangen können und Leute, die mehr damit anfangen können. Aber ich glaube, das hat nichts mit dem Alter oder Geschlecht zu tun.
Was ist denn jetzt in naher Zukunft bei dir geplant?
Jakob Kolb: Am 16. November gibt es in Wien im Radiokulturhaus ein großes Release-Konzert. Das wird das erste Konzert mit einer Live-Band sein und war schon ein größeres Projekt, an dem ich jetzt schon länger dran bin. Ich möchte schauen, dass ich das ab jetzt bei größeren Konzerten mit einer Live-Band umsetze. Ich glaube, das macht voll viel aus, gerade von der Dynamik her beim Schlagzeug zum Beispiel. Das Solo-Set funktioniert super in einem Club zu einer späteren Uhrzeit, weil man dann in diese Loops reinfallen und voll tanzen kann. Ich glaube aber, gerade für so Festivals und Konzerte macht eine Band voll Sinn, weil die Leute dann einfach mehr visuelle Information haben. Ich wollte eigentlich immer schon ein Bandprojekt mit On Bells starten, bin aber auch erst seit kurzem in Wien, also erst seit Ende 2017. Wenn man die Pandemie dazuzählt, dann heißt das, ich bin eigentlich erst seit etwa zwei Jahren da, weil während der Pandemie ja nicht wirklich viel ging. Ich hoffe auf jeden Fall, dass wir nächstes Jahr mehr Band-Konzerte spielen können. Vielleicht kommen dann auch noch mehr Leute dazu, jetzt sind wir einmal ein Trio.
Was würdest du sagen, magst du persönlich lieber, Konzerte oder eher Clubmäßiges?
Jakob Kolb: Ich kann es noch nicht einschätzen. Jetzt das Proben mit der Band macht mir mega Spaß, weil es einfach extrem lustig ist, wenn man mit Leuten zusammenspielt. Dann ist es gleich einmal eine ganz andere Motivation und andere Energie auf der Bühne. Ich feiere es aber auch extrem, wenn ein cooler Club-Gig zustande kommt, so wie zum Beispiel jetzt im Music-House in Graz bei der Release-Show. Ich habe auch mal in Barcelona in einem Club gespielt, gegen 23 Uhr oder so. Da ist es halt mega cool, weil das dann diese elektronischen Rave-, Techno- und Trap-Sachen sind. Da kommt es dann zum Stagediven und ins Publikum reinhüpfen, das feiern die Leute halt voll. Über Club-Anlagen funktionieren meine Songs extrem gut, glaube ich. Aber ich merke halt auch, wenn die Anlage nicht so gut und das Venue eher klein ist, dann fehlt mir eine Band auf jeden Fall. Dann wäre es viel lustiger mit mehreren MusikerInnen, oder auch zu früheren Uhrzeiten.
Wie hat sich das eigentlich entwickelt, dass du wieder nach Österreich zurückgegangen bist?
Jakob Kolb: Das war mit der Akademie verbunden. Ich habe nach dem Kunststudium in Barcelona geschaut, wo ich vielleicht irgendwas weitermachen könnte, und habe mich dann für diese Akademie in Wien beworben. Das hat dann funktioniert. Eigentlich gab es mehrere Gründe, es war auch das Ende von einer längeren Beziehung in Barcelona, dann das Uni-Aus und das Atelier, wo ich mitgearbeitet habe, ist auch zugemacht worden, weil es renoviert wurde. Es gab da mehrere Abbrüche in meinem Leben und ein Ortswechsel hat sich einfach gerade richtig angefühlt.
Das heißt, du hast dir dann gedacht “Okay, jetzt wird es Wien und nicht wieder die Steiermark”?
Jakob Kolb: Ja, genau. Also, wenn es nicht Wien geworden wäre, wäre es irgendeine andere Stadt geworden. Ich könnte es mir jetzt nicht vorstellen, in einer kleineren Stadt zu wohnen, gerade wegen der Kunstszene oder der Musikszene. Es gibt in Österreich nur wenige Städte, wo diese Szene wirklich aktiv ist, und Wien ist eine coole, kleine Großstadt. Ligist finde ich aber nach wie vor mega schön. Durch den Auslandsaufenthalt merkt man auch immer wieder, dass es auch zuhause schön sein kann. Ich glaube, am Anfang denkt man sich so “Okay, ich will einfach nur weg”, und dann, wenn man längere Zeit weg ist, merkt man wieder, wie schön die Landschaft eigentlich ist und wie cool Buschenschänke sind. [lacht]
Vielen Dank für das Gespräch!
Katharina Reiffenstuhl
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