Hella Comet – Wild Honey

Hella Comet haben schon auf ihrem 2010er Debüt „Celebrate Your Loss“ auf sehr gelungene Art gezeigt, dass Indierock nicht immer gleichzusetzen ist mit dem, was man üblicherweise unter diesem Begriff zu verstehen glaubt. Die Grazer Band verwirklicht, wie auch auf dem nun erscheinenden neuen Album „Wild Honey“ (Noise Appeal Records) schön zu hören ist, ihre eigene Version dieses Stils, eine, die in allen musikalischen Belangen mit etwas mehr auffährt, als man es sonst gewohnt ist. Vom Sound bis hin zum Songwriting, von den Melodien bis hin zu den Arrangements, alles wirkt um einen Tick ausgeklügelter, durchdachter und auch lebendiger, weil die vier Beteiligten es auch verstehen, ihre Ideen mit einer ordentlichen Portion Energie und einem außergewöhnlich hohen Maß an Abwechslung darzubringen.

Man kann zwar die Affinität der Grazer Band zum Indierock-Sound der 90er Jahre im Stile von Bands wie den Smashing Pumpkins oder Sonic Youth nicht ganz abstreiten, dennoch zeigen Hella Comet, dass sie, vor allem was den songwriterischen Aspekt ihrer Musik anbelangt, um einiges mehr drauf haben, als sich einzig im Wiedergeben bereits bekannter Zitate der Rockgeschichte zu üben. Die vierköpfige Truppe weiß, wie man einen Song mit Stimmung und einer eigenen Note auflädt und über Brüche, geschickte Steigerungen und längere instrumentale Einwürfe ein Mehr an atmosphärischer Spannung schafft. Franz „Frente“ Gurt, Jürgen „Jure“ Hochsam, Markus „Maex“ Sworcik wandeln diesbezüglich auch schon einmal in eher postrockigen Gefilden und lassen ihren Nummern bewusst alle Zeit, die diese benötigen, um wirklich voll zur Entfaltung zu kommen.

Das etwas „Andere“ an den richtig fett, aber auch erfrischend kantig produzierten Songs der Grazer Band zeigt sich auch darin, dass diese in Sachen Aufbau oftmals von den hinlänglich bekannten Indierock-Strukturen abgehen und dadurch ein Eigenleben entwickeln. Was sich bereits beim Opener des neuen Albums, „A 100 In Vain“, auf sehr eindrucksvolle Weise zeigt. An dem Punkt nämlich, an dem sich andere Formationen damit begnügen, ihre Nummern in der simplen Strophe-Refrain-Form schon nach zwei, drei Minuten zu einem Ende zu bringen, genau an diesem scheinen Frente, Jure, Maex und Lea erst so richtig in Fahrt zu kommen. Man beginnt eher ruhig und langsam, lässt mit Fortdauer aber mächtige Gitarrenwände auftürmen, um dann in einen wieder eher reduzierten, sich aber stetig steigernden Mittelteil zu wechseln, von dem aus man sich schließlich in schönster Noise-Tradition über mehrere Minuten zum Ende durchlärmt. Dieses wechselhafte Spiel wiederholt sich in jeweils abgeänderter Form quasi in jedem Song, was das Ganze letztlich zu einer sehr abwechslungsreichen Sache macht.

Mit „Wild Honey“ liefern Hella Comet auf jeden Fall den Beweis, dass kreatives Arbeiten im Bereich des Indierock immer noch möglich ist, vorausgesetzt, man folgt seinem eigenen Weg. (mt)

Hella Comet live

07.12. A38, Budapest HU
30.12. Tweety Party, Graz
31.01. Stadtwerkstatt, Linz

 

http://hellacomet.mur.at/
http://www.noiseappeal.com