HEARTS HEARTS – „Goods / Gods“

Die oberösterreichischen Senkrechtstarter von HEARTS HEARTS legen mit „Goods / Gods“ (Tomlab) ein rundum überzeugendes und erwachsenes Zweitwerk vor. Es ist sowohl ausgesprochen clever – von Songwriting über die Herangehensweise bis hin zur Instrumentierung – als auch an den richtigen Stellen höchst emotional. „Goods / Gods“ strotzt nur so vor allerlei „Goods“, um auf dem Weg zum Alternative-Olymp den nächsten Schritt zu tun!

Bereits der Opener „Phantom / Island“ beginnt mit einem angenehm abgedrehten Synthesizer und nimmt keine Gefangenen. Im nächsten Moment werden dann auch schon gekonnt Rhythmen à la Radiohead ausgespielt und die Aufmerksamkeit der musikalisch alternativorientierten Zuhörerschaft ist im Handumdrehen hergestellt. Mit „Goods / Gods“ folgt per Titeltrack das nächste Highlight und Sänger David Österle untermauert schon hier sein Ausnahmekönnen unter den österreichischen Indie-Vokalisten und -Vokalistinnen. Interessanterweise scheint anno 2018 wie 1970 ohne Synthesizer nichts mehr zu gehen, deswegen darf die charmante Kopfstimme auch hier über sich wiederholender Klangsynthese thronen. Insgesamt findet sich auf „Goods / Gods“ auch neben den Synths ein wahres Sammelsurium an Sounds und Klangfarben: Elektro-Perkussion, Falsett- bis Soul-Gesang, Bläser, Drum-Machines und konstant pulsierende Basslines. Ja klar, auch aus Gitarren werden eher unkonventionelle Klänge rausgekitzelt.

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Detailverliebtheit und Eingängigkeit

Trotz dieser eher avantgardistischen als konservativen Ausrichtung und Besetzung schaffen es HEARTS HEARTS oft, auch enorm eingängig zu sein. Und genau dieser Spagat ist es, der das Wahlwiener-Quartett unwiderstehlich macht: Einerseits gibt es einen ausgeprägten Hang zur Detailverliebtheit, andererseits ist man immer darum bemüht, dem Song dienlich zu sein. Es wird also sowohl die Feel-good-Hörerschaft als auch diejenige Zunft, die sich über jede kleinste Frequenzveränderung und jedes Stereo-Panning über Kopfhörer freut, angesprochen. Da während des Entstehungsprozesses des Vorgängers und Debütalbums „Young“ kurzerhand den Produzenten Peter Paul Aufreiter als Bandmitglied ins Boot holte, ist dieser differenzierte Zugang zum Sound und zum Mix kein Wunder.

Albumcover Goods Gods
Albumcover “Goods / Gods”

Eines der absoluten Highlights des Albums ist „To have / to be“. Fortwährend überlagern sich die Soundschichten, allerdings nicht nur um der Sounddichte willen: Sie kreieren eine ganz eigene und erhabene Emotion. Mit gut eingesetzten Bläsersätzen kann man zudem generell nichts falsch machen. Auch vor mutigen Songs wie „I / O“ wird nicht zurückgeschreckt, in denen die Stimme David Österles noch einmal gekonnt und in sehr reduziertem Stil in Szene gesetzt. Diese Charakterstimme ist mit Sicherheit auch ein Grund, warum HEARTS HEARTS wohl nach wie vor und immer öfter in einem Atemzug mit absoluten Größen wie Radiohead und Alt-J genannt werden. Deren Fans können mit „Goods / Gods“ nichts falsch machen, sie können sich nur wundern, dass solch formidable Musik auch in Österreich gemacht wird und nicht nur in Großbritannien.

Sebastian J. Götzendorfer

HEARTS HEARTS live:
04. Mai 2018: Jazzit, Salzburg (AT)
08. Mai 2018: Kantine am Berghain, Berlin (DE)
10. Mai 2018: Häkken, Hamburg (DE)
11. Mai 2018: FZW, Dortmund (DE)
17. Mai 2018: WUK, Wien (AT), Release-Show „Goods / Gods”
18. Mai 2018: Szene Openair, Lustenau (AT)
19. Mai 2018: Lutz-Long-Ufer, München (DE)
22. Mai 2018: Thousand Island, London (UK)
01. Juni 2018: FM4-Bühne, Linz (AT)
13. Juli 2018: Rock im Dorf, Schlierbach (AT)

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Tomlab