GSTÄTTNER/HECKEL/HERBERT/REITER/FRIEBEL – „Dew Drops“

Musik zwischen Komposition und Improvisation, stilistisch nicht einordenbar und mit deutlich avantgardistischem Anstrich. Genau eine solche bringen MARIA GSTÄTTNER und ihr hochkarätig besetztes Ensemble auf der nun erscheinenden CD „Dew Drops“ (ein_klang records) zu Gehör.

Die Idee für die Aufnahme dieser CD schwirrte Maria Gstättner schon viele Jahre im Kopf herum. „Seit meinem fünften Lebensjahr trage ich ein Bild in mir, das bis heute nicht verblasst ist. In der Veitsch im Mürztal aufgewachsen, war ich an einem sonnigen Tag auf einer Wiese, die aussah, als ob sie mit Edelsteinen übersät gewesen wäre. Ich wollte mir die Edelsteine holen, da sah ich, dass es Tautropfen waren. Die Geschichten, die ich mit diesen Perlen nun verband, begleiten mich mein ganzes Leben. Die vorliegende Arbeit ist eine Ode an den wunderschönen Platz aus meiner Kindheit, jedes Stück eine Geschichte zu einer Tautropfenperle“, so die Fagottistin und Komponistin. Nun sollte es endlich so weit sein.

Und wie es eigentlich, kennt man die diversen Betätigungsfelder von Maria Gstättner, zu erwarten war, lässt sich die gebürtige Steirerin auch dieses Mal nicht von der gewöhnlichen Linie leiten. So wirklich eindeutig kategorisieren lässt sich das musikalische Tun ihres Quintetts nämlich nicht. Mehr als die Fagottistin und ihre Kolleginnen und Kollegen Stefan Heckel (Piano), Peter Herbert (Kontrabass), Judith Reiter (Bratsche, Stimme) und Tamara Friebel (Elektronik, Stimme) in irgendeinem Moment wirklich eindeutig werden, erschaffen sie vielschichtige, aber doch auch in ihrer Art sehr reduziert gehaltene Klanggemälde, deren stilbildenden Elemente aus den verschiedensten Richtungen stammen.

Musik im konstanten Schwebezustand

Ein wenig Jazz hier, ein wenig Kammermusik da, dann wieder leichte Einwürfe aus der Elektronik und Klangkunst, und, und, und. Genau aus dieser Unschärfe aber speist sich auch der besondere Spannungsgehalt der einzelnen Stücke. Klare, ordnungsgebende Strukturen lassen sich kaum festmachen. Vielmehr bewegt sich das Ensemble im freien Raum zwischen Komposition und Improvisation, was bedeutet, dass sich die Stücke quasi in alle Richtungen hin entwickeln.

Die Musik des Fünfers scheint sich in einem konstanten Schwebezustand zu befinden. Die zart bis impulsiv angespielten Melodien, die sirenenhaften Gesänge, das reduzierte Bassspiel, die sich bis in den letzten Winkel eines Raumes ausbreitenden Sounds, die feingliedrig definierten Bögen, nichts von dem berührt tatsächlich jemals den Boden. Und wenn einmal doch, geht es nach kurzer Zeit auch schon wieder weiter in die höher gelegenen verträumten und geheimnisvollen Sphären. Lauscht man dieser CD, ist es fast so, als würde man in eine Wolke eintauchen und mit dieser über faszinierende und farbenprächtige Klanglandschaften hinwegziehen. Ein Musikerlebnis, das sich auf diese wunderbare Art nicht allzu oft herausbildet.

Einige Tracks dieser CD werden auch in einem österreichischen Film zum Soundtrack: in Olga Pohankovas „Fiori di Strada – nicht wir sind die Verrückten“. Der Film soll 2015 erscheinen.

Michael Ternai

Foto Maria Gstättner © Bernhard Schramm

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