GNIGLER – „Straight On, Downstairs, 2nd Door Left“

Der spannungsgeladene und stilistisch nicht einzuordnende Klang an der Schnittstelle von Komposition und Improvisation: GNIGLER erheben auf ihrem neuen Album „Straight On, Downstairs, 2nd Door Left“ (col legno) das Agieren zwischen den Stühlen zur hohen musikalischen Kunstform.

Das von allen Zwängen losgelöste Spiel mit dem musikalisch Gegensätzlichen, die Verbindung und Verwebung des vermeintlich Unvereinbaren, die Neudefinition alter Regeln, das konsequente Unberechenbar- und Unvorhersehbarbleiben: Ja, diese Truppe hat es sich hörbar zum Ziel gesetzt, musikalische Akzente weit außerhalb des gängigen Rahmens zu setzen.

Gnigler bahnen sich auf „Straight On, Downstairs, 2nd Door Left“ einen eigenwilligen Weg von der Komposition hin zur Improvisation, von der geschlossenen Struktur hin zur vollkommen aufgelösten. Das auf dem Notenblatt Notierte trifft in den Stücken des Sextetts auf das Freie, es entwickelt sich ein gänzlich eigener Klang, der auf wunderbar stimmungsvolle und immens vielschichtige Weise aus den Boxen schallt.

Unvorhersehbare musikalische Wendungen

Albumcover „Straight On, Downstairs, 2nd Door Left“
Albumcover „Straight On, Downstairs, 2nd Door Left“

Die Sprache, der sich der Kopf und Gründer der sechsköpfigen Truppe Jakob Gnigler (Komposition, Tenorsaxofon) und seine Mitstreiter Philipp Harnisch (Altsaxofon), Alexander Kranabetter (Trompete), Simon Frick (Violine), Judith Ferstl (Kontrabass) und Niki Dolp (Schlagzeug) bedienen, ist jene des zeitgenössischen Jazz, stilistisch breit gefächert, traditionsfern, experimentell, grooveorientiert, aber auch rhythmisch vertrackt und mit vielen Ausfransungen hin zu anderen Genres wie etwa zur Neuen Musik, zur Kammermusik und zum Rock.

In den insgesamt elf Nummern schlägt das Pendel unentwegt in verschiedene Richtungen aus: von wild verspielt bis gediegen, sanft und geheimnisvoll, von melodiebetont bis undefinierbar schräg und exotisch, von minimalistisch bis hochenergetisch. Das Schöne an der ganzen Sache ist, dass man eigentlich nie sicher sein kann, wohin es einen letztlich verschlägt, wo das eigentliche Ziel der musikalischen Reise liegt. Man muss sich schon überraschen lassen, und wird es auch.

Jakob Gnigler und seine Band lassen es auf „Straight On, Downstairs, 2nd Door Left“ musikalisch ordentlich untypisch werden, und das auf eine sehr interessante, weil eben erfrischend unkonventionelle Art und Weise. Wer den Klang des Jazz also einmal etwas anders erleben will, ist bei Gnigler genau an der richtigen Adresse.

Michael Ternai

Gnigler live
22.02. Blue Tomato, Wien – Album Release Show

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col legno