Jazz, der nicht an seinen eigenen Grenzen Halt macht, sondern auf aufregende und vor allem ungemein abwechslungsreiche Weise die Nähe auch zu anderen Genres sucht – genau ein solchen bekommt man auf „First Flow“ (Freifeld Tonträger), dem Debüt des GERHARD ORNIG TRIOS, geboten.
Drei Instrumentalisten unterschiedlichen Backgrounds, die sich trotz ihrer Verschiedenheit eines teilen – den Willen, neue musikalische Wege zu erkunden. Der Jazz, den das Trio rund um den österreichischen Trompeter und Komponisten Gerhard Ornig auf seinem Album „First Flow“ verwirklicht, ist einer der sehr traditionsfernen und erfrischend unkonventionellen Note. Was der Bandleader aus der Steiermark und seine beiden Mitstreiter, der Amerikaner Matt Adomeit am Bass und der Ungar Attila Gyárfás am Schlagzeug, zu ihrem Programm machen, ist das offene und von allen Zwängen losgelöste Zueinanderführen des vermeintlich Gegensätzlichen. Die drei Protagonisten jonglieren geradezu mit den verschiedenen Stilen und Spielarten, sie fassen sie ideenreich zu etwas musikalisch Ureigenem zusammen, das zwar am Regelwerk des Jazz angelehnt ist, aber dennoch dessen definierte Grenzen mit einem großen Satz überschreitet.
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Unvorhersehbare Richtungswechsel
Der bewusst etwas kantiger gehaltene Sound des Dreiergespanns ist geprägt von einer ungewöhnlichen Wechselhaftigkeit. Eine jede Nummer erfährt etliche unvorhersehbare Richtungs- und Tempowechsel, die das Geschehen immer wieder in andere musikalische Umgebungen verlagern. Verspielt groovende Passagen wechseln sich mit feurigen Improvisationen ab, ruhige, gefühlvolle und von gediegenen Melodien getragene Momente formen sich zu hochenergetisch pulsierenden Wellen, ein lässig vor sich her swingender Ton geht in experimentell Vertrackte über und, und, und. Das Schöne ist, dass die Stücke dabei nie ins Chaotische verfallen oder eine Sperrigkeit, sondern immer nachvollziehbar und damit zugänglich bleiben und dabei auch noch wirklich eine Menge Stimmung entfalten.
Das Gerhard Ornig Trio lässt es auf seinem Erstlingswerk – wie es auch der Titel „First Flow“ bereits andeutet – musikalisch richtiggehend fließen. Und das auf eine ausgesprochen spannende, weil sehr variantenreiche Art. Gerhard Ornig und seine Kollegen zeigen ein Gespür für einen packenden Ton, der in einem ausgesprochen hohen Maße zu unterhalten weiß.
Michael Ternai
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