FRODL/GARTMAYER/KIENBERGER/MATBOU RIAHI/SEMLITSCH/STEMESEDER/YANNILOS – „First Contact“

Losgelöst von allen musikalischen Zwängen und Konventionen – auf „First Contact“ (Freifeld Tonträger), dem Album des sich um den Schlagzeugers ALEXANDER YANNILOS scharrenden Wiener Musikerinnen- und Musiker-Kollektivs – regiert einzig die in virtuoser Weise dargebrachte Form des freien Spiels.  

Cover First Contact
Cover “First Contact”

Dieses Album erzählt die Geschichte über das erstmalige in dieser Konstellation stattfindende Aufeinandertreffen von sieben, in ihrem Stil sehr unterschiedlichen Musikerinnen und Musikern unter besonderen Rahmenbedingungen in einer ungewöhnlichen Zeit im Geiste des von allen Kategorien losgelösten Spiels. Maria Frodl (Cello), Susanna Gartmayer (Bassklarinette), Philipp Kienberger (Bass), Mona Matbou Riahi (Klarinette), Andreas Semlitsch (Violine), Elias Stemeseder (Piano) und Alexander Yannilos (Schlagzeug) – allesamt als Experten und Expertinnen auf dem Feld der freien Musikform keine Unbekannten in der heimischen Jazzszene – haben sich im Juni des vergangenen Jahres im Wiener REAKTOR für einen Konzertabend zusammengeschlossen, um gemeinsam ein musikalisches Experiment mit unbekanntem Ausgang zu wagen.

Unvorhersehbar und spannungsgeladen

Wie sich auf „First Contact“ zeigt, ist dieses mehr als nur gelungen. Was die Beteiligten an diesem Abend zu Gehör brachten und nun auf Platte verewigten, ist der Klang der Improvisation in seiner Reinkultur, ein Sound, der sich zwischen freiem Jazz und zeitgenössischer Musik über unvorhersehbare Wege und in aufwühlend stimmungsvoller Weise ausdrückt. Das Geschehen pendelt zwischen gespannter Ruhe und Chaos, zwischen absoluter Reduktion und wilden noiseartigen Geräuscheskapaden. Aus den verschiedenen Elementen formt sich eine spannungsgeladene Klangästhetik, eine, die viel Atmosphäre entwickelt und einen geheimnisvollen Ton in sich trägt, der einen tief ins Geschehen hineinführt. Das Erstaunliche an der ganzen Sache ist, dass, obwohl quasi alles spontan entstanden ist, es sich dennoch nicht so anfühlt, sondern die Stücke sehr wohl eine einem roten Faden folgende Dramaturgie erkennen lassen.

„First Contact“ ist ein Album, das definitiv ein näheres Hinhören verlangt, lässt man sich aber auch die Musik des siebenköpfigen Kollektivs ein, eröffnet sich einem aber ein wirklich aufregendes Klangschauspiel, in das man gerne eintaucht.

Michael Ternai

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Link:
Freifeld Tonträger
REAKTOR