frauen/musik österreich: Frauenmusik, ein musikalisch-diskursiver Abend

Die Musikgeschichte ist eine von Männern geschriebene, von Männern dominierte. Doch auch in früheren Zeiten haben Frauen komponiert, musiziert und über Musik geschrieben – wenn auch in geringem Ausmaß. Das 20. Jahrhundert hat die Möglichkeit für Frauen eröffnet, auch das Gebiet der Musik für sich zu entdecken – und sie tun dies auch. Zum Thema findet am 3. März 2011, im mica-music austria, Stiftgasse 29, 1070 Wien ein Diskussionsabend unter dem Titel „Frauenmusik, ein musikalisch-diskursiver Abend“ statt. Beginn: 17 Uhr.

Noch immer sind im Bereich des professionellen Musiklebens mehr Männer präsent als Frauen. In Institutionen im Musikbereich sind nur wenige Führungspositionen mit Frauen besetzt. Der MusikerInnen-Nachwuchs hingegen ist zum größeren Teil weiblich – rund 60% der AbsolventInnen von österreichischen Musikhochschulen sind weiblich. In der mica-Musikdatenbank liegt der Frauenanteil unter den rund 700 KomponistInnen bei 15%. In der Studie „Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich“ (im Auftrag des BMUKK) aus dem Jahr 2008 ist folgende Geschlechterverteilung im Musikbereich angegeben: Frauen 26,1%, Männer 73,9% (Anzahl der ausgewerteten Fragebögen 1850, davon Musik: 264). Diese Studie hat auch gezeigt, dass gerade Frauen im künstlerischen Bereich in sozialer bzw. finanzieller Hinsicht besonders schlecht gestellt sind.

„Ich glaube, dass sich in den letzten Jahren die öffentliche Wahrnehmung im Bezug auf weibliche Musikschaffende in Österreich verbessert hat. Die Frauenmusik-Datenbank sehe ich als weiteren Schritt in diese Richtung, der im In- und Ausland darauf aufmerksam machen soll, dass es hierzulande zahlreiche Musikerinnen und Komponistinnen gibt, die es wert sind, im Rampenlicht zu stehen. Und vor allem sollte für all jene Frauen, die ihre musikalischen Ideen noch nicht der Öffentlichkeit präsentiert haben, ein Anreiz gegeben werden, sich dieser Herausforderung zu stellen.“ (Marilies Jagsch)

Fokus auf frauen/musik
Es war mica – music austria schon immer ein besonderes Anliegen, weibliche Musikschaffende ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Der Channel spot/on:frauen/musik im mica-Musikmagazin zeugt von diesen Bemühungen.

Ein weiterer Schritt ist, das Buch frauen/musik österreich, das vom Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMeiA) herausgegeben wurde und im In- und Ausland unter Musikschaffenden und MultiplikatorInnen auf großes Interesse stößt.

„… Uns fehlt noch ein bisschen der Mut gemeinschaftlich den Weg den Frauen vor uns, für uns beschritten haben zu Ende zu gehen. Es liegt noch einiges vor uns, Genderpolitik ist nicht abgehakt, auch wenn es momentan ein bisschen aus der Mode gekommen ist. Ich hoffe, dass uns “frauen/musik” da ein Stück weit unterstützen kann.“ (Saint Lu)

frauen/musik – Datenbank: stärkender Effekt für weibliche österreichische Musikszene
Die vom BMeiA unterstützte Datenbank frauen/musik enthält sämtliche Inhalte des Buches und bietet den Vorteil, in Zukunft stets aktuell gehalten werden zu können. Sie präsentiert prominent das Musikschaffen von Frauen. Der leichtere Zugang zu Wissen über zeitgenössisches weibliches österreichisches Musikschaffen wird zur Förderung dieses Schaffens und seiner Würdigung beitragen.

frauen/musik – Präsentationen im Ausland
Im Rahmen seines Frauen-Schwerpunktes unterstützt das BMeiA die Präsentation des Buches frauen/musik österreich sowie der Datenbank bei Veranstaltungen im Ausland. Diese Veranstaltungen, mehrheitlich durchgeführt von den österreichischen Kulturforen und sonstigen Vertretungsbehörden, sehen auch Auftritte weiblicher Musikgruppen vor.

Programm
17.00 Uhr Präsentation der frauen/musik Datenbank
Begrüßung: Sabine Reiter, Geschäftsführende Direktorin mica – music austria
Einleitung: Botschafter Dr. Martin Eichtinger, Leiter der Kulturpolitischen Sektion im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten
Präsentation der Datenbank: Doris Brady, mica – music austria

17.30 Uhr musikalische Intervention unter der Leitung der österr. Saxophonistin und Duduk-Spielerin Edith Lettner  

18.00 Uhr Podiumsdiskussion: mica focus „Die Gender-Schere im Musikbereich“
Moderation: Dr. Irene Suchy

TeilnehmerInnen:
Prof. Dr. Beatrix Borchard (Forschungsplattform Musik und Gender, Hochschule für Musik und Theater Hamburg), Angelica Castello (Musikerin, Komponistin), ao.Univ.Prof. Mag. Manon-Liu Winter (Musikerin, Komponistin), Dr.in Andrea Ellmeier (Koordinatorin für Frauenförderung und Gender Studies, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien), Univ.Prof. Dr. Andreas Dorschel (Leiter des „Zentrum für Genderforschung“, Kunstuniversität Graz), Mag. Hildegard Siess (Leiterin der Abteilung Musik und darstellende Kunst im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur)

Gibt es im Kunst- und Kulturbereich Gleichbehandlung oder ist die Gender-Schere hier weiter offen als in anderen Bereichen? Wie kann an der Verbesserung der Bedingungen für Frauen im Musikbereich gearbeitet werden? Wir fragen nach Wendepunkten, analysieren historische und gegenwärtige Strukturen.