Franz Koglmann mit dem Ernst-Krenek-Preis 2008 ausgezeichnet

Der Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien ergeht 2008 an den österreichischen Komponisten Franz Koglmann für sein Werk “Nocturnal Walks / Nächtliche Spaziergänge”, nach Motiven von Joseph Haydn mit der Originalstimme von E.M. Cioran.

Mit großem Erfolg ist das Stück mit dem vollen Titel “Eine Gedankendämmerung nach Motiven von Joseph Haydn, mit der Originalstimme von E. M. Cioran” im Mai als der österreichische Beitrag zur Europäischen Kulturhauptstadt 2007 im rumänischen Sibiu/Hermannstadt mit dem exxj ensemble xx.jahrhundert unter der Leitung von Peter Burwik sowie mit Koglmann als Solisten an Trompete/Flügelhorn uraufgeführt worden. Bei col legno ist das Stück gemeinsam mit der originalen Haydn-Symphonie in einer Aufnahme des Haydn Orchester von Bozen und Trient unter Gustav Kuhn auch auf CD erhältlich. (WWE 1CD 20273)

“Ich habe alle Themen von Haydns ,Hermannstädter Symphonie’ verwendet, zum Teil in Originalgestalt, zum Teil in Variationen, anderen Harmonien und Rhythmen. Außerdem gibt es harte Montageschnitte, was auch den Sinn hat, die Ambivalenzen von Cioran zum Ausdruck zu bringen, der einerseits ein totaler Skeptiker, andererseits aber ein recht lebensfroher und keineswegs trübsinniger Mensch war,” erläuterte Franz Koglmann sein Vorgehen in einem Interview. Neben Koglmann als Solist spielen auch Akkordeon und Vibraphon eine Rolle – “weil es dadurch vielleicht ein bissl was Ranziges kriegt” (Koglmann).

Dritter unsichtbarer “Akteur” und Mentor des musikalischen Gedankenspaziergangs ist der Philosoph E. M. Cioran, auch das ergab sich aus dem Widmungsort Hermannstadt – Cioran wurde in der Nähe von Sibiu geboren. Franz Koglmann gelang der Spagat, echten Jazz über Haydns “Hermannstädter Symphonie” (man fand dort eine Abschrift, deshalb Hermannstädter) zu ersinnen und obendrein noch Cioran quasi als sinnierenden Spaziergänger in sein Opus zu integrieren. Zitate aus Radiointerviews mit Ciorans Originalstimme gliedern das Stück, strukturieren auch seinen emotionalen Gehalt.

 

 

Franz Koglmann wurde 1947 in Mödling bei Wien geboren. Er ist gleichermassen Jazzmusiker (Trompete, Flügelhorn) und Komponist und wird international als wesentlicher Erneuerer am Schnittpunkt von Jazz und Europäischer Moderne rezipiert. Seine zahlreichen Werke (darunter die Oper “Fear Death by Water”) erschienen bei den Labels HAT HUT, between the lines, Handsemmel und bei col legno. Mit seinen diversen Ensembles konzertierte er weltweit bei vielen Festivals. Seine Auftragskompositionen wurden von den Dirigenten Sylvain Cambreling, Peter Burwik, Dennis Russell Davies, Gustav Bauer, Emilio Pomarico aufgeführt bzw. eingespielt.  Koglmann erhielt wichtige Preise, darunter den Preis der Stadt Wien (2001), den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich (2003), den Hans Koller-Preis (CD des Jahres 2003). Koglmann lebt in Wien und Sittendorf (Niederösterreich).

Der 1985 anlässlich des 85. Geburtstages von Ernst Krenek von der Stadt Wien gestiftete Preis ist die höchste Auszeichnung die Wien für eine besondere Leistung im Bereich der Musik zu vergeben hat. Der Preis ergeht alle zwei Jahre aufgrund des Vorschlages einer unabhängigen Jury. (hh)

Foto Franz Koglmann: Elfie Semotan