Franz Koglmann – “Lo-lee-ta”

Mit Franz Koglmann ist am 16. Mai einer der wohl facettenreichsten und renommiertesten österreichischen Musiker in der Kunsthalle Wien im Museumsquartier zu Gast. Der vielfach ausgezeichnete Trompeter präsentiert gemeinsam mit seinem Monoblue Quartet sein aktuelles Programm mit dem Titel “Lo-lee-ta”, welches er Vladimir Nabokov, dem “Magier der genialen Kühle” (Giorgio Manganelli), dem “Entdecker und Erzeuger sinnlicher Subtilitäten, dem Meister des Schwebenden, Atmosphärischen” (Brigitte Kronauer) widmet. Anschließend trifft er auf den Organisten und Elektronik-Avantgardisten Wolfgang Mitterer.

Franz Koglmann kann man getrost als echten musikalischen Grenzgänger bezeichnen. Ihn in eine bestimmte stilistische Kategorie einzuordnen, ist eigentlich nicht möglich. Dafür tanzt er einfach auf zu vielen Hochzeiten. Egal ob nun im Jazz oder in der Neuen Musik, der Wiener findet sich in nahezu jedem Metier bestens zurecht. Das vorrangige Ziel Koglmanns ist es stets, durch die Improvisation traditionell festgesetzte Grenzen zu durchbrechen und neue Möglichkeiten zur Erschaffung von Musik zu finden. Ein Festhalten an alten Standards ist nicht wirklich sein Ding. Nicht selten spielt in den Werken des Wieners auch Literatur eine große Rolle. Man denke etwa nur an die musikalische Bearbeitung der Texte von Ezra Pound oder T.S. Elliott. Ähnlich verhält es sich auch bei seinem aktuellen Projekt, in dem er sich thematisch mit Werken des russisch-amerikanischen Autors Vladimir Nabokov auseinandersetzt.

 

Der Trompeter unternimmt in seinem für das Monoblue Quartet – mit Tony Coe (Saxofone, Klarinette), Ed Renshaw (Gitarre) und Peter Herbert (Bass) – komponierte Programm “Lo-lee-ta” den Versuch, Nabakovs Texte in die Sprache der Musik zu übersetzen. Und dabei offenbaren sich manch ungeahnte Parallelen zwischen beiden Künstlern. Wie Nabakov arbeitet auch Koglmann mit dem Unvorhersehbaren. Mit Vorliebe locken die beiden Künstler ihr Publikum auf falsche Fährten und überraschen es immer wieder mit neuen plötzlichen Wendungen.

 

Als Ausgangspunkt für “Lo-lee-ta” dient das von  Bob Harris komponierte “Love Theme from Lolita” von aus dem gleichnamigen Kubrick-Film. Eine musikalischer Orientierungspunkt, nicht mehr und nicht weniger. Koglmann unterzieht das Tonmaterial des Films einer kompletten Neubearbeitung. Die musikalische Vorgabe zerlegt er in seine Einzelteile, um sie letztlich in vollkommen neuer Form zu lassen.

 

Im zweiten Teil des Abends tut sich Franz Koglmann mit den Organisten und Elektronik-Avantgardisten Wolfgang Mitterer zusammen, um gemeinsam die Grenzen musikalischer Ausdrucksformen neu zu definieren. Wie Koglmann ist auch Mitterer ganz dem klanglichen Experiment und der Improvisation verhaftet. Eine spannende Sache.(mt)

 

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Kunsthalle Wien