Aufgepasst, mit Fräulein Hona scharrt eine Band in den Startlöchern, die durchaus das Potential zu haben scheint, in einem größeren Ausmaß auf sich aufmerksam machen zu können. Das Ende des vergangenen Jahres erschienene Debüt „The Ground Beneath Our Feet“ besitzt nämlich alles, was ein Album von Klasse haben muss, um Beachtung geschenkt zu bekommen, Songs, die unter die Haut gehen, eindringliche Melodien, die sich vom ersten Moment an in den Gehörgängen festsetzen und diese auch nicht mehr so schnell verlassen und natürlich viel, viel Tiefe und Gefühl. Was sich dem ersten Eindruck nach vielleicht musikalisch bekannt liest, entpuppt sich letztlich aber erfreulicherweise als ein sehr eigenständiger und gelungener Versuch einer Interpretation dessen, was man unter dem Begriff Acoustic-Folk üblicherweise zu verstehen glaubt.
Die Songs von Fräulein Hona haben etwas sehr Ursprüngliches an sich, etwas sehr Authentisches und Ungekünsteltes, das in Sachen Tiefgang über das sonst so im Folk-Kontext Dargebotene doch weit hinausgeht. Man hört, dass hier vier Musikerinnen am Werken sind, die sehr wohl eine exakte Vorstellung davon haben, in welche Richtung sie gehen wollen. Ihren Sound weit abseits jeder Pop-Massenware ansiedelnd, gelingt es Kerstin Eckert (Gesang, Gitarre, Piano, Percussion, Melodica), Melanie Künz (Gesang, Gitarre, Cello, Percussion, Glockenspiel, Melodica), Johanna Schmid (Gesang, Gitarre, Piano, Cello, Ukulele, Percussion) und Judith Prieler (Gesang, Violine, Glockenspiel, Percussion), den vier Köpfen hinter Fräulein Hona, auf sehr schöne und auch erfrischend dezente Weise ihre eigenen Akzente zu setzen, sei es über ein Mehr an klanglicher Vielfalt, über mehrstimmige Gesangsparts oder einfach über einen auffallend abwechslungsreichen Aufbau der Nummern.
Die besondere Stärke von Fräulein Hona offenbart sich vor allem im Songwriting. Wüsste man nicht, dass es sich hier um vier blutjunge Musikerinnen handelt, man wäre geneigt zu glauben, man hätte es hier mit einer bereits routinierten und mit allen Wassern gewaschenen Truppe zu tun, so ausgeklügelt und durchdacht arrangiert erklingt das, was Fräulein Hona zu Gehör bringt. Auf alle uninspirierten Schnellschüsse verzichtend, geht das Quartett auch schon einmal von den sonst üblicherweise praktizierten Strophe-Refrain Songformaten ab. Kerstin Eckert und ihre Kolleginnen lassen ihren, in der Stimmung zwischen charmant beschwingt und herzzerreißend melancholisch angesiedelten Acoustic-Folk-Pop-Liedern den Raum und die Zeit, die diese benötigen, sich wirklich vollends zu entfalten.
Fräulein Hona ist definitiv eine Band, die man auch in der Zukunft im Auge behalten muss. Das Erstlingswerk „The Ground Beneath Our Feet“ ist ein betörend schönes Stück Musik geworden, eines, das einfach Spaß macht, gleichzeitig aber auch in hohem Maße die Seele anspricht. Wirklich gelungen. (mt)
Fräulein Hona live
08.03. Schmid Hansl, Wien, mit Kristianix, Lenz & Friendz