Fijuka – Pop im kunstvollen Gewand

Es kommt wirklich selten, aber erfreulicherweise dann doch mal vor, dass man sich durch ein Album hört, und nachdem der letzte Ton dieses erklungen ist, sich selbst eingestehen muss, dass man unerwartet getroffen worden ist. So verhält es sich zumindest bei dem auf Seayou Records erscheinenden  selbstbetitelten Debüt des Wiener Duos Fijuka. Man hat es hier mit einem Album zu tun, das einen mit einem Gefühl zurücklässt, als wären alle ersehnten Glücksmomente in gebündelter und intensivster Form in aller Plötzlichkeit auf einen eingeprasselt. Man kann das Geschehene zwar noch nicht so richtig fassen und einordnen, weiß aber, dass da gerade etwas Besonderes geschehen ist. Grundsätzlich sollte man mit Superlativen ja eher sparsam umgehen, und vielleicht mag die Euphorie der Affinität des Verfassers dieses Textes zu dieser Art der Musik geschuldet sein, aber dennoch liegt man vermutlich nicht allzu falsch, behauptet man, dass Ankathie und Judith Filimónova, den beiden Köpfen hinter diesem Projekt, mit ihrem Erstlingswerk ein großer, großer Wurf gelungen ist. Was Fijuka nämlich bieten, ist eine ungemein abwechslungsreiche und niveauvolle Form des Art-Pop, der schlicht und einfach unter die Haut geht.

Klar, die musikalischen Ingredienzen des Fijuka-Sounds, sind nicht neu, und ja, es lassen sich hin und wieder auch schon Parallelen zur Musik einer Pop-Ikone wie Kate Bush ziehen (und das nicht nur, weil sich das Duo schon erfolgreich und gelungen an deren Klassiker „Running Up That Hill“ versucht hat), doch was Ankathie (Synthesizer, Gesang) und Judith Filimónova (Bass, Gesang) aus all den verschiedenen Versatzstücken und ihren Ideen entstehen lassen, besitzt eine ganz eigene Schwingung.

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Auch weil die beiden eine klangliche, wie auch stilistische Vielfalt zulassen, die im gewöhnlichen Kontext des modernen Pop sonst eher selten anzutreffen sind. Mal packen sie die funkige Discokugel aus (Phantom Sentimental, 58), mal geben sie sich verträumt, sanft und ausdrucksstark (icecubes on a cactus in a desert in the spring pt.II), um sich im nächsten Moment von einer richtig verspielten Seite (Meredith) zu präsentieren. Darüber hinaus zeigen sie sich ebenso dem musikalischen Experiment nicht abgeneigt und gehen in ihrem Songaufbau schon das eine oder andere Mal ab von den üblichen Schema-F Formaten.

Was Ankathie und Judith Filimónova aber besonders auszeichnet, sind ihre Fähigkeit und ihr Verständnis, den Songs Tiefe und Gefühl zu verleihen, ihnen eine Art kunstvollen Anstrich zu verpassen, ohne dabei aber selbst irgendwie angestrengt gekünstelt zu wirken. Ihr von feinsten Melodien getragener und nuancenreicher Pop ist, zugegeben, einer sehr individuellen Note, die aber die ganze Sache zu einer umso interessanteren werden lässt. Die Songs wachsen mit jedem Durchlauf, weil sie eben ein jedes Mal auch immer wieder neue kleine Geheimnisse, Details und Zwischentöne offenbaren.

Oftmals kommt es ja vor, dass aufgrund großer Ambitionen, von denen Ankathie und Judith Filimónova während ihres zweijährigen Schaffensprozesses hörbar beseelt waren, nicht selten das Ziel aus den Augen verloren wird. Doch im Falle des Debüts dieses Duos darf man zum Schluss kommen, dass von den beiden Musikerinnen alles richtig auf den Punkt gebracht worden ist, und zwar auf eine Weise, die letztlich nur in Staunen versetzt.
Michael Ternai

Foto Fijuka © Clemens Schneider

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