Erstklassigen avantgardistisch angehauchten Jazz aus Österreich gibt es im Rahmen der FAT TUESDAY Konzertreihe am 10. Juni im Grazer Orpheum. Mit dem Gitarristen Karl Ritter und dem Jazzquartett Falb Fiction sind zwei Acts zu Gast, die das freie Spiel perfekt beherrschen und mit traditionellen Hörgewohnheiten schon das eine oder andere Mal brechen, um etwas vollkommen Neues entstehen zu lassen.
Die Grenzen immer wieder zu überschreiten, das Machbare auszuloten, so etwa könnte das Motto der jungen Jazztruppe rund um die österreichische Saxophonistin und Komponistin Viola Falb lauten. Die vierköpfige Band interpretiert den Begriff des Jazz, als ein offenes Feld, das es gilt, durch das freie Spiel zu bearbeiten und zu formen. Musik wird nicht statisch begriffen, sondern als ein sich ständig im Fluss befindliches Phänomen, das seine Form immer wieder verändern kann. Viola Falb und ihre Kollegen haben schon zu zahlreichen Anlässen unter Beweis gestellt, welch immenses kreatives Potential in ihnen steckt.
In einem fast blindem Verständnis werfen sich die die Hans Koller Preisträgerin und ihre drei Mitmusiker die Ideen wie Bälle zu und verarbeiten diese in ein facettenreiches und an Stilen und Spielformen sehr vielschichtiges Ganzes. Stets vom Drang beflügelt, Neues auszuprobieren, entwirft das Ensemble auf diese Weise eine höchst eigene Klangsprache, welche nur schwer in eine bestimmte Kategorie einordenbar ist. Mal gibt man sich dabei sanft groovend, mal hochenergetisch. Viola Falb und ihre Band spielen Jazz in einer zeitgemäßen Form, in der Eingängigkeit und Komplexität keine Gegensätze bilden.
Karl Ritter gehört unbestritten zu den versiertesten und vielseitigsten Gitarristen der heimischen Jazzszene. Betrachtet man seine zahlreichen Projekte, eröffnet sich ein enorm weites Feld an Stilen und unterschiedlichsten Spielweisen. Die Kunst, diese einzelnen Versatzstücke und Elemente der verschiedenen Genres miteinander zu verbinden, beherrschen nur wenige so meisterlich, wie es der österreichische Gitarrist tut. Stilistisch ist Ritter so und so nicht einer bestimmten Kategorie festzumachen. So fühlt sich der Ausnahmeinstrumentalist nicht nur im Jazz, wo er seine ersten Schritte tätigte, zu Hause, sondern auch in der Improvisation, im Jazz und Rock, in der Elektronik sowie in der Klassik.
Auch ist der Musiker stets darum bemüht, seine Kompositionen stetig weiterzuentwickeln, sie zu verändern und bei jeder Gelegenheit neu zu interpretieren. Das enge Korsett des Festgeschriebenen legt Karl Ritter bewusst ab, um sich neue Freiräume zu schaffen. In seinem hochgelobten „Weiße Wände“ weiß der Gitarrist diese zu nutzen. In bester Improvisationsmanier vollführt der Gitarrist gemeinsam mit seinen beiden kongenialen Partnern Mitmusikern, dem Schlagzeuger Herbert Pirker und dem Sänger Christian Rainer einen waghalsigen Spagat zwischen Komplexität und Eingängigkeit, zwischen Free-Jazz und Pure-Noise-Eskapaden. (mt)
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