„FANFARE CIOCĂRLIA WOLLTE ICH UNBEDINGT DABEI HABEN“ – ZENO STANEK (SCHRAMMELKLANG-FESTIVAL) IM MICA-INTERVIEW

Ab dem 8. Juli 2022 findet in Litschau das SCHRAMMELKLANG-Festival statt: Jürgen Plank hat mit dessen Leiter ZENO STANEK über ein Festival gesprochen, das WILLI RESETARITS mit zwei Konzerten präsentieren wollte. Basbaritenori und der Stubnblues werden nun ohne Resetarits im Waldviertel auftreten. Für Kinder und Jugendliche wird es Gesangs- und Theater-Workshops geben, eine Nachtwanderung inklusive Kulturprogramm ist ebenfalls geplant und auch Eisenbahnfans werden auf ihre Rechnung kommen: Der Schrammelklang-Express, der von einer Dampflok von Gmünd nach Litschau gezogen wird, hat mit JURE TORI aus Slowenien Live-Musik an Bord – und am Zielbahnhof in Litschau wird die im Waldviertel verortete Gruppe SATUO aufspielen.

Bei der Presseaussendung zum Festival im März 2022 war ein Schwerpunkt zu Willi Resetarits angekündigt, der am 24. April leider verstorben ist. Inwiefern ist Schrammelklang 2022 als Tribute to Willi Resetarits zu sehen?

Zeno Stanek: Wir stehen alle unter Schock und der ist bei uns auch noch nicht zu Ende. Zwei große Konzerte mit Willi Resetarits waren geplant, dabei bleibt es. Wir werden automatisch an ihn denken, weil die beiden Konzerte trotzdem stattfinden. Zum einen ist das das Konzert von Basbaritenori, die gemeinsam mit Ernst Molden auftreten werden. Und am Sonntag, den 10. Juli, werden wir trotzdem Stubnblues haben. Das habe ich wirklich davon abhängig gemacht, wie sich die Band entscheiden wird. Die Band wollte spielen, ohne Willi. Der Abend nennt sich „Stubnblues – in bester Gesellschaft“, sie laden sich Leute ein, die mitspielen.

Bild Basbaritenori
Basbaritenori (c) Michael Hedl

Welche besondere Beziehung hatte Resetarits zum Waldviertel?

Zeno Stanek: Willi hatte eine Zeitlang ein Haus im Waldviertel und hat dort gelebt. Und er ist sehr gerne bei uns am Festival aufgetreten, das ist die besondere Beziehung. Die Lücke, die Resetarits hinterlässt, wird bleiben. Wir müssen da rundherum fahren. Er ist nicht ersetzbar, in keiner Weise. Nicht als Musiker und Interpret, nicht als Mensch, nicht als Kopf. Das ist keine Lücke, die man füllen kann. Er war einmalig. Ich finde es wichtig, seinen Gedanken der Menschlichkeit nachzufolgen. Seine Musik ist ja noch da, man kann ihn hören, aber er fehlt uns als Mensch und als Philosoph. Eine Stimme, die sich zur aktuellen Situation zu Wort meldet.

„Bei Philipp Lingg glaube ich, dass er von den Grundschwingungen her zum Schrammelklang passt“

Bild Phillipp Lingg
Phillipp Lingg (c) Roswitha Schneider

Damit zu einem weiteren Programmpunkt von Schrammelklang 2022: Philipp Lingg aus Vorarlberg wird am 15. Juli auftreten, er mischt im Gesang Dialekt und Englisch. Warum passt das zum Festival?

Zeno Stanek: Das ist eine reine Gefühlsgeschichte. Ich glaube, dass er von seinen Schwingungen her passt. Ganz sicher bin ich mir eh nicht, aber das probieren wir einfach mal aus. Das ist ein sehr guter Musiker, der auch Witz hat. Ich glaube, gerade wenn sich jemand mit der Sprache spielt, dann ist er beim Schrammelklang auch richtig aufgehoben. Wir grenzen uns schon ab vom Dialektlied, aber: Bei Philipp Lingg glaube ich, dass er von den Grundschwingungen her zum Schrammelklang passt.

Auch Karl Ritter wird am 16. Juli gemeinsam mit Hans Theessink und den Neuen Wiener Concerts Schrammeln etwas ausprobieren. Was ist dann da geplant?

Zeno Stanek: Das ist ein Parallel-Konzert, mit dem schönen Titel „Zwa wean ans“. Das ist ein Steckenpferd von Karl Ritter. Diese Parallel-Konzerte hat er ja auch schon im Porgy & Bess ausprobiert und das hat recht gut funktioniert. Ich habe diesen Programmpunkt an eine Position gesetzt, am Samstag am späteren Abend, an der wir immer ein wenig experimentiert haben. Karl Ritter hat gesagt, er wollte immer schon wissen, wie es ist, wenn man in der Disco zwei Plattenspieler zugleich abspielt. Hans Theessink war auch schon bei uns und Ritter hat versucht, die Musik von Theessink und die Musik der Concert Schrammeln – jeweils von der CD – übereinander zu legen. Das hat hervorragend funktioniert. Es ist richtig gut, das eine belebt das andere, da entsteht ein richtig guter Sound. Zunächst wird jeder für sich spielen und irgendwann spielen sie dann parallel. So ist die Dramaturgie des Abends, das wird spannend und da freue ich mich darauf und es wird auch – was ich so mitkriege – von unseren Gästen mit Spannung erwartet.

Wie ist das mit dem Abschlusskonzert von Fanfare Ciocărlia aus Rumänien? Wird hier Wien bzw. Österreich bis zum Balkan weitergedacht?

Zeno Stanek: Ja, die waren schon mal bei uns. Da hatten wir einen Balkanschwerpunkt und ich wollte sie ja letztes Jahr haben und da war es schwierig sie ins Land zu kriegen, weil das ja eine internationale Truppe ist. Fanfare Ciocărlia wollte ich unbedingt dabeihaben. Als wilde Band, die eine tolle Stimmung macht, zum Tanzen! Das ist ein wilder Abschluss, den wir uns verdient haben.

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Es gibt im Rahmen von Schrammelklang auch Angebote für Kinder. Was ist da geplant?

Zeno Stanek: Das macht Angelika Steinbach-Ditsch. Auf der einen Seite ist das ein Workshop, der zwischen den Festival-Wochenenden stattfindet. Das ist kombiniert mit einem Theater-Workshop, da gehen wir mit den Kindern und Jugendlichen hinaus in den Wald. Da geht es darum, den Wald zu erleben, und die musikalische Ebene, die von Angelika erarbeitet wird, wird von Florian Bösel in Richtung Theater erweitert, denn er macht mit den Kindern Theater-Workshops. Weil wir ja jetzt in Litschau das Theater- und Feriendorf haben und sehr viel für Kinder und Jugendliche und Schulklassen anbieten. Die Erwachsenen könnten selbst an einem Workshop teilnehmen, denn die Kinder sind gut versorgt, weil wir uns auch um die Mittagszeit um die Kinder kümmern. Das machen wir unter der Woche und beim Festival wird Angelika wieder einen Workshop für Kinder und Jugendliche anbieten, bei dem Wienerlieder miteinander gesungen werden. Das ist etwas zum Mitmachen.

Bild Angelika Steinbach-Ditsch
Angelika Steinbach-Ditsch (c) Karl Satzinger

Ebenfalls zum Mitmachen ist der Schrammel-Express, was macht der denn am 10. Juli 2022?

Zeno Stanek: Der fährt von Gmünd nach Litschau, mit der Dampflok, das ist das Besondere daran.Jure Tori aus Slowenien wird mitfahren und spielen. Das ist ein sehr rühriger Musiker, der die Welt umreist. Ein Instrumentalist funktioniert in einem Zug alleine gut, er wird von Waggon zu Waggon gehen und während der Fahrt jeweils einige Nummern spielen. Dann kommt der Schrammel-Express in Litschau an und am Bahnhof gibt es ein Konzert von Satuo. Man kann in der Früh in Wien losfahren und noch 1 oder 2 Schrammelpfad-Konzerte sehen und am Nachmittag wieder zurück nach Wien fahren.

„Die Schrammeln waren Pop-Stars ihrer Zeit“

Auch ein Nachtprogramm inklusive Nachtwanderung wird es heuer geben, was ist da geplant?

Zeno Stanek: Eine Nachtwanderung machen wir jedes Jahr, ein Stationen-Musiktheater mit einem Abschlusskonzert, da können rund 200 Leute mitgehen. Wir starten gegen Mitternacht und man wandert durch Litschau und erlebt an verschiedenen Stationen künstlerische Beiträge. Heuer steht die Nachtwanderung unter dem Titel unseres Theater-Festivals „Hin und weg“: „Vorfahren“. Das werden wir ab jetzt jedes Jahr so machen, dass wir die Nachtwanderung unter den Titel des Theater-Festivals stellen. Es hat sich wunderbar ergeben, dass das Trio Lepschi eine neue CD mit dem Titel „Daumois“ herausbringen wird. Die CD wird an einem Teich in der Nähe von Litschau präsentiert.

Wieso ist denn die Verortung des Schrammelklang-Festivals in Litschau im Waldviertel gegeben?

Zeno Stanek: Kaspar, der Vater der Gebrüder Schrammel, war ein Litschauer. Er wurde 1811 geboren und ist dann in den 50er-Jahren des 19. Jahrhunderts nach Wien gegangen, nachdem seine erste Frau gestorben ist. In Wien hat er Aloisia Ernst kennen gelernt und mit ihr die zwei Buben bekommen. Johann und Josef hat er ans Konservatorium geschickt, die beiden haben Geige und Komposition studiert und sind dann – und das war natürlich die Sensation – zurück zur Volksmusik gegangen. Denn der Vater war Volksmusiker, Klarinettist, er hat die G-Klarinette gespielt, das so genannte picksüße Hölzl, damit ist er in Wien aufgetreten. Die Kinder haben Geige gelernt und haben, nachdem sie zur Volksmusik zurück gegangen sind, begonnen, eigene Kompositionen zu spielen. Sie haben zuerst ein Trio gegründet und dann ein Quartett und hießen innerhalb kürzester Zeit Die Schrammeln, obwohl sie sich zuerst Die Nussdorfer genannt haben. Sie wurden berühmt und machten Furore, weil sie so präzise und genau waren, komponiert haben und das Volksmusikalische nicht verlassen haben. Die Schrammeln waren Pop-Stars ihrer Zeit.

Herzlichen Dank für das Interview.

Jürgen Plank

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Schrammelklang Festival
8. – 17. Juli 2022, Litschau

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