Extracello – Nr. One

Eine ungemein facettenreich erklingende, vielschichtige und sehr abwechslungsreiche Klangreise durch das weite musikalische Universum –  genau eine solche bietet das Violoncello Quartett Extracello auf ihrem Erstlingswerk „Nr. One“. Was der Damenvierer in seinen Stücken betreibt, ist das kunstvolle und virtuose  Jonglieren mit den unterschiedlichsten Stilen und Spielformen, die bewusste Verweigerung sämtlicher Begrifflichkeiten. Extracello schlagen Brücken, von  der Tradition hin zur Moderne, von einem Stil hin zum anderen, vom Kitsch hin zur Ernsthaftigkeit und Anspruch und das mit einer selten zuvor gehörten Leichtfüßigkeit und Eleganz. Die Musik des experimentierfreudigen Quartetts scheint zu fließen, sie erfasst und trägt die HörerInnen auf einer Welle mit. Präsentiert wird „Nr. One“ am 30. Jänner im Wiener Porgy & Bess.

Es ist nicht so, dass sich nicht schon andere KünstlerInnen und Ensembles im Versuch, die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Stilen zu überwinden, geübt hätten. Heute ist das offene und von jeglichen Scheuklappendenken befreite musikalische Agieren eigentlich schon Voraussetzung. Diesen Ansatz aber in die große Kunst zu überführen, gelingt nicht immer.  Die vier Cellistinnen Edda Breit, Gudula Urban, Melissa Coleman und Margarethe Deppe sind, hört man sich durch ihr Erstlingswerk durch, in diesem Punkt über jeden Zweifel erhaben. Die vier Musikerinnen haben eine klangliche Vision, eine, die keinerlei Einschränkungen kennt und zulässt. Es regiert der Geist des Experiments, wenn sich das bislang schon weit umher gekommene Quartett daran machen, die Stücke mit Leben zu erfüllen. Irgendwo zwischen den Polen Klassik, Jazz, Pop, Rock und jenem der Improvisation wandelnd, entwerfen Extracello ihren ureigenen und unverkennbaren Gesamtsound, der so vielschichtig und facettenreich zum Erklingen gebracht wird, dass man schlicht in Staunen versetzt wird.

Extracello – Let’s have a talk by mica

Es ist vor allem diese unglaubliche Leichtigkeit, mit welcher das Vierergespann die unterschiedlichen Elemente in ein mitreißendes Ganzes übersetzt, die fasziniert. Klassische Musik in einer rockigen und ungemein grooveorientierten Version, kein Problem, Jazz und Improvisation in ein schräges, aber doch sehr elegantes kammermusikalisches Gewand gehüllt, mit links. Der Begriff „Crossover“ in Beschreibung von Musik wird heutzutage ja regelrecht inflationär gebraucht, im Falle von Extracello trifft er aber tatsächlich zu. Breit, Urban, Coleman und Deppe zeigen auf eindrucksvolle Art und Weise, dass es tatsächlich immer noch Pfade gibt, die es sich lohnt zu entdecken.

„Nr. One“ ist ein wirklich beeindruckendes Erstlingswerk geworden, das Lust auf mehr macht. Bleibt zu hoffen, dass Extracello auch in Zukunft noch einiges von sich hören lassen werden. Worin aber, bei dieser Qualität der Musik, kein Zweifel bestehen dürfte. (mt)

http://www.extracello.at/site/content/home/
http://www.porgy.at