„Es ist sehr wichtig seine eigene Meinung zu vertreten. Und auch danach zu handeln.“ – EMMA-MO im mica-Interview

Am 25. September 2020 erschien mit „Facetten“ (Fosbury Music) das Debütalbum von EMMA-MO. Die aus Niederösterreich stammende Sängerin und Songschreiberin erzählte Dominik Beyer in Interview, welche neuen Facetten sie während der Arbeit am gleichnamigen Album an sich entdeckt hat und was sie ihren Fans mit auf den Weg geben möchte.

Gratulation zum ersten Album. Deine Musik ist dem sogenannten Deutsch-Pop zuzuordnen. Wer ist deine bislang größte Inspiration in diesem Genre? 

Emma-Mo: Das ist gar nicht so leicht, denn mich inspirieren unterschiedlichste Künstlerinnen und Künstler. Egal in welcher Sprache sie singen. Primär alle, die ihre eigene Meinung sagen. Julian LePlay war mit Sicherheit sehr wegweisend für mich. Den finde ich sehr cool. Vor allem die Melancholie in seinen Texten. Das Album „Muttersprache“ von Sarah Connor war auch der Wahnsinn für mich.

Weil du gerade „Muttersprache“ erwähnt hast. Du hast bereits ein paar Covernummern im Dialekt veröffentlicht. Warum hast du dich bei deinem Album entschieden, auf Hochdeutsch zu singen? 

Emma-Mo: Ich habe früher ausschließlich nur englischsprachige Covers gesungen. Erstmals bin ich von der Jury bei The Voice (Austria) damit konfrontiert worden, als sie mich gefragt haben, in welcher Sprache ich eigene Songs schreiben würde. Da war die Antwort für mich klar: „In der Sprache, in der ich mich am besten ausdrücken kann.“ Und das ist natürlich meine Muttersprache. Nachdem ich im Alltag auch keinen Dialekt spreche, ist das Cover von Andreas Gabalier nur ein Experiment geblieben.

„Meine erste Bühne war eine Familienfeier.“

Hat es für dich im Leben ein bestimmtes Ereignis gegeben, das dich zur Musik gebracht hat? Wann hast du gemerkt, dass Musik für dich mehr als nur ein Hobby ist?

Emma-Mo: Meine Mutter hat mir erzählt, dass Musik bei mir schon als kleines Kind immer etwas ausgelöst hat. Entweder habe ich sofort zu tanzen begonnen oder ich habe mitgesungen. Texte konnte ich mir auch immer ganz leicht merken. Im Schultheater wurden mir immer die Rollen mit Gesangsparts zugeteilt. Einfach weil es mir so viel Spaß gemacht hat. Ab der Hauptschule habe ich auch richtig mit Gesangsunterricht begonnen. Meine erste Bühne war auf einer Familienfeier. Da hab ich „Ein Stern“ von DJ Ötzi/Nik P. gesungen [lacht]. Das war ein Schlüsselerlebnis für mich, weil ich gemerkt habe, dass ich Musik nicht nur für mich mache. Ich habe eben auch gern ein Publikum.

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Jetzt ist dein erstes Album fertig und veröffentlicht. Lief alles nach Plan? Was hast du dabei gelernt? 

Emma-Mo: Ich habe sehr viel dabei gelernt. Es war ein Prozess von drei Jahren. Da geht man durch Höhen und Tiefen. Höhen erlebt man, wenn alles so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Tiefen gehören da aber genauso dazu. Auch zwischenmenschliche Diskrepanzen.  Einmal konnte ich nach einem Streit mit einem ehemaligen Kollegen einen gemeinsamen Song nicht mehr verwenden. Das war sehr schade, denn er hat mir sehr gut gefallen. Viel Geduld braucht man natürlich auch. Wir haben seit der Veröffentlichung meiner ersten Single „Ich schieb mir die Wolken“ im September 2018 versucht, die Musik ins Radio zu bekommen. Knapp zwei Jahre später hat es aber erst geklappt. Da gibt es natürlich Phasen, in denen man an sich und seinen Songs zu zweifeln beginnt. Hier ist es wichtig, ein gutes Team um sich herum zu haben, um sich gegenseitig zu ermutigen.
Authentizität ist mir sehr wichtig. Ich möchte den Leuten zeigen, dass ich das, was ich mache, auch gerne mache. Und das darf man nie aus den Augen verlieren. Wenn Künstlerinnen und Künstler zu unnahbar werden, weiß man nicht mehr, wie sie drauf sind und wofür sie stehen. Und dann verschwindet das Interesse. Das ist jedenfalls meine Meinung.

„Am Anfang habe ich immer sehr hohe Ziele.“

Bild Emma-Mo
Emma-Mo (c) Kidizin Sane

Hast du dir vorab Ziele gesteckt für dein Album oder sind die Ziele während des Prozesses entstanden?

Emma-Mo: Am Anfang habe ich immer sehr hohe Ziele. Wenn ich jedoch merke, dass die nicht zu verwirklichen sind, dann adaptiere ich sie und bleibe realistisch, um am Ende nicht allzu enttäuscht zu sein. Das Hauptziel war aber, das Album fertigzustellen. Komme, was wolle. In weiterer Folge wollte ich selbstverständlich Airplay im Radio bekommen und so meine Fanbase erweitern.

„Facetten“ ist der Titel deines Albums. Hast du im Zuge dessen neue Facetten an dir kennengelernt?

Emma-Mo: Auf jeden Fall. Mir ist aufgefallen, dass es mir nicht leichtgefallen ist, mich anderen zu öffnen. Beim gemeinsamen Songwriting ist das aber notwendig. Das ging dann zum Glück immer besser im Lauf der Zeit.

Welche Themen inspirieren dich zum Songschreiben? Sind es Themen, die dich beschäftigen, oder Themen, von denen du glaubst, dass du damit eine gewisse Breitenwirksamkeit erzielen kannst?

Emma-Mo: Natürlich denke ich darüber nach, welche Themen für die Fans interessant sein könnten. Was kommt gut an? Ich bin aber der Meinung, dass das genau der falsche Weg ist. Denn das machen im Moment alle. Deswegen gibt es auch so viele Songs über Liebeskummer. So würde ich mich nur der Masse anpassen und wäre deswegen auch nicht authentisch. Ich versuche immer, meine eigenen Erlebnisse in Songwriting-Sessions zu verarbeiten. Geschichten von Freundinnen und Freunden und meinem näheren Umfeld kommen da auch infrage.

Du würdest dich als Vorbild für junge Frauen sehen, hast du einmal in einem Interview gesagt. Worauf achtest du dabei bei dir selbst?

Emma-Mo: Ich bin ja noch sehr jung. Aber ich versuche, junge Frauen dazu zu inspirieren, immer das zu tun, worauf sie Lust haben. Das zu sagen, was sie denken. Es ist sehr wichtig, seine eigene Meinung zu vertreten. Und auch danach zu handeln. Und deswegen möchte ich auch meine eigenen Pläne verwirklichen und in die Tat umsetzen. Auch wenn es nicht immer bequem ist.

Glaubst du, dass Musik etwas bewegen kann?

Bild Emma-Mo
Emma-Mo (c) Kidizin Sane

Emma-Mo: Ich glaube, dass Musik etwas bewegen kann. Ich arbeite selbst im sozialen Bereich mit Kindern und Jugendlichen. Hier merke ich ganz oft, dass Musik eine Therapie ist, die vieles aufarbeiten und heilen kann. Das ist natürlich sehr individuell. Ganz Besonders, wenn Musik gewisse Tabuthemen aufgreift. Das muss man sich natürlich auch trauen als Künstlerin bzw. Künstler.

Wie gehst du hinsichtlich deines Album-Releases mit der derzeitigen Situation um? 

Emma-Mo: Geplant war ein Konzert im Freien. Aufgrund neuer Beschränkungen der Gemeinde haben wir uns dann aber für ein Streaming Konzert entschieden, um es trotzdem stattfinden zu lassen. Verbreitet habe ich es über meine Social-Media-Kanäle. Das war ganz anders. Aber auch sehr schön. Man muss das Beste daraus machen.

Hat dich Corona beeinflusst? Denkst du, dein Album hätte anders geklungen, wäre es nach Corona geschrieben worden? 

Emma-Mo: Corona hat mein Denken und auch mein Verhalten sicherlich beeinflusst. Ich bin nachdenklicher geworden. Das auf jeden Fall. Aber mein Album würde nicht stark anders klingen. Da bin ich mir auch recht sicher.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Dominik Beyer

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