Auf ihrem 2015er Debütalbum „Starchild“ wandelte AISHAE musikalisch noch auf einem tanzbaren Pfad zwischen Soul, Nu-Jazz und Electronica. Vier Jahre später zeigte sich der musikalische Weg der Wiener Sängerin und Produzentin „Twin Swan” vollkommen verändert. Akustisch, mit Frauenchor, still, reduziert, experimentell und sehr persönlich. Aktuell arbeitet AISHAE an neuem Material. Was man von einem kommenden Album erwarten darf, verrät sie im Interview mit Michael Ternai.
Dein letztes Album „Twin Swan“ ist Jänner 2019 erschienen? Nach einigen Konzerten ist es um dich dann etwas still geworden. Womit hast du dich in der Zwischenzeit beschäftigt? Wann kann man wieder mit neuen Songs von dir rechnen?
AishaE: Ich habe aus diversen Gründen einfach Zeit gebraucht, wieder zu mir zu kommen und die Muse zu entwickeln, wieder etwas anzugehen. Jetzt habe ich das Gefühl, dass sich dieser Flow wieder entwickelt hat. Mein Ziel für die nächsten Monaten ist, einfach ein paar knackige Nummern zu produzieren. Und das ist eine Herausforderung, weil ich quasi alles selber mache. Zudem will ich die Dinge genau und perfekt machen, und dieser Prozess kann dann schon mal etwas dauern. Jetzt aber will ich die besten sechs Nummern wirklich fertig machen, sprich, sie arrangieren und mit Musikerinnen und Musikern aufnehmen.
„Ich werde nichts mehr ohne Beats machen.“
Die erste Platte „Starchild“ war noch jazzig angehauchte, tanzbare Popmusik, wohingegen dein zweites Album „Twin Swan“ musikalisch ja komplett aus dem Raster gefallen ist. Die Musik war vom Sound her sehr reduziert und experimentell. Alleine eine Harfe, eine Gitarre und ein Gesangsquartett. Dazu noch deine Stimme. Mit Pop hatte diese Platte eigentlich recht wenig zu tun. Kannst du uns verraten, in welche Richtung du auf dem nächsten Album zu gehen gedenkst. Was darf man erwarten?
AishaE: Im Grunde genommen ist es so, dass etwas so wird, wie ich es im jeweiligen Moment verspüre. Der einzige rote Faden sind meine Stimme und wie ich die Sachen arrangiere. Und ja, die ersten beiden Alben sind in ihrer Art sehr verschieden geworden. Einen solchen Wechsel in der Stilistik habe ich jetzt aber nicht vor. Ich will quasi dort anknüpfen, wo ich auf „Twin Swan“ aufgehört habe. Mit neuen Ideen natürlich, da ich mit dem Material des letzten Albums doch gewisse Erfahrungen gemacht habe. Was im Vergleich zu „Twin Swan“ auf jeden Fall anders sein wird, ist, dass ich bei den neuen Nummern Percussions einsetzen werde. Ich werde nichts mehr ohne Beats machen. Das macht vor allem live einen großen Unterschied.
Ich möchte es so ähnlich machen wie zum Beispiel Björk, die es geschafft hat, avantgardistische und andere schräge Elemente in ein Popraster einzupflegen. In diese Richtung hin will ich meine Musik verfeinern. Man kann sagen, dass es energetischer wird. Generell soll es eine noch tightere Version des letzten Albums werden. Das ist der Plan.
Was mir ebenfalls am Herzen liegt, ist, dass ich in den neuen Nummern auch meine Wurzeln verarbeiten möchte. Mein Vater stammt aus Ägypten und meine Mutter aus dem Mühlviertel. Ich habe auf den Zeitpunkt gewartet, wo es in mir zu diesem Thema wirklich brennt und ich dies auch präsentieren will. Jetzt fühle ich mich bereit dazu. Es wird jetzt sicher nicht in eine weltmusikalische Richtung mit Tabla oder ähnlichen Instrumenten gehen, davon war ich nie wirklich ein Fan. Ich denke eher, dass es ein Fusion-Ding wird.
Woher stammt dein Interesse, den Pop in eine avantgardistische Richtung zu entwickeln, eigentlich?
AishaE: Ich habe eigentlich immer schon viele verschiedene Musikgenres gehört. Mir hat immer viel gefallen. Natürlich hat es immer wieder bestimmte Phasen gegeben. Eine Zeit lang habe ich fast ausschließlich die Beatles gehört. Mein Vater, der damals auch aufgelegt hat, hat mich dann einmal dem Funk und Soul nähergebracht. Zudem hat er auch viel arabische Musik gehört, was mich natürlich auch geprägt hat. Mit meiner Mutter habe ich viel aus dem österreichischen Liederbuch gesungen, also Heimatlieder und Klassisches. Daher auch mein Zugang zur klassischen Musik.
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Durch mein klassisches Gesangs-Studium ist das alles dann total aufgebrochen. Die weiten Strukturen, in die ich meine Musik einbette, stammen aus dieser Zeit. Die klassische Ausbildung hat mich dazu veranlasst, in Bögen zu denken und nicht in gewöhnlichen Popstrukturen. Der avantgardistische Sound meiner Musik rührt zudem auch daher, dass ich versuche, meine Gefühle in Sounds auszudrücken. Und da denke ich wenig darüber nach, ob das jetzt irgendwelchen Popregeln entspricht. Es geht mir darum, akustisch eine Stimmung darzustellen, und die mag für manche etwas sehr ungewöhnlich sein. In den neuen Nummern will ich versuchen, alles noch weiter zu bündeln, meine Musik für die Hörerin und den Hörer verständlicher zu machen. Es ist, glaube ich, eine natürliche Entwicklung. Man kommt Stück für Stück der eigenen Vision von einem Sound näher.
„Man bekommt das Gefühl, das man es kann und eigentlich auf einem richtigen Weg ist.“
Du warst in der Vergangenheit bereits an einigen recht aufsehenerregenden Projekten beteiligt. So etwa hast du etwa in einem Projekt von I-wolf mitgewirkt. Wie sehr hat dich das in deinem Schaffen geprägt?
AishaE: Das Projekt von I-wolf hat mir auf jeden Fall geholfen. Vor allem dem Selbstbewusstsein hat es gutgetan. Und es war auch identitätsstiftend. So eine Tour mit anderen Musikerinnen und Musikern beeinflusst einen natürlich. Und auch der Zuspruch, den man erfährt, und die Aufforderung, weiterzumachen, machen etwas mit dir. Man bekommt das Gefühl, dass man es kann und eigentlich auf einem richtigen Weg ist. Das habe ich auf jeden Fall gebraucht.
Was schafft einen Song von dir? Welche Themen beeinflussen dich?
AishaE: Ich habe bemerkt, dass vieles, was ich mache, eigentlich oft mit Beziehung zu tun hat. Wie man sich in Beziehungen fühlt, was sich an Beziehungen ändert. Wie man leiden oder falsch liegen kann. Wie man sich in Menschen täuschen kann, die einen auf der anderen Seite aber dann doch etwas lehren. Es sind intime Situationen, die ich beschreibe, die manchmal auch widersprüchlich sein können. Daher auch das „Twin“ im Titel meines letzten Albums. Man spiegelt sich als Menschen in einer Beziehung. Das Album war ein sehr persönliches und vielleicht ein wenig in sich Gekehrtes. Die neuen Nummern sollen dahingehend, dann doch etwas extrovertierter. Es soll viel mehr Power und Feuer haben.
Du hast vorher erwähnt, dass du alles alleine machst. Gibt es aber dennoch Leute, die dir Tipps geben und auf deren Rat du hört, wenn es um Musik geht? Oder gehst du ganz deinen eigenen Weg?
AishaE: Eine gute Frage. Ich würde sagen, teils teils. Bei manchen Sachen frage ich natürlich schon andere, was sie da machen bzw. wie sie es angehen würden. Was Beats betrifft, vertraue ich zum Beispiel dem Schlagzeuger David Halasz, der auf dem kommenden Album definitiv mehr zu sagen haben wird. Ich kann zwar einen Beat notieren, aber es ist praktischer für mich, wenn ich einen Draft mache und sage, du kannst diesen gerne erweitern. Bei „Starchild“ hat noch wirklich alles so sein müssen, wie ich es wollte. Bei „Twin Swan“ war es, weil es doch ein sehr persönliches Album war, vielleicht auch noch so. Jetzt habe ich aber bemerkt, dass, wenn etwas im Kollektiv entsteht, das auch mehr wachsen kann.
Du arbeitest gerade an deinen neuen Songs. Wann darf man mit einem Album rechnen?
AishaE: Ich hoffe, dass es im Spätherbst oder im Winter erscheint. Es hat sich zwar einiges verschoben, aber ich habe mich aufgerafft und versuche, meinen Plan auch zu verwirklichen. Ich will für das Album auch dieses Mal Videos produzieren, was auch eine Herausforderung ist. Es wäre, denke ich, auch gut, vielleicht vorab auch eine Single zu releasen. Aber wir werden sehen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Michael Ternai
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AishaE live – Im Rahmen von Hand Made Music
15.8. – 19 Uhr
Hostel Ruthensteiner
Robert Hamerlinggasse 24
1150 Wien
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