Bedurfte es noch eines letzten schlagenden Beweises um die außergewöhnlichen Qualitäten dieser Truppe, mit „Observatory“ (Macro Recordings) haben Elektro Guzzi diesen nun in eindrucksvollster Manier abgeliefert. Man sollte mit Superlativen ja eher sparsam umgehen, aber womit das Wiener Dreiergespann seine Hörerschaft auf seinem nun erscheinenden dritten Album konfrontiert, das fällt schon stark unter die Kategorie genial.
Bernhard Breuer, Jakob Schneidewind und Bernhard Hammer haben sich in ihren neuen Nummern von ihrer bislang ohnehin schon nicht wirklich gewöhnlichen musikalischen Position noch weiter entfernt. Das Trio hat die Erde verlassen und kreist nun quasi im Orbit, von dem es aus sich dem, was man unter dem Begriff Techno zu verstehen glaubt, aus ganz neuen Perspektiven annähert. Es sind die im musikalischen Sinne Verschmelzung von Mensch und Maschine sowie die innovative Umsetzung elektronischer Clubmusik in einer klassischen Bandbesetzung, die von den Wienern auf eine fast schon beängstigend perfekte Weise betrieben wird.
Nichts, aber auch rein gar nichts wirkt in irgendeiner Art zufällig herbeigeführt. Jeder Ton, jeder Sound, jedes Geräusch macht Sinn, der Rhythmus tickt wie ein Uhrwerk und groovt unaufhaltsam hinein in einen hypnotisch wirkenden Zustand. Was sich im ersten Moment vielleicht ein wenig zu detailgenau, seelenlos und nüchtern liest, entpuppt sich als das genaue Gegenteil. Denn trotz aller Perfektion, und besonders dieser Aspekt lässt die Musik von Elektro Guzzi so sehr aus dem Rahmen des Gewöhnlichen fallen, schwingt immer noch diese, sagen wir, menschliche Note mit.
Klar, Bernhard Breuer, Jakob Schneidewind und Bernhard Hammer machen immer noch Techno, aber darüber hinaus dann doch auch noch viel, viel mehr. Was sie musikalisch auf den Weg bringen, geht weit über die üblichen stilistischen Begrifflichkeiten und Definitionen hinaus. „Observatory“ erklingt trotz all der zur Anwendungen gebrachten Soundverfremdungen und -bearbeitungen unglaublich organisch. Es ist nichts von dieser dem Techno oftmals anhängenden computergenerierten Kühle zu spüren, vielmehr strahlen die nuancenreich ausgearbeiteten und vielschichtigen Nummern eine gewisse wohlige Wärme aus, eine, die einlädt, einfach in das von dem Trio erschaffene Klanguniversum einzutauchen. Ebenso verstehen es die Wiener exzellent, es nie monoton werden zu lassen. Immer zum genau richtigen Zeitpunkt, wenn es der Spannungsbogen erfordert, kommt es zu einem fließenden Wechsel oder Übergang in eine neue musikalische Sphäre.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.
Elektro Guzzi geben mit „Observatory“ auf die Frage die Antwort, warum sie dort stehen, wo sie eben stehen, nämlich ganz oben. Sie legen ein Album vor, das schlicht und einfach auf faszinierende Weise die Augen wie die Ohren öffnet. Erscheinen wird „Observatory“ am 26. Mai. Offiziell live präsentiert wird es am 18. Juni im Wiener Flex.
Michael Ternai
Termine:
23.05. Stadtwerkstatt, Lint (A)
24.05. Stadtbad Wedding, Berlin (D)
30.05. EM15 MUTEK, Montral (CAN)
31.05. RBMA Festival, New York (USA)
02.06. AFC, New York (USA)
07.06. Pfingst Open Air, Passau (D)
18.06. Album Release, Flex, Wien (A)