In den letzten Jahren hat sich in Wien eine überaus lebendige Szene musizierender Komponistinnen etabliert, die auch international nicht unbemerkt geblieben ist. Die virtuose Kenntnis des eigenen Instrumentariums findet in höchst individuellen Kompositionen ihren Ausdruck. Im Rahmen des zweitägigen e_may Festivals sind im Wiener Kosmostheater ab dem 28. Mai einige Vertreterinnen dieser neuen Generation zu sehen und zu hören.
Das Festival wurde im Jahre 2007 von Gina Mattiello und Pia Palme mit dem Ziel gegründet, die Qualität und Vielfalt der Wiener Komponistinnenszene gebündelt sichtbar zu machen. Es sollte eine Plattform entstehen, auf der junge Künstlerinnen die Möglichkeit erhalten, im Dialog miteinander innovative und interdisziplinäre Arbeitsprozesse in Gang zu setzen.
Das Festival versteht sich als ein Ort, an dem traditionell festgesetzte Genregrenzen durchbrochen und neue musikalische Formen und akustische Ausdrucksmöglichkeiten durch die Einbindung anderer Kunstsparten wie etwa Videokunst, Performance, bildende Kunst und Literatur erforscht werden sollen. Dass dieses Konzept durchaus auf großes öffentliches Interesse stößt, zeigen die bisher drei überaus erfolgreichen Auflagen des Festivals.
Auch in diesem Jahr dürfen die BesucherInnen höchst interessanten musikalischen Darbietungen entgegenblicken. So stehen diesmal insgesamt sechs Uraufführungen, davon fünf Auftragswerke der Komponistinnen Katharina Klement, Pia Palme, Sophie Reyer, Marianna Tscharkwiani, Judith Unterpertinger und Joanna Wozny auf dem Programm. Musikalisch umgesetzt werden die Stücke von den renommierten Ensembles PHACE | CONTEMPORARY MUSIC und Platypus wie auch von den Komponistinnen selbst. Zudem gratuliert das Festival mit der Aufführung der Komposition „Settori“ (UA 1999) Olga Neuwirth, die 2010 als erste Komponistin den Großen Österreichischen Staatspreis erhalten hat.
Ebenfalls große Spannung verspricht das Aufeinandertreffen der drei Avantgardemusikerinnen und Komponistinnen Katharina Klement, Judith Unterpertinger und Pia Palme am 29. Mai. Im freien Spiel versucht das Trio mit einem höchst eigenwilligen Instrumentarium (Clavichord, Innenraumklavier, Aerofone und Elektronik), die hohe Kunst der Improvisation zu zelebrieren und Musik live entstehen zu lassen.
Für all jene, die sich für anspruchsvolle Kompositionen und moderner Musik im interdisziplinären Spannungsfeld begeistern können, sollte der Besuch beim e_may Festival 2010 im Kosmostheater eigentlich einen Pflichttermin darstellen. (mt)