Donaufestival 08 – Angst, Obsession, Beauty

“Angst, Obsession, Beauty” – so lautet das provokante Motto des diesjährigen Donaufestival 08, welches vom 24. April an in Krems über die Bühne geht. An zwei inhaltlich geballten Wochenenden versuchen Künstler und Künstlerinnen aus aller Welt, in Form von Performances und musikalischen Darbietungen gesellschaftliche Tabubrüche zu konstruieren, um deren Wirkungen auf das vorherrschende Ordnungs- und Moralsystem darzustellen.

Dass es sich durchaus lohnt, hin und wieder auch neue Wege zu beschreiten, zeigt der Erfolg des Donaufestivals. Schon im letzen Jahr wurde ersichtlich, dass sich das Festival für zeitgenössische Kunstformen auch im internationalen Rahmen etablieren konnte. Das rege Interesse seitens des Publikums belegt den Zuspruch für dieses neuartige Festivalmodell. Kein Wunder eigentlich, stellt die von Tomas Zierhofer Kin geleitete Veranstaltung, doch einen absoluten Gegenpol zu den herkömmlichen Musikfestivals dar. Das Programm bewegt sich im Grenzbereich zwischen Theater, Musik, Medienkunst und Performance, wobei sich der künstlerische Schwerpunkt im Vergleich zu den vergangenen Jahren verstärkt in die Richtung der performativen Kunst und deren Einbeziehung in pop- und subkulturelle Ausdrucksformen verlagert hat. Damit ist es den Veranstaltern gelungen, eine lange Zeit vorhandene Lücke zu schließen. Schon alleine die 13 Uraufführungen von Auftragswerken und fünf Gastspiele sind ein Ausdruck für den hohen Stellenwert, den das Festival inzwischen auch unter den Kunstschaffenden einnimmt. Dem gegenüber stehen zahlreiche musikalische Darbietungen, welche die enorme Vielfalt der Veranstaltung nochmals untermauern.

“Angst, Obsession, Beauty”  lautet der übergeordnete Titel in diesem Jahr. Dabei im Vordergrund stehen die Auseinandersetzung und der Umgang der Gesellschaft mit Tabubrüchen in all ihren Ausprägungen. Die Funktion der Kunst als Abbild gesellschaftlicher Bruchlinien im Umgang mit Ängsten, Obsessionen, Exzessen und Opfermythen und deren Dekonstruktion als Mittel zur befreienden Katharsis. Ziel der Darbietungen ist es, dem Publikum einen Blick hinter die Fassade institutionalisierter Traditionen wie Familie, Staat und Religion mitsamt derer moralischer Abgründe zu gewähren und wenn möglich auch aufzubrechen. Inhaltlich stark in diesem Kontext verhaftet sind etwa die auf Pasolinis “Teorema”  basierende Performance des Regisseurs Bruce LaBruce und die stark religiös beeinflusste Körperperformance von Ron Athey, der sich unter anderem mit der österreichischen Aktionstruppe Fuckhead dieses komplexen Themas annimmt. Einen ähnlichen, vielleicht etwas subtileren Weg beschreiten die Südamerikanerin Roberta Lima und Paul Poet, der sich gemeinsam mit dem Ensemble Jean Louis Costes an einer vollkommen neuen Interpretation des Mythos Mozart versucht. Weitere Höhepunkte im Bereich der Performancekunst bilden die Projekte von Ann Liv Young, Kenneth Anger, den Briten Reaktor oder Radiohole.

Aber auch auf dem musikalischen Sektor werden so manche Perlen zu bewundern sein. So beehrt der weltweit bekannte und hochgeschätzte Soundtüftler Amon Tobin bereits zum zweiten Mal das Festival. Besonders gespannt darf man aber dem Konzert von Amadeus Award Gewinnerin Gustav und der Trachtenkapelle Dürnstein entgegenblicken. Ganz vorne mit dabei ist auch der gemeinsame Auftritt der österreichischen Allstar-Formation The Year Of bestehend aus Bernhard Fleischmann, Burkhard Stangl, Martin Siewert und Werner Dafeldecker und der amerikanischen Spoken Word Poetin Ursula Rucker. Ebenfalls empfehlenswert ist das filmisch-musikalische Anti Musical der österreichischen Rockband Naked Lunch und Filmemacher Thomas Woschitz. Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.

 

Alles in allem ist es Tomas Zierhofer Kin und seinem Team erneut gelungen, ein ungemein facettenreiches und in manchen Punkten vielleicht auch sehr kontroversielles Programm auf die Beine zu stellen. Wohl bei keiner anderen Veranstaltung stehen Anspruch, Qualität und Unterhaltung so nah bei einander, wie sie es in diesem Falle tun. Rein Objektiv betrachtet, muss man das Donaufestival ab diesem Jahr zu den wichtigsten Kulturveranstaltungen des Landes zählen.
Michael Ternai

 

Fotos: www.donaufestival.at

Links:
Donaufestival
Donaufestival (Facebook)