Die SHUT UP AND LISTEN! AWARDs gehen in diesem Jahr an Azparren/Sergio Blardony, Abel Paúl und Keisuke Yagisawa. Die prämierten Werke werden am 28. November im echoraum vorgestellt: Das audiovisuelle Werk “Tracto” wurde in einer Zusammenarbeit der spanischen Videokünstlerin Marta Azparren mit dem Komponisten Sergio Blardony entwickelt. “Wrong Answers to Robert B’s Wrong Question” ist ein Werk für Donnerblech solo des ebenfalls aus Spanien stammenden Komponisten Abel Paúl und schließlich die Arbeit “xtx to” des japanischen Medienkünstlers Keisuke Yagisawa.
Der Preis wurde in den Kategorien „Audiovisuelles Werk“ und „Komposition für Schlagwerk solo bzw. Schlagwerk und Klangprojektion“ ausgeschrieben. Aus den 42 Einreichungen waren 27 Werke in der Kategorie 1, und 12 Werke in der Kategorie 2, drei waren ungültig. Diese wurden von zwei Jury-Teams begutachtet: In der Kategorie 1 setzten sich Bernhard Gál und Tina Frank mit den eingereichten Werken auseinander, für Kategorie 2 stellten sich Belma Bešlić-Gál und Lukas Schiske zu Verfügung. Die eingereichten Arbeiten zeigten ein breites Spektrum sowohl in ästhetischer wie technisch-handwerklicher Hinsicht, woraus drei Werke ausgewählt wurden.
Jurybegründung
Das audiovisuelle Werk “Tracto” wurde in einer Zusammenarbeit der spanischen Videokünstlerin Marta Azparren mit dem Komponisten Sergio Blardony entwickelt. Die Reise einer Endoskopkamera durch ein Basssaxofon lebt von der ungewöhnlichen Perspektive, sie kombiniert visuelle Details der unbekannten
Innenwelt mit einer Kollage aus verarbeiteten Saxofonklängen und führt letztendlich zu einem Ende, das auf eine mögliche weitere, dahinterliegende Reise verweist.
“Wrong Answers to Robert B’s Wrong Question” ist ein Werk für Donnerblech solo des ebenfalls aus Spanien stammenden Komponisten Abel Paúl. Die klare und doch bis ins Detail durchdachte Partitur spiegelt feinst-durchgehörte musikalische Strukturen wieder, ohne dabei künstlerische Freiheiten des Interpreten zu unterbinden – im Gegenteil. In der Erforschung der Klangeigenschaften des Donnerblechs offenbart sich eine organische Interaktion von Körper, Bewegung, Form und reduzierten Klangreflexionen.
Die Arbeit “xtx to” des japanischen Medienkünstlers Keisuke Yagisawa überzeugt durch ihre klare Konzeption und stilsichere Umsetzung. Anhand reduzierter Ausgangsmaterialien, nämlich der Visualisierung und stimmlichen Verklanglichung japanischer Schriftzeichen, zeigt die Arbeit bei fortschreitender Abstraktion eine einfallsreiche und stimmige Verbindung von Bild und Ton auf hohem technischen Niveau. Die formale Gestaltung führt aus der Vertikalität in andere Bewegungsebenen und mündet in einer Symphonie amorpher Farb- und Klangflächen.
Zum Festival
Das interdisziplinäre Festival für Musik und Klangkunst SHUT UP AND LISTEN!, kuratiert von Belma Bešlić-Gál und Bernhard Gál, geht 2014 in die neunte Runde und präsentiert akustische und elektroakustische Musik, Medien- und Klangkunstperformances, audiovisuelle Werke, einen Vortrag und einen Hörraum. In der diesjährigen Festivalausgabe unter dem Titel “TIME, AND AGAIN” stehen punktuell-ereignishafte, pulsierende oder repetitive Konzeptionen im Fokus, sowohl in kompositorischen und spieltechnischen Ansätzen als auch außermusikalischen und intermedialen Werken.
Tina Frank präsentiert eine audiovisuelle Installation mittels neun Videoloops, Michaela Schwentner zeigt eine minimalistische audiovisuelle Arbeit in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Paul Clouvel. Mit American Can wird ein Frühwerk des Klanginstallationspioniers Max Neuhaus erstmalig in Europa aufgeführt. Anhand zwei der “51 Studies for Player Piano” wird ein kleiner Ausschnitt der außergewöhnlichen Klangwelt Conlon Nancarrows vermittelt. Der Afrikaexperte und Musikethnologe Gerhard Kubik spricht über Auditive Illusionen in afrikanischer Musik, Lukas Ligeti nimmt in seinem Solokonzert “Polymetrische Choreographien für Drum Set” auch auf Kubiks Forschung Bezug. Das Duo Brandlmayr//Hegenbart bezieht sich in seinen “Beobachtungen #1” auf komplexe Texturen im Verhalten von Vogelschwärmen.
Der zweite Festivaltag beginnt mit der Vorstellung der SHUT UP AND LISTEN! AWARD 2014 PreisträgerInnen. Lukas Schiske interpretiert herausragende Werke für Schlagwerk von Peter Ablinger und James Tenney. Das Duo Soufflé präsentiert eine Komposition Peter Jakobers, in welcher Klarinetten- und Flötenklänge mit deren elektroakustischen Derivaten zu mikrotonalen Texturen verschmelzen. Der Medienkünstler Simon Longo zeigt in der audiovisuellen Performance “We are made of water” das komplexe Reflexionsverhalten einer vibrierenden Wasseroberfläche. Mit einer kollektiven Hörsitzung zu Ryoji Ikedas digitaler Klangmeditation “Matrix [for rooms]” und einem anschließenden Brunch geht SUAL 2014 zu Ende.
Foto Paul Abel: Artist
Foto Azparren/Blardony “Tracto”: Artist
Foto Keisuke Yagisawa: Artist
Foto Lukas Ligeti: Artist
http://sp-ce.net/sual/2014/