Der Gitarrist und Sänger DAVID SLADEK ist der Namensgeber für die steirische Band SLADEK, deren Debütalbum „Daydreamin’“ (MOD Music) demnächst erscheinen wird. Im Gespräch mit Jürgen Plank erzählte der Künstler, wie ihn PRINCE beeinflusst hat und warum eine palästinensische Tänzerin in einem Musikvideo seiner Band auftritt.
Sie sind mit Sladek am Beginn Ihrer Karriere. Wohin soll die Reise als Band, die Sie gemeinsam mit Florian Muralter und Raphael Vorraber betreiben, gehen?
David Sladek: Der Traum ist, viele Menschen zu erreichen, die diese Musik anspricht und die von dem, was wir zu sagen haben, berührt werden. Wir wollen auf jeden Fall mehr Fans, die einfach zu den Konzerten kommen, damit wir nicht mehr überlegen müssen, ob wir eine Halle füllen oder nicht. Wir wollen uns immer mehr dem annähern, wofür wir stehen. Das ist uns mit dem ersten Album schon ziemlich gut gelungen.
Wie könnte es Ihnen gelingen, noch mehr Fans zu gewinnen? Welche Schritte planen oder setzen Sie bereits?
David Sladek: Ich glaube, es braucht Zeit und Geduld, damit muss man sich abfinden. Es ist schwierig, dass man da als junger, motivierter Künstler am Boden bleibt. Wir schöpfen einfach alle Formate aus: Wir schreiben immer weiter an Songs, wir machen Videos und werden viele Konzerte spielen. Das Wichtigste ist, nicht aufzuhören, sondern dranzubleiben. Wir haben diesen Antrieb, denn wir haben noch viel zu sagen und viel Musik zu machen.
Sie machen aus den Genres Soul und Rhythm ’n’ Blues etwas Eigenständiges. Wie sieht dieser eigenständige Zugang aus?
David Sladek: Prinzipiell würde ich sagen, dass Soul für uns weniger die Musikrichtung an sich ist, sondern eher die Art, wie wir spielen und das Ganze anlegen. Wir haben nicht gedacht: „Wir machen jetzt eine Soul-Band.“ Das sind einfach unsere Lieder, das ist die Musik, die wir gerne hören wollen. Soul ist eher die Haltung, wie wir an das Musikmachen herangehen: Die Musik soll erdig bleiben, sie soll aus der Seele kommen.
Wenn es um Haltung und Bodenständigkeit geht: Könnten Ihre Stücke auch in einem Blues-, Country- oder Folkformat gespielt werden?
David Sladek: Ja, das ist natürlich möglich, denn es macht einen guten Song auch aus, dass er von anderen Musikerinnen und Musikern gecovert werden kann. So könnte etwa ein Countrysänger einen unserer Songs covern, weil er sich damit verbunden fühlt, und unserem Song seinen eigenen Stempel aufdrücken.
„Ich wollte nicht den Style von PRINCE kopieren.“
Apropos eigener Stempel: Ihre Stimme klingt manchmal wirklich wie die von Prince. Haben Sie eine Gesangsausbildung oder wie haben Sie Ihre Stimme trainiert?
David Sladek: Ich habe erst in den letzten vier oder fünf Jahren eine Gesangsausbildung bekommen bzw. bekomme sie noch immer. Zum Thema Prince: Es ist auf jeden Fall so, dass ich nie darauf geschaut habe, etwas technisch so zu machen, dass ich wie Prince klinge. Ich wollte nicht den Style von Prince kopieren. Es war für mich eher unvermeidbar, dass dieser Einfluss zu hören ist, weil er einfach da ist, weil er ein Künstler ist, der mich tief berührt. Generell finde ich es als männlicher R’-n’-B-Sänger schwer – und das merke ich auch bei ganz vielen anderen Sängern –, nicht von Prince beeinflusst zu sein. Oder als Sänger, der in die Richtung Soul geht. Man kann extrem von Prince beeinflusst sein, ohne viele Songs von ihm gehört zu haben, weil sein Einfluss bei so vielen anderen Künstlern präsent ist. Bevor ich wirklich in seine Musik eingetaucht bin, sind bei mir ganz viel D’Angelo und Bilal gelaufen.
Was macht Prince für Sie aus?
David Sladek: Einfach das gnadenlose Authentischsein. Er war einfach ganz sicher darin, was er machen wollte und wie das zu passieren hatte. Er war einfach ein Genie. Der Einfluss kommt nicht nur von der Musik, sondern auch davon, wie er seine Kunst umgesetzt hat.
Beim Video zu „Get Over“ haben Sie die palästinensische Tänzerin Rima Baransi dabei, wie kam das?
David Sladek: Mehrere in der Band haben ein Video von ihr gekannt, das viral gegangen ist. Sie hat einen ganz besonderen Stil und einen ganz besonderen Vibe. Und wir haben uns gut vorstellen können, dass ihre Art zu tanzen mit unserem Lied zusammenpasst. Wir haben sie über Instagram kontaktiert und ihr von dem Lied und dem Video erzählt. Sie war begeistert und hat beim Videodreh gemeint, dass sie sich sehr mit dem Lied identifizieren kann.
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Eine palästinensische Künstlerin einzubinden ist automatisch politisch konnotiert. Wollten Sie dieses Zeichen setzen?
David Sladek: Wir haben dieses Zeichen nicht bewusst gesetzt, aber das Zeichen ist da und es sagt, dass man sich frei ausdrücken können sollte. Das sollte allgemein und im künstlerischen Bereich speziell kein Thema sein. Rima Baransi hat uns auch erzählt, dass sie für ihr virales Video sehr viele negative Kommentare bekommen hat. Ihr Vater hatte sie gefilmt und manche haben geschrieben: „Wie kannst du deine Tochter so tanzen lassen?“
Einerseits positionieren Sie Ihr Album musikalisch in Richtung R ’n’ B und Soul, andererseits verwenden Sie auch Hip-Hop-Beats. Wie sieht das die Hip-Hop-Community?
David Sladek: Dazu kann ich noch nicht viel sagen, weil das Album erst demnächst erscheinen wird. Aus unserem Umfeld – da sind auch Hip-Hop-Musikerinnen und -Musiker dabei – haben wir positives Feedback bekommen. Da gab es niemanden aus der Hip-Hop-Ecke, der gesagt hätte: „Das ist zu mellow.“
Sie haben die Band in der Steiermark gegründet, würden mit Ihrem Soul-Sound aber auch nach Memphis passen. Haben Sie schon Kontakte geknüpft, um in den USA zu spielen?
David Sladek: Nein, das ist noch zu früh. Wir müssen erst mal mit dem aktuellen Album unser Statement abgeben. Ich habe aktuell keine Pläne, in die USA zu gehen, sondern eher nach England. Es könnte sein, dass ich ab Oktober 2019 für ein Austauschsemester in England sein werde. Aber wir wollen natürlich Publikum außerhalb von Österreich gewinnen, im Moment fokussieren wir uns auf Europa, das ist schon schwierig genug.
Soul steht in Verbindung mit der Bürgerrechtsbewegung der 1950er-Jahre in den USA, da ging es auch um Rassentrennung und Gleichberechtigung. Schwingt dieser Hintergrund in Ihrer Musik mit?
David Sladek: Ja, auf jeden Fall. Auch wenn wir es nicht direkt thematisieren, aber Gleichberechtigung wird von uns immer wieder angesprochen.
Und da schließt sich wieder der Kreis zur palästinensischen Tänzerin.
David Sladek: Genau.
Im R ’n’ B steckt auch der Blues, inwiefern hat Sie der Blues beeinflusst?
David Sladek: Als Gitarrist hat mich der Blues sehr beeinflusst. Das Improvisieren und überhaupt mein Interesse daran, Gitarre zu spielen und mehr Musik zu machen, hat der Blues geweckt. B.B. King etwa, aber auch Carlos Santana haben mich beeinflusst. Auch jüngere Gitarristen wie Robben Ford, der später mein Interesse am Jazz mit dem Blues verbunden hat.
Innerhalb der Band Sladek und in Bezug auf Soul: Können Sie sich eher auf James Brown, Aretha Franklin oder Ray Charles einigen?
David Sladek: Wenn wir uns einigen müssten, dann wäre es James Brown. Nicht weil wir musikalisch in dieselbe Richtung gehen, sondern weil die Bodenständigkeit und die Haltung da sind: Wie macht man Musik und wie singt man einen Song? Die Haltung ist: This is me and this is what I do. Das ist gnadenlos. Ich bin ein großer Fan von Aretha Franklin, aber ich würde eher zu ihm tendieren und die anderen beiden auch.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Jürgen Plank
Links:
Sladek (Facebook)
Termine:
27. April – Graz, ppc
30. April – Wien, Kramladen