Die besten österreichischen Alben der Dekade, Teil 1. “Pop/Rock/Elektronik/Hip Hop”

Das einflussreiche Online Medium Pitchfork hat bereits im August begonnen, die “Top 500 (!) Tracks und Top 200 Albums of the 2000s” zu veröffentlichen, auch der NME hat bereits die “Top 100 Albums of the Decade” gewählt – allerorts werden in den nächsten Wochen Charts des zu Ende gehenden Jahrzehnts publiziert werden. Ganz viele wichtige Alben bleiben in diesen Listen natürlich unerwähnt, sehr viel bedeutendes Musikschaffen findet in Nischen statt, die selten Eingang in solche Listungen finden. Damit auch auf herausragende heimische Releases ein angemessener Fokus gerichtet wird, hat mica – music austria eine Umfrage unter 100 MusikerInnen, JournalistInnen und MultiplikatorInnen gestartet, die besten österreichischen Alben der Dekade zu wählen.

Im ersten Teil veröffentlichen wir “Die Top 10 Alben der 2000er Jahre aus Österreich aus den Genres Pop/Rock/Elektronik/Hip Hop” :

 

1. Fennesz: Endless Summer (2001/mego)
2. Gustav: Rettet die Wale (2004/mosz)
3. Gustav: Verlass die Stadt (2008/Chicks On Speed Records)
4. Radian: Juxtaposition (2004/Thrill Jockey)
5. Kreisky: Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld (2009/Wohnzimmer Records)
6. Attwenger: Sun (2002/Trikont)
7. Naked Lunch: This Atom Heart Of Ours (2007/Louisville/Universal)
8. Sofa Surfers: Encounters (2002/Klein Records)
9. Urbs&Cutex: Peace Talks! (2003/Hong Kong Recordings)
10. B.Fleischmann: Angst Is Not A Weltanschauung (2008/morr music)
Garish: Absender auf Achse (2004/Pate Records)
Kamp&Whizz Vienna: Versager ohne Zukunft (2009/Vienna International Records)
Metalycée: It is not (2009/mosz)

 

Einige Bands sind trotz Mehrfachnennungen knapp gescheitert:
Bulbul, Clara Luzia, Bunny Lake, Georg Danzer, DJ DSL, Dorian Concept, Dubblestandart, Fuckhead, I-Wolf, Ja, Panik, Karuan, Kilo, Parov Stelar, Rashim, The Slow Club, Soap&Skin, Stereotyp, Texta, The Scarabeus Dream, Tyler, Urbs, Valina

 

Nicht alle Lieblingsalben der befragten MusikerInnen, JournalistInnen und MultiplikatorInnen konnten es in die Charts schaffen, sollten aber auch unbedingt Nachgehört werden – hier eine Auswahl der anregensten und überzeugensten Argumente dafür:

 

Fennesz: Venice (2004/Touch)
Eleganz” beschreibt dieses Album wohl sehr gut. Bei “Endless Summmer” schien ja noch die Sonne, hier aber beschreitet Christian Fennesz neue Wege. Melancholie trifft auf Elekronik, fließende Sound die gleichzeitig experimentell sind aber auch eine wunderschöne Stimmung erzeugen. Das Album, das Fennesz als internationalen Ausnahmekünstler fest in der Musiklandschaft verankerte. Zu Recht ein internationaler Erfolg.
Alexandr Vatagin (Tupolev, Slon, Port-Royal, Valeot Records)

 

Fuckhead: Lebensfrische (2007/mosz)
Bei fuckhead sollte es natürlich eine dvd sein, weil optik: schon sehr wichtig. und wenn man dann schon dabei ist, packt man nicht nur die gesamte liveshow vom meltdownfestival 2000 (kuratiert von scott walker) drauf und jede menge videos von dr. bruckmayr, hiazz und anderen und auch noch ein total bescheuertes fake interview, sondern: alle jemals veröffentlichten fuckhead cds, eps, 7″es etc.  und natürlich auch noch sozusagen die neue, aktuelle cd, die es aber nur in diesem kontext zu erwerben gibt.
andere bands würden aus dieser materialfülle eine 10 fach vinyl box mit dvd und limitierter 3″ single und t shirt machen um 300?. muss aber nicht sein: das gesamtwerk auf einer dvd! diesen ökonomischen selbst herbeigeführten supergau gönnen sich die künstler und das label mosz. und sie gönnen’s uns, respekt.
Herbie Molin (rhiz)

 

Metalycée: It Is Not (2009/mosz)
it is not von metalycée ist keineswegs nur die weiterentwicklung von another white album aus 2004. bei another white album hörte man thilges3, das “stammprojekt” von nik hummer und armin steiner deutlich heraus, flächige, ambientöse stücke, fein ziselierte elektronik und eben auch metalgitarren vom laptop. gutes album.
aber it is not: ein quintett auf einmal, das nicht nur rock denkt, sondern auch macht, im sinne von swans, lydia lunch, einstürzende neubauten. und downtempogrooves a la kevin martin, mit electronic noise pansonicscher prägung. dazu die unglaubliche, tiefe stimme von melita jurisic, pathos pur, unguter mystizismus, brutal wie diamanda galas auf librium. aber genug des namedroppings (nur fürs schnelle imaginieren, hähä), wäre diese platte (jawohl, vinyl!!) in brooklyn entstanden, wären metalycée schon lang der nächste heisse scheiss, hier wird das eher unter experimentalelektronik rezipiert, aber die wahrheit ist: gefallene heilige  schreien diese lieder aus dem höllenschlund. jawohl…
Herbie Molin (rhiz)

 

The Scarabeus Dream – Sample Your Heartbeat To Stay Alive (2007/Wire Globe Recordings)
Für mich wohl eines der kompromisslosesten Alben aus Österreich! Ein geniales Zusammenspiel aus Gesang, Piano und Drums, zwar sehr eigenwillig aufgenommen, aber vielleicht ist es gerade das, was die Stücke so ungemein treibend und direkt macht. Hier wird die Kraft des Punk mit der Einprägsamkeit des Pop auf eine besondere Art vermischt. Großes Album, leider aber eher noch ein Geheimtipp.
Alexandr Vatagin (Tupolev, Slon, Port-Royal, Valeot Records)

 

Die Reihungen der Genres Jazz/Improvisation/World und Neue Musik werden in Jänner veröffentlicht.