Dialekt schmeckt – Beerenauslese von Eiffelbaum

Ein „gschmackiges“ Potporie der Dialektmusik ist seit kurzem auf dem Markt und zwar die bereits zweite Compilation des österreichischen Labels Eiffelbaum, das erfolgreich auf gute Mundartmusik setzt. Der Tonträger lädt ein auf eine Reise durch unterschiedliche Musikstile, sogar unterschiedliche Dialekte und die verschiedensten Themen von A wie „Apflbam“ bis Z wie „Zsamgwischt“. Reggae, Lieblingsstil für vertonte Aufrufe zu „Gelassenheit“ und „Gemütlichkeit“ finden sich gerne, Austropop aktuell manifestiert mit verschiedensten Instrumentierungen zieht sich durch das klangliche Bild genauso wie Funkiges, Jazziges, Rockiges und Balladen. Viele verschiedene Geschmäcker werden hier musikkulinarisch und textlich verwöhnt, der eigenen Weltmusik, neuer Volksmusik und Dialektpop zu Ehre.

Gleich zu Beginn verrät Philipp Gießler mit dem Song „Unser Sproch“ passend das verbindende Element der CD in seinem Tribute zur Muttersprache. „Steh auf in da fruah“ heißt dann der fetzige Aufruf der Gruppe Xnund, bei dem man sich die Worte wahrlich auf der Zunge zergehen lassen muss („gfiacht host‘ di scho gnua“) und zu dem tänzerisch-spanisch wirkenden Rhythmus reißt es einen aber auch sicherlich frisch und fröhlich aus den Federn. Aber das ist erst der Anfang der weisen Erkenntnisse, denn Markus Hackl serviert zum Frühstück sogleich sein „Glaubst ned“ mit seiner Textzeile: „Dass Zeit vergänglich is‘, stresst uns am meisten“ und stellt das musikalische Kaffeehäferl hin, samt rockgem Gitarrensound.

Der Reigen der Liebeslieder sei somit eröffnet und findet seine Fortsetzung in einem sinnlichen „A Wochenend‘ mit dir“ von Van Gurk. Die Liebe zu den Bergen hingegen  inspirierte die Jungend, nämlich Die Chiller in „Bergsteigerbua“, ein lässiger Song, der nicht an „fun(k)“ und musikalischem Können spart. Zurück vom Ausflug in die Alpen geht es dann in den eigenen „Goartn“, wo zuerst mit flockiger Inbrunst der eigene „Apflbam“ von Hauk besungen wird, um sich dann  chorstark und percussionsbunt von dem Quartett Rabouge dem Privileg des ruhigen, energiespendenden eigenen Stückchens Grün hinzugeben mit Talent, Können und Händchen für großartige Texte. Im Übrigen der erste Titel bei dem eine (geschmeidige) Frauenstimme ins Rampenlicht rückt.

Erwin R. singt humorvoll mit Charme und Witz über das „Lebn“und „Lukascher“ mischen ordentlich auf mit Aussagen wie „I bin a Scheißmanix und a wüde Ruabn“. Genauso entzückend direkt klingt der gesamte würzige Song. Was Liebe mit einem macht, listen dann in Duogesang Amerling auf und verzichten dabei, wie man es sich sehnlichst wünscht, auf abgedroschene Metaphern und greift auf reale Blüten menschlicher Veränderbarkeit durch Amor zu, wie etwa: „Fir di putz i ma pausenlos de Zend“. Schön. „Schallers Kapelle“ liefert dann die ultimative Schmuseballade, ohne die eine CD die den grausamen gewöhnlichen Alltag besingt, gar nicht auskommen mag. Alex Karazmann bietet das „I am from Austria“ der Gegenwart in seiner Bundeshymne und „Öha“ steuern einen sehr witzigen Titel bei „Zum prallen Sonnenschein“ und zeigen ihr Talent in „Jemanden auf die Schaufel nehmen“-besingen. Eva Billisich samt ihren derrischen Kapelln erkennt dann, dass sie in einer Geschichte „Zvü Gfüh‘‘“ investiert hat und erweitert den Genreblumenstrauß um Neues Wienerlied und einen weiteren weiblichen Beitrag.

Sozialkritisch äußern sich dann Remasuri, ein Ensemble, das generell viel zu sagen hat und dies musikalisch sehr professionell angeht („Soi des ois gwesn sei?“), auch rhythmisch eine kleine Besonderheit. Sigi Inlejndas  Lied kommt aus der tiefgründigen, „schwarzer Vogel“-Ecke und bringt ein wenig „Darkness falls across the land“ ins klangliche Beerensorbet. Fotzhobl – wie gewohnt genial – reißen mit ordentlichem Rock und unverschämt direktem Text mit  im Song „Zsamgwischt“ und mit gleich starkem Sound geht es weiter wenn „ Ribisls“ über’s „Frei sei“ singen. Die Bonustracks von Christoph spuit Christoph (Selbstversorger) und Walter Nagel (Teleshopping) greifen ganz fett ins Genre des Musikkabaretts und „runden die Scheibe“ mit geballtem Textschmäh ab.

Der mundartige Sampler ist eine sehr feine Sache für alle Liebhaber des österreichischen Dialektes samt inwendigem und hiesigem Schmäh, Markenzeichen der Weltmusik aus Österreich und serviert eine schöne Auslese, was alles auf dem Sektor der Umgangssprache musikalisch transportiert wird und enthält viele überraschende Schätze. (Alexandra Leitner)

http://www.eiffelbaum.com