DAVID HELBOCK TRIO – "Aural Colours"

Eines ist sicher: Will man die umtriebigsten und meistbeschäftigten Musiker des Landes aufzählen, würde ein Name ohne Zweifel binnen kürzester Zeit fallen – DAVID HELBOCK. Nicht nur, dass der mittlerweile in Berlin lebende Vorarlberger Pianist mit seinen Bands und Formationen ständig auf Achse ist, er findet auch immer Zeit, an neuem Material zu arbeiten. Quasi nach dem Motto „ein Album pro Jahr“ erscheint im Jänner auch schon das nächste, und zwar das seines Trios. „Aural Colours“ (Traumton) heißt es, wie man es von Helbock gewohnt ist, entführt es einmal mehr in eine ganz eigene Jazzwelt.

Vorweg: An einem einzelnen Stil lässt sich das Schaffen von David Helbock nicht festmachen. Egal ob solo, im Duo mit Simon Frick oder mit seiner Gruppe Random/Control – dem mittlerweile vielfach ausgezeichneten Pianisten gelingt es immer wieder, andere musikalische Akzente zu setzen. In seinem Trio gemeinsam mit seinen kongenialen Partnern Raphael Preuschl (E- und Kontrabass) und Herbert Pirker (Schlagzeug) beschreitet der Vorarlberger nun erneut unkonventionelle und eigenwillige Wege. Waren seine letzten Veröffentlichungen aufgrund der variantenreichen Instrumentierung im Sound doch sehr umfangreich, richtet Helbock auf „Aural Colours“ seinen Blick auf eine reduzierte und wie er selbst meint „unkomplizierte“ musikalische Umsetzung. Mit „unkompliziert“ ist gleichwohl nicht die Spieltechnik gemeint, sondern der Klang.

Arnold Schönberg in eigener „Übersetzung“

Der Pianist und seine Mitmusiker übersetzen in den neuen Stücken den Begriff ‚Jazz‘ auf kunstvolle Weise in irgendetwas mit sehr lyrischer Note. Das Experiment verläuft fast unterhalb der Wahrnehmungsgrenze. Die Kompositionen und Arrangements des Vorarlbergers sind ausgeklügelt und detailverliebt ausgearbeitet, wirken aber als Ganzes. Nahezu jeder Ton, mit Ausnahme vereinzelter Passagen der Improvisation, ist bewusst gesetzt, jeder noch so vielschichtig erscheinende Melodiebogen klar definiert.

Und dennoch: Obwohl die Nummern (darunter auch sehr interessante Neubearbeitungen dreier Stücke von Arnold Schönberg) genauen Regeln folgen, vermitteln sie das Gefühl von Spontaneität und Leichtfüßigkeit. Musikalisch  zwischen energiegeladener und lässig-gediegener Verspieltheit („AM – Anonymous Monkaholics“, „Virus Ukulelen Song“) und fesselnder Dramatik („Into the Myths“, „Healing Colours“) hin und her pendelnd, inszeniert das David Helbock Trio ein sehr ereignisreiches und stimmungsvolles Klangtheater, an dem man nicht nur ausgewiesene Liebhaber jazziger Klänge ihre Freude haben dürften.

Michael Ternai

Foto David Helbock Trio © Bettina Frenzel

http://www.davidhelbock.com/
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