Ein Abend ganz im Zeichen einer etwas anderen Musikerfahrung steht am 20. Juni in der Alten Schmiede in Wien auf dem Programm. Zur Aufführung gebracht wird die konzertante audio-visuelle Installation „W.I.L.D. – wake-initiated-lucid-dream“, eine Komposition für Paetzold Kontrabassblockflöte, E-Gitarre, Modular Synthesizer & Computer und 4-Kanal PA & 4 Dream Machines. Für die Umsetzung dieses außergewöhnlichen Musikprojekts verantwortlich zeigt sich das hochkarätig besetzte Watschen Institut, bestehend aus Maja Osojnik, Raumschiff Englmayr, Matija Schellander und Daniel Lercher.
Alleine schon die Namen der an diesem Projekt Beteiligten lassen wirklich Außergewöhnliches erwarten. Maja Osojnik (u.a. Maja Osojnik Band, ensemble Mikado, Subshrubs, frufru, BROKEN.HEART.COLLECTOR ), eine der wohl facettenreichsten, interessantesten und umtriebigsten Persönlichkeiten der heimischen Musikszene, Raumschiff Englmayr (u.a. Bulbul, BROKEN.HEART.COLLECTOR ), ebenfalls in den verschiedensten musikalischen Kontexten, von Rock bis Avantgarde bewandert, Matija Schellander (u.a. Low Frequency Orchestra), in seinen Formationen sich als wahrer Freigeist offenbarend, und Daniel Lercher (u.a. LSD), ein Meister der schrägen elektronischen Soundlandschaften, haben sich zum Watschen Institut zusammengeschlossen, um sich gemeinsam ganz der Klangforschung hinzugeben. Durch die Verwendung visueller Reize von sogenannten Dream Machines, versuchen sie luzide Träume hervorzurufen und Ton, Klang und Licht in einer einzelnen Erfahrung zu bündeln.
Im Kollektiv erarbeitet haben sie die Kompositionen „W.I.L.D. – wake-initiated-lucid-dream”. Im Rahmen der Aufführung stellen sich Osojnik, Englmayr, Schellander und Lercher mitten im Raum auf. Hinter ihnen ist jeweils eine dieser Dream Machines aufgestellt, um welche sich das Publikum positioniert. Den Klang, der einer ständigen Veränderung unterworfen ist, hörbar machen die in den Ecken des Raumes befindlichen Lautsprecher der 4-Kanal Anlage. Ursprünglich war W.I.L.D. als konzertante Aufführung geplant, bei „open music“ wird das Werk aber erstmals als mehrteilige konzertante und audio-visuelle Installation zu erleben sein. (mt)
Dream Machine: eine Art Lampe, die einen flackernden Stroboskopeffekt zur optischen Stimulanz erzeugt; Ende der 1950er Jahre vom Beatnik-Künstler Brion Gysin und dem Mathematiker Ian Sommerville basierend auf einem visuellen Phänomen und der Lektüre des Buches “The Living Brain” des Neurophysiologen und Roboterforschers William Grey Walter entworfen und 1961 als “Verfahren und Gerät zur Erzeugung künstlerischer Empfindungen” patentiert. Eine Dream Machine wird in der Regel mit geschlossenen Augen “betrachtet”, da das pulsierende Licht den Sehnerv durch die geschlossenen Lider stimulieren und das Aktionspotential der Nerven die Erzeugung von Alphawellen im Gehirn fördern sollen. Die Lichtreflexe können dabei zu herumwirbelnden Mustern, Schatten oder Symbolen assoziiert werden und schließlich zu einem halb-hypnotischen Zustand beziehungsweise einer Art Trance führen.
Ein Luzider Traum ist ein Traum, in dem der Träumer sich bewusst ist, dass er träumt. Wake Initiated Lucid Dreams (WILD), sprich luzide Träume finden statt, wenn die Schlafende Person den REM Schlaf mit ununterbrochenem Bewusstsein direkt aus dem wachen Zustand betritt. Der noch wache Mensch nimmt die Bewusstheit über seinen Wachzustand, und dass er bald träumen wird, ohne Unterbrechen mit in den Traumzustand, während der Körper in eine Schlafstarre verfällt. In diesem hypnagogischen Zustand kann eine Person visuelle, auditive und taktile Pseudohalluzinationen erleben.
Die Rolle des Publikum: Es ist jedem frei überlassen, welchen grad der Kontrolle man einnehmen/praktizieren möchte. Man kann ein analytischer Beobachter der äußeren Prozesse (äußere Musik- und Licht Eindrücke) werden und WILD als “normales” Konzert mit besonderem Lichtdesign erleben. Man kann sich aber auch entspannen, den Kopf von allen Gedanken zu leeren, sich von allen Erfolgserwartungen zu befreien und sich in diesen Zustand, in dem das Bewusstsein frei und offen für neue Ideen ist, von der Gruppe “Watschen Institut” und sich selbst leiten lassen. Dadurch wird man selbst zum aktiven Gestalter des persönlichen luziden Traums.