"Das Publikum ist sofort von der ersten Sekunde an mitgegangen" – THE MERRY POPPINS im mica-Interview

Hervorgegangen aus der Salzburger Kreativ-Kommune „Klub Mildenburg“ haben sich THE MERRY POPPINS in den letzten Jahren vor allem durch ihre ausgedehnte Tourneen durch Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Bosnien, Herzegowina und Ungarn einen Namen gemacht. Auch die Länder, die 2014 von dem Fünfer besucht worden sind, lesen sich überaus interessant: Ägypten und zuletzt Südkorea, wo die Band beim Jarasum Jazz Festival aufgespielt haben. Die Salzburger Formation und ihre Managerin Marina Könighofer erinnern sich im Interview mit Michael Ternai zurück an die außergewöhnlichen Tage in Südkorea.

Das Jarasum Jazz Festival ist ja ein wirklich großes und bedeutendes Festival in Asien. Wie wird man dort als österreichische Band eingeladen?

Martina Könighofer: Ich mache ja jetzt schon ein paar Jahre das Booking für the merry poppins und bin eigentlich immer auf der Suche internationalen Festivals, bei denen wir unterkommen könnten. Uns ist mit der Zeit aufgefallen, dass es sich für uns bewährt, bei Jazzfestivals zu spielen. Bei denen bilden wir oftmals eine Art Kontrapunkt zum üblichen Programm. Die Leute sind froh darüber, nach manchen doch etwas herausfordernden Jazzkonzerten eine musikalische Abwechslung präsentiert zu bekommen.

„Lästig wie ich bin, habe ich es doch jedes Mal wieder versucht.“

Gerade das Jarasum Jazz Festival hatte ich schon lange im Visier. Ganz einfach, weil das Festival richtig cool ausschaut und einfach riesig ist. Ich habe uns schon ein paar Mal dafür beworben, aber trotz positiver Rückmeldungen ist eben nie etwas daraus geworben. Aber lästig wie ich bin, habe ich es doch jedes Mal wieder versucht. Heuer habe ich auch die österreichische Botschaft kontaktiert, um auszuloten, ob es irgendeine Art Unterstützung geben könnte, was dann auch tatsächlich der Fall war. So sind wir zum Jarasum Jazz Festival eingeladen worden. Parallel dazu, haben wir auch noch die Möglichkeit bekommen, gleich am nächsten Tag ein Konzert bei einem Partnerfestival vom Jarasum in Seoul zu spielen.

Das Festival hat eine Größe, die man sich hierzulande wirklich kaum fassen kann. Vor allem für das Genre Jazz. An dem Tag, an dem wir gespielt haben, zählten die Veranstalter alleine 100.000 BesucherInnen! Wie sehr das Festival die Leute in Südkorea anzieht, zeigt auch die Tatsache, dass wir, obwohl das Festivalgelände nicht weit außerhalb von Seoul liegt, aufgrund des immensen Verkehrs knappe sechs Stunden benötig haben, um dorthin zu gelangen. Das war schon ein echtes Erlebnis.

Hat die Band auf der Hauptbühne gespielt?

Martina Könighofer: Nein, auf der Hauptbühne haben wir nicht gespielt. Wir hatten unseren Auftritt auf der Partystage. Aber das Praktische war, dass die Bühnen alternierend bespielt wurden. D. h., als wir begonnen haben, war auf der Hauptbühne, die eigentlich gleich gegenüber der Partystage gestanden ist, nichts los. Ich schätze einmal, dass es schon so 14.000 Leute waren, die uns dann gesehen haben.

Vor 14.000 Leuten auf der Partystage!

Für uns als Europäer extrem interessant zu sehen war, wie ein Festival dieser Größe abläuft. Die Leute sind sehr organisiert. Alle hatten ihre Picknickkörbchen und ihre aufklappbaren Tischchen dabei. Alles war eher ruhig, gesittet und vor allem auch sehr sauber. Wenn man das mit großen Festivals hier vergleicht, verhält es sich wie Tag und Nacht.

the merry poppins waren ja schon in Russland, in Israel und Ägypten. Kann man sagen, dass Südkorea etwas ganz anderes war?

David Lageder: Es war mit Sicherheit das exotischste Land, in dem wir gespielt haben. Und das natürlich nicht nur alleine wegen des Festivals, das in seiner Art wirklich ganz anders abläuft, als eines hier. Die Kultur im Allgemeinen ist nicht vergleichbar mit der unsrigen. Uns hat schon sehr überrascht, dass die Leute sehr begeisterungsfähig sind und bei der Musik wirklich mitgehen. Das war sicher anders als in Ägypten, wo das Publikum eher zurückhaltend reagiert hat.

Herbert Könighofer: Erstaunlich und natürlich sehr schön habe ich gefunden, dass, obwohl the merry poppins dort eigentlich unbekannt sind, sich die Leute dennoch in Scharen vor der Bühne versammelt und es sich voll gegeben haben. Sie haben uns so das Gefühl vermittelt, als hätten sie schon lange und nur auf uns gewartet. Wir haben knappe 50 Minuten gespielt und das Publikum ist wirklich sofort von der ersten Sekunde an richtig mitgegangen. Das haben wir schon sehr genossen.

Mathias Vorauer: Es war wirklich ein Wahnsinn. Egal was du auf der Bühne gemacht hast, jede kleinste Bewegung oder Geste ist mit einem Jubel kommentiert worden. Es hat auch, wie schon vorher erwähnt, überhaupt keiner Aufwärmphase bedurft. Das Publikum und wir waren sofort drinnen. Hier brauchst du hingegen manchmal drei bis vier Songs bis die Leute warm werden.

Also kann man annehmen, dass the merry poppins einige neue Fans für sich gewinnen konnten?

Martina Könighofer:
Auf jeden Fall. Wir haben ja schon vorab zwei Tour-Teaser über Facebook gespreadet, um auf uns aufmerksam zu machen. Und da haben wir auch schon ganz gutes Feedback erhalten.

Aus welchen Ländern sind bei dem Festival Bands aufgetreten. Es ist vermutlich eine sehr internationale Veranstaltung.

Martina Könighofer: Ja, auf jeden Fall. In diesem Jahr war Norwegen Schwerpunktland. Aber auch aus vielen anderen Ländern sind Bands gekommen. Es war musikalisch generell sehr bunt. Jazz war klarerweise bestimmend, aber es hat auch genügend Weltmusik-Acts gegeben. Und auch viele schräge Sachen. Aber man hat schon gesehen, dass Jazz dort schon eine große Bedeutung hat.

„Da sitzt in Seoul so ein Sync-Right-Typ, der sich ganz gut mit österreichischer Musik auskennt.“

Martina, Sie haben mir vor dem Interview noch von einer anderen Sache erzählt, die Ihre Zuneigung zu Korea begründet.

Martina Könighofer: Warum der unbedingte Wunsch erwachsen ist, in Korea zu spielen, war auch einer ganz besonderen Begebenheit geschuldet. Kurz nach dem Release des ersten Albums „Mildenburg 11“ ist so richtig out of the blue eine Anfrage aus Korea bezüglich eines Tracks gekommen. Da sitzt anscheinend in Seoul so ein Sync-Right-Typ, der sich ganz gut mit österreichischer Musik auskennt und hier auch vernetzt ist. Der hat dann eben diesen Song auch lizensiert. Und den haben wir jetzt im Rahmen unseres Korea-Besuchs getroffen.

the merry poppins stehen musikalisch ja nicht unbedingt für den klassischen Jazz. Haben Sie sich zu Beginn vorstellen können, dass Sie einmal große Jazzfestivals spielen würden?

Thomas Aichinger: Nicht wirklich. Wobei wir ja schon von Anfang an in diesem musikalischen Fahrwasser unterwegs waren. Unser Debüt „Mildenburg 11“ ist ja auf dem Label des Salzburger Clubs Jazzit erschienen. Außerdem haben wir auch immer wieder auf Jazzveranstaltungen gespielt. So sind wir auch auf der City Stage in Salzburg, die doch viel Jazz im Programm hat, aufgetreten.

Zum Schluss vielleicht ein Ausblick auf das neue Album? Das letzte ist ja jetzt schon einige Jahre her.

David Lageder: Erscheinen soll es Mitte Dezember. Warum es so lange gedauert hat? Die Zeit war einfach noch nicht reif für ein neues. Außerdem hatten wir auch, weil wir eben so viel unterwegs waren, nicht die Zeit dafür. Es sind über die Jahre aber doch einige Nummern zusammengekommen, aber der Großteil ist in den letzten zwei Monaten entstanden. Die Frage ist nun, welche wir auf das Album nehmen. Musikalisch wird es, soviel kann ich sagen, doch etwas anders werden. Wir wollten uns auf keinen Fall wiederholen. Sollte der kleine Ausflug schiefgehen, können wir ja noch immer auf Altbewährtes zurückgreifen.

Danke für das Gespräch

Michael Ternai

 

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