Wer sich für hochklassig dargebrachten und gediegenen Jazz begeistert, der sollte sich im Kalender den am 18. Mai im Wiener Zwe stattfindenden Konzertabend auf jeden Fall dick anstreichen. Zu Gast ist mit Herwig Gradischnig nämlich einer der versiertesten, interessantesten und zugleich umtriebigsten Vertreter der heimischen Szene. Im Trio mit Erwin Schmidt (Hammond Orgel) und Mario Gonzi (Schlagzeug) macht sich der für sein rhythmisch und harmonisch ausgereiftes Spiel bekannte Saxophonist einmal mehr daran, die weite Welt des Modern Jazz zu bewandern.
Alleine die zwei Auszeichnungen mit dem begehrten Hans Koller Preis (1998 als „Newcomer of the year“, 2003 zusammen mit dem Pianisten Oliver Kent für die „Jazz-CD des Jahres“) sollten schon Beleg genug für Herwig Gradischnigs herausragendes Musikverständnis sein. Es handelt sich hier um einen Jazzmusiker, der sich nicht und nicht in ein bestimmtes vorgefertigtes musikalisches Korsett einschnüren lassen will und die Freiheit, das zu tun, wozu er gerade Lust hat, in vollen Zügen auskostet. Sein unverkennbarer Stil ist angesiedelt an der Schnittstelle zwischen traditionellen Standards und dem freien Spiel, sowie zwischen altbekannten Interpretationen und improvisatorischen Ansätzen. Neben seinen außergewöhnlichen spielerischen Fähigkeiten sind es aber vor allem die ausgeprägte Offenheit, mit denen er den verschiedensten Musikformen begegnet, sowie eine unbändige Experimentierfreude, die sein Spiel bestimmen.
Seit nun über fünfzehn Jahren schon bereichert Herwig Gradischnig, der sein Handwerk einst unter anderem bei niemand geringerem als Harry Sokal verfeinern durfte, nun schon die österreichische Jazz-Szene mit seinem facettenreichen Spiel sowie seinen herausragenden kompositorischen Fähigkeiten. Als langjähriges Mitglied des legendären Vienna Art Orchestra, dem er von 1993 bis 2007 angehört hat, war es dem 1968 in Bruck an der Mur geborenen Saxophonisten immer auch ein Anliegen, seine eigenen Projekte voranzutreiben. Egal ob nun im Duo, im Trio, im Quartett oder in welcher Konstellation auch immer, Herwig Gradischnig umwebt seine Kompositionen mit einem lebendigen und berührenden Sound und hüllt die Musik im Gesamten in ein nuancenreiches und vielschichtiges Klanggewand, welches abseits jeglicher Anbiederung an irgendwelche hippen Strömungen erfrischend zeitlos ertönt.
Der Abend im Zwe bietet Jazzliebhabern, aber nicht nur diesen, einmal mehr eine hervorragende Gelegenheit, sich ein Bild von diesem außergewöhnlichen Musiker und seinem Schaffen zu machen. (mt)