Christian Muthspiel Trio: “against the wind: the music of Pepl and Pirchner”

Christian Muthspiel nimmt sich zusammen mit seinen Kollegen am 7. Juni auf der Bühne des Porgy & Bess der Musik von Werner Pirchner und Harry Pepl an. Das legendäre Duo konnte sich vor allem am Beginn der 80er Jahre einen Namen erarbeiten und war aus diesem Grund ein gern gesehener Gast auf Europas Jazzbühnen.

Es hat den Anschein, als hätten sie auf ihre Weise schneller, intensiver gelebt und wären deshalb vorzeitig verglüht: Werner Pirchner und Harry Pepl, sie waren perfektionistische Charakterköpfe, die keine halben Sachen machten. Für die Musik Leben und Leben Musik bedeutete. Von ungezähmter, energetischer Wildheit waren die Klänge, mit denen der Vibrafonist und der Gitarrist etwa zwischen 1978 und 1985 als geniales “Jazz-Zwio” Europas Jazzfestivals beglückten, Klänge, die sie immer wieder auch in lyrischer Intimität erblühen ließen, in jedem Falle mit unter die Haut gehender Emotionalität aufluden.

Christian Muthspiels Trio ist ein Ensemble, mit dem er, der in den letzten Jahren als Komponist großformatiger Orchesterwerke und als Dirigent und Programmkonzeptionist renommierter klassischer Klangkörper in Erscheinung getreten ist, bewusst wieder den Jazzer, den Instrumentalisten in sich hervortreten lässt. Zumal dafür durch den Ausstieg aus dem “Vienna Art Orchestra” 2004, dem er zehn Jahre lang angehört hat, und die Ausrufung einer schöpferischen Pause in der Zusammenarbeit mit Bruder Wolfgang Muthspiel Raum geworden ist – Raum für intensive Interaktionen mit zwei renommierten, ehemaligen Weggefährten im “Vienna Art Orchestra”, deren Name längst internationalen Klang hat. Unter Muthspiels Regie begegnen sich die drei in klug choreografierten, vitalen Kammerjazz-Szenerien, die allein schon durch die unorthodoxe Instrumentierung und das luzide, luftige Klangbild Originalität, Charakter beweisen.

Thema dieses Programms ist also nicht nur die Verbeugung vor zwei großen Musikern des österreichischen, ja, des europäischen Jazz. Thema ist auch die Besinnung auf die Qualität physischer Klangerzeugung, auf das Bedürfnis nach spontanem Ausdruck, auf die Essenz dessen, was Jazz ausmacht. Christian Muthspiel begreift die Pirchner’schen und Pepl’schen Stücke nicht als historische Archivalien, sondern als Material im besten Sinne, als Basis für jetztzeitiges Musizieren: als deutungsoffene und dennoch prägnante, profilstarke Startrampen für die eigene Klang-Phantasie. Musik, die mitten im Leben steht. Ist ein schöneres Kompliment denkbar?
Andreas Felber

 

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