BULBUL, Fritz Ostermayer, Sir Tralala, The Thorns im rhiz

Das rhiz ist quasi das Herz der elektronischen, oft experimentellen Musik Wiens. Hier trifft sich die Elektroniker-Szene zu Live-Auftritten und DJ-Sets. Manchmal lässt sich auch zu “konventioneller” Musik um einen Sitzplatz kämpfen. So auch am 19. Februar, wo BULBUL, Fritz Ostermayer, Sir Tralala und The Thorns auf der Bühne abrocken werden.

BULBUL, das ist Alpenrock der kantigeren Sorte. Im dritten Anlauf besteht die Gang von Bulbul-Mastermind Moussi Bucy (g, voc) aus derhunt am bass, dem Fuckhead/Wipe out/ Pest & Wok-drummer ddKern und Klangingenieur Ollmann. Die gehen bei seinen halsbrecherischen Exkursionen in die Rock-Kanalisation mit ihm durch Dick und Dünn. Rocken können sie wie die rotzigsten Melvins-Clones. aber Bucy hat meist anderes im Kopf. Rock wird für ihn erst kaputt richtig schön. Schön wie eine knackige Vinylrille. BULBUL zerquetscht Rockklischees wie leere Bierdosen und ersetzt sie durch gurgelnde Schwarzenegger-Poesie zu Boredomszuckungen, die aber schnell von einem schwarzen Loch verschluckt werden. Dafür lallt Bucy mit schwerer Nachtigallenzunge zur Drum Machine und scheppernder Elektronik. Nach einem Lachsack-Vogelchor, einem monotonen ‘Hänger’ und steinerweichendem Crooning zur akustischen sorgt BULBUL zum Ausklang des Avant-Schmähs mit schleppendem Schwermetallriffing und Noise, Noise und Noise noch einmal für die volle Dröhnung. Österreich – die Adresse fürs Spezielle.

 

Fritz Ostermayer war ein Spätzünder. Seine erste Band hatte der Burgenländer erst im späten Teenageralter, zum Journalismus fand der Theaterwissenschafts-Studienabbrecher überhaupt erst Mitte zwanzig. Seitdem aber zählt der in seiner Arbeit geradezu exzessiv leidenschaftliche Ostermayer zu den stimmgewaltigsten Kulturkritikern des Landes. Seine stets von radikaler Subjektivität geprägten Texte erschienen Mitte der Achtziger im Falter, später im Standard. Vor allem aber kennt man den auch als Musiker, Plattenaufleger, Autor und Performer Tätigen als Radiomacher: Gemeinsam mit Werner Geier fungierte Ostermayer jahrelang als Leithammel der legendären “Musicbox” auf Ö3. Seit dem Sendestart von FM4 ist er Mitarbeiter des Jugendradios, wo er gemeinsam mit Thomas Edlinger die Sonntagabendsendung “Im Sumpf” gestaltet? Als Musiker veröffentlichte Fritz Ostermayer nach der Arbeit mit Bands wie Viele Bunte Autos oder Der Scheitel vor drei Jahren sein spätes Solodebüt “Kitsch Concrète”; seine aktuelle, gemeinsam mit dem Naked-Lunch-Sänger Oliver Welter und dem Künstler Hans Schabus betriebene Band The Very Pleasure ging im Herbst erstmals ins Studio. Zu Herbie Molins fünfzigsten Geburtstag am 19. Februar wird Ostermayer einiges aus seinem Repertoire zum besten geben.

 

“Mutter, pack das Wurstbrot ein, ich geh heut in den Wald und schlag den bösen Wolf zu Brei”, singt der Mann und nennt sich Sir Tralala, und das ist alles gar nicht witzig. Denn auch wenn die Maschinen des Sir orgeln und japsen wie ein schlecht geschmiertes Ringelspiel und er scheint es gern mit Zuckerwatte rummacht, da ist sonst keine Spur von Funfair in dieser Musik. Die klingt nach Psychose und Depression und heimlich im Kinderzimmer gelutschten, bewusstseinserweiternden Stoffen, die nach hinten losgegangen sind, flüstert, lärmt und kratzt, jammert und greint und kreischt, Nick Cave wird gecovert, zwischen all dem Elektroschrott blitzen wunderbar traurig die 60ies samt Beatles durch, und irgendwer muss an die Butthole Surfers denken beim Asshole Walzer, no na. (euroranch)
Sir Tralala spielt dem Herbie Molin ein schönes Wunschkonzert.

 

Mitte der 80er im Umfeld der Blue Box gegründete Slowrock Rabaukenband The Thorns, die sich 1989 wieder auflöste.
Zum Blue Box 20 Jahresfest am 31.12. 2003 für einen Auftritt reformiert. Jetzt wieder zum 50er des Sängers Herbert Molin auf dessen Wunsch für einen Auftritt reaktiviert. (mm)

 

Foto Fritz Ostermayer: Heinz Pachernegg

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