BRUCKNER – „happy end“

BRUCKNER aka DIDI BRUCKMAYR und BERNHARD LOIBNER, lokale Fixpunkte des Experiments, haben mit dem Vinyl-Release „happy end“ ein facettenreiches Debüt erschaffen.

Bruckner: Auf der einen Seite der Stimmvirtuose Didi Bruckmayr, der gerade durch seine Zusammenarbeit mit Gruppen wie Fuckhead oder Wipeout sein Stimmspektrum unter Beweis stellte und sich seit Längerem auch vermehrt in theatralen und performativen Kontexten aufhält, wie etwa als Teil von Stirn Prumzer. Ihm gegenüber steht Bernhard Loibner, der seinen Fokus vor allem auf multiperspektivische Klangrecherche legt. Eine Vokalmaschinerie trifft auf akribische Klangprogrammierung und -komposition, elegant elektronisch, wie gewohnt. Loibner bereichert seine klassische Arbeitssituation durch ein weiteres Element, diesmal betont analog-digital, eingebettet zwischen die durch von Perkussion und Bassgitarre erzeugten Geräusche. Bruckmayr zeigt sich in diesem Projekt von einer fast schon verspielten Seite, unerwartete Momente sind inkludiert. In einer Auflage von 100 Stück in Vinyl-Form mit handgedrucktem Siebdruck-Cover und erweitert durch drei Bonus-Tracks des Duos Mussurunga (Didi Bruckmayr und Siegmar Aigner) erscheint das Album auf dem Wiener Experimentallabel Moozak.

Vokalmaschinerie trifft auf akribische Klangprogrammierungen

„happy end“: Die Klangautomatismen sind ausgefallen, sie wurden zer-sprochen, zer-sungen, zer-redet. Erzählerische Strukturen legen sich frei, surreal, losgelöst von einer konkreten verbalen Vermittlung. Das dreidimensionale Echo von Bruckmayrs Stimme zieht seine Bahnen durch die manchmal verzerrten, aber dennoch größtenteils klaren Improvisationen Loibners. Es ist sicherlich eine Wanderung von hoch nach tief, ganz tief unter die Oberfläche der normativen Gesangmusterungen. Worte werden nicht gebraucht, denn auch ohne sie entstehen visuelle Momente, nur eben auf der Sound-Ebene. Mantraartig skizziert jedes der fünf Stücke einen anderen Winkel auf vage zu erahnende Szenarien. Von einem archaisch beschworenen Beginn („Further“, „Crystal“) hin zu schwebenden Momenten mit leichtem Scifi-Touch („Seven“, „Sinusitis“) und schließlich mit dem finalen Titel „lopside“ zurück auf den Boden der Tatsachen, weg von Metaphern … auch wenn es schön war.

Ein Repeat wird hierbei geraten, das wiederholte Hören des Albums unterbreitet die Möglichkeit einer differenzierten Fokussierung auf Klangtexturen, die beim beiläufigen Überfliegen verborgen bleiben. Dabei verläuft die musikalische Chronologie nicht nach linearen Schablonen. Das Album ist der Tod der Regelmäßigkeit, der einfachen Orientierung, und das sogar mit unerwartet groovigen Momenten, manche Sequenzen rufen förmlich nach Tanzboden.

Die sprachliche Beschwörungsformel geht zu Ende, ob es sich nach dem Hören nach einem Happy End anfühlt bzw. hört bleibt jeder und jedem selbst überlassen. Die Release-Party von „happy end“ findet am 28. Oktober im KLUB MOOZAK im Wiener Fluc statt.

Ada Karlbauer

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