Baguette – Oh!Deu!Vre!

Die Grazer Rockband BAGUETTE, bestehend aus Philip Prugger und Manuel Finster, veröffentlichte ihre erste gemeinsame EP „sexysexy123“ 2014, nun folgte im November 2015 ihr Debutalbum mit dem Namen „Oh!Deu!Vre!“ (Numavi Records). Nach der gemeinsamen Arbeit in mehreren Gruppen in den letzten zwölf Jahren scheint das Duo einander endgültig gefunden zu haben.

Die Formation der Band ist eigentlich recht simpel: E-Gitarre, Schlagzeug, Vox. Bei ihren Liveauftritten treten Baguette zu dritt auf – Herr Leszek übernimmt die Visual Effects in Form von VHS-Material, die mal auf eine Leinwand, mal auf die Musiker selbst gebeamt werden. Das Duo ist ganz klar eine Rockband, genauer: eine Noiserockband. Einzig die Refrains bekommen ab und zu einen poppigen Touch, der die Trackliste etwas auflockert. Erwartet man sich von Noiserock laute, undefinierte Schrammelmusik, liegt man hier falsch. Baguette sind im Prinzip die österreichischen Melvins: zwar laut, aber nie desorientiert – und das mit nur einem Schlagzeug und zu zweit. Mit den Melvins haben sie auch den Produzenten Bernd Heinrauch gemeinsam, der für die berühmt-berüchtigte Band schon des öfteren hinter dem Computer saß.

„I want my own rhino, I want it so bad.“

Das Album steigt ein mit dem Song „Fuzzelroller“, ein ausgesprochen witziger Name, um ehrlich zu sein. Der Track an sich ist typisch Rock, die Gitarrenriffs, die Drums – alles passt zusammen. Die Nummer 2 „Rhino“ klingt sehr wütend, die Gitarren spielen zwei sich abwechselnde Akkorde und werden dabei von den Drums entsprechend unterstützt. Die Vocals sind durch Megafon-Effekte verzerrt und singen die kuriosen Lyrics „I want my own rhino, I want it so bad […] But the problem was you, but the problem was me“. Die Texte Baguette sind teilweise ziemlich lustig, vor allem weil sie so ernsthaft präsentiert werden. Als würden sie zwar ernsthaften Rock machen, aber selbstironisch die Lyrics weniger ernst gestalten. Auffallend ist, dass Philip Prugger (Vox) in keinem Lied wirklich singt, aber auch nicht spricht. Er schreit nicht, aber ist auch nicht leise. Es ist eine Mischung aus allem – und das ist sehr reizvoll.

Es gibt nur eine langsame Nummer auf der CD, und zwar „Interlude“. Das Lied beginnt mit den Worten „Pick up the phone, or let it rain, I don’t care, just do something“. Obwohl auch dieser Liedtext dem Zuhörer wieder ein belustigtes Grinsen auf die Lippen zaubert, ist es doch irgendwie ein typisches „Wir-haben-uns-getrennt,-ich-vermisse-dich-usw.“-Lied. Ein paar Lieder weiter, bei Track 8 des Albums, stößt man auf einen Song, bei dem man zuerst die Stimme von Dirk von Lowtzow (Tocotronic) erwarten würde – Baguette hat tatsächlich Ähnlichkeiten mit Tocotronic. Nicht mit allen Liedern, aber vor allem mit dem Album „Pure Vernunft darf niemals siegen“. In diesem Sinne wäre Baguette eine Mischung aus den Melvins und Tocotronic – was will man mehr? Das Album schließt mit dem Song „Why You came“, einem rockigen Track mit sehr intensiven Gitarren Parts.

„Oh!Deu!Vre!“ ist ein Album, das wohl das Herz jedes Rock-Liebhabers beglückt, Baguette haben es einfach drauf. Das Album erschien im November 2015 bei Numavi Records.

Link:
Baguette (bandcamp)