bagg*fish mit neuem Album am Start

An dem Ort, an dem die Gesetzmäßigkeiten, Strukturen, Definitionen und was auch immer alles Regelndes längst außer Kraft gesetzt sind und alleine der wunderbar-wahnsinnige und alle Stile übergreifende Umgang mit der künstlerischen und improvisierten Freiheit im Mittelpunkt des Geschehens steht, genau an diesem treibt das avantgardistisch-schräge Duo bagg*fish sein geniales musikalisches Unwesen. Was Michael Fischer und Marcos Baggiani, die beiden Köpfe hinter diesem eigenwilligen Projekt, auf ihrer selbstbetitelten und beim Label TryTone erschienenen neuen CD bieten, ist ein Musikerlebnis der vielen, vielen Klangsprachen, ein unvorhersehbares, sich ständig im Prozess der Veränderung befindliches musikalisches Etwas, das nicht und nicht kategorisierbar oder exakt benennbar ist, kurz, womit das Zweiergespann die Hörerschaft konfrontiert, ist schlicht die höchste Kunst der Improvisation.

Wer mit den vielen verschiedenen Projekten von Michael Fischer (Tenor-Saxophon, Feedback-Saxophon, Violine) und Marcos Baggiani (Schlagzeug) bereits vertraut ist, der wird sich in etwa schon ausmalen können, was die beiden Protagonisten gemeinsam im Duo musikalisch so auf die Beine stellen. Es ist mit so ziemlich hundertprozentiger Sicherheit nichts, was innerhalb der normalen und gewöhnlichen musikalischen Parameter anzusiedeln ist. Dahingehend erlebt man auch nicht wirklich die große Überraschung, lauscht man sich durch die neuen Stücke von bagg*fish. Wie schon auf ihrer ersten gemeinsamen CD, geht es auch dieses Mal um den Bruch mit aller Musikalität, wie auch um die Erforschung neuer Möglichkeiten des musikalischen Ausdrucks.

Was die ganze Sache aber doch einmal mehr aus dem ohnehin schon sehr ungewöhnlichen Rahmen fallen lässt, ist diese latent manisch-wahnsinnige Note, die das Duo seinen Stücken verleiht, die besondere Schwingung, die niemals erahnen lässt, in welche Richtung es letztlich tatsächlich geht. Die stilistisch irgendwo im Spannungsfeld zwischen improvisierter Musik, elektronischem Noise, Neuer Musik, Freejazz, Punk, Postrock und Klangkunst angesiedelten Nummern sind unentwegt am knistern und verbreiten eine spannungsgeladene Atmosphäre, eine Stimmung, als könnte jeden Moment das große, aber doch auch immer geordnete Chaos ausbrechen.

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Zugegeben, Michael Fischer und Marcos Baggiani stellen die Hörgewohnheiten der Musikliebhaber einmal mehr gehörig auf die Probe, doch erklärt man sich bereit, sich der musikalischen Herausforderung zu stellen, so kann es schon passieren, dass man sich letztlich in den von den beiden Freigeistern erschaffenen Soundcollagen verliert. Ein Muss für alle, die schräge Klänge zu schätzen wissen. (mt)

http://baggfish.blogspot.co.at/
http://www.trytone.org/