ASSIM RECORDS: Geballte Kompetenz und Künstlerfreundlichkeit geben sich die Hand

ASSIM darf sich bald über ihr einjähriges Bestehen in der Wiener Labellandschaft freuen. Aber nicht nur das. Das Label hat im letzten Jahr nicht nur ordentlich viele Releases gefeiert, sondern in allen Bereichen richtig „Gas gegeben“ wie THERRY, Co-Founderin des Labels mitteilt. Eines der Highlights? Schlichtweg das Bestehen des Labels wird als außerordentlicher Erfolg gefeiert. War es vor ein paar Monaten nur eine vage Idee, ist es jetzt ein etabliertes Label mit einem entscheidenden Differenzierungspunkt: ASSIM PLAYGROUND. Ein ‚hauseigenes‘ Kollektiv aus Songwritern, Produzenten und Kreativen die Songwriting Camps, Sample Challenges und Workshops ermöglichen, alles im Namen der Vernetzung und Liebe zur Musik.

„[…] Wir sind ja ein Label das sehr Künstlerfreundlich ist, dadurch dass zwei von unseren Gründern selbst auch Künstler sind.“

ASSIM Records ist Label und seit kurzer Zeit auch Musikverlag. Die Gründer Therry [Theresa Langner; Anm.], Mario Fartacek, Ilias Dahimène und Valentin Eder haben sich aus allen Bereichen des Musikgeschäfts zusammengefunden und etwas kreiert, das dem Label Klischee Hohn spricht. Man hat fast den Eindruck, als sei ASSIM eine Oase für Künstlerinnen und Künstler, denen enge Zusammenarbeit wichtig ist. „Wir hören jeden einzelnen unserer Künstler, jeden Tag“, sagt Therry. Mario ist nicht nur im Label aktiv, sondern auch in zwei Bands die bei ASSIM unter Vertrag stehen: Mynth und Good Wilson. Mitgründer Valentin ist bei Yakata, während Ilias noch drei weitere Labels managed. Dass es von Vorteil ist, wenn Labels viel Ahnung vom kreativen Künstlerdasein haben, ist ja kein Geheimnis. Wenn also ein Künstler Fragen zu Aufnahmen hat, sich unsicher ist welcher Song unbedingt auf das Album soll, „da haben sie halt gleich zwei Leute, die sich auf jeden Fall sehr gut auskennen“, sagt Therry.

Therry hat eine sehr vielseitige Musikvergangenheit, die ASSIM natürlich auf vielen Ebenen zugutekommt. Sie hat im Radio gearbeitet, war bei BMG als A&R und später als Music Supervisor tätig.  Bei SeaYou Entertainment war sie für Music Publishing & Sync zuständig und weiß daher, wie der Synch-Hase läuft. In ihrer Zeit bei BMG hat sie auch festgestellt: Im Major Label bleibt fast kein Raum für coole Ideen. Man erfüllt eine Funktion, und die eigene Kreativität bleibt auf der Strecke. Glücklicherweise, ist das bei ASSIM definitiv nicht der Fall. Endlich kann sie ihre Expertise mit neuen Ideen für ASSIM verbinden – und das scheint sehr gut zu funktionieren. Neben der gängigen Labelarbeit wie Marketingkonzepte und Release Pläne erstellen, stellt ASSIM ihren Künstlerinnen und Künstlern auch ein ganzes Kollektiv an Musikschaffenden und Experten zur Verfügung. Die Band hat die Freiheit, sich im Playground einen Rat einzuholen, nach Beats zu fragen und einfach zusammen zu kooperieren und Musik zu machen. „Wir überlassen das natürlich jeder Band selbst. Manche wollen auch ihr eigenes Ding machen und das ist natürlich auch okay.“ Durch ASSIM Playground sind schon viele Kooperationen zwischen den Bands, Songwritern und Produzenten ganz organisch entstanden.

ASSIM ist sehr offen für neue Bands und begrüßt auch auf ihrer Website, dass Bands ihre Demos einschicken. Therry erzählt, dass wirklich viele Demos eingesendet werden. „Wir hören uns auf jeden Fall alle Demos an, die reinkommen, auch alle zusammen und schauen zusammen ob das für uns passen könnte“, so die Co-Founderin. Man dürfe natürlich die Kapazität des Labels nicht überstrapazieren, denn der enge Künstlerkontakt stehe immer noch an allererster Stelle. Es beanspruche natürlich viel Zeit, einen Newcomer aufzubauen. „Man muss halt schauen, ob man den Act dann unbedingt bei sich haben will, und ob er wirklich perfekt zu uns passt, dann machen wir das auf jeden Fall.“ Für Künstlerinnen und Künstler ist es natürlich ein tolles Gefühl zu wissen, dass das ganze Label hinter einem steht. „Wir holen uns erst eine Band ins Boot, wenn wir sicher wissen, dass das für alle voll gut passt und wir alle die Band erfolgreich machen wollen und die Band das auch will.“ Man merkt, dass ASSIM die klassische Rollenverteilung zwischen Künstlerinnen und Künstler und Label aufrüttelt, und das ganz ungezwungen.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind 10 Bands und Künstler bei ASSIM unter Vertrag. Dabei sind die Genres total unterschiedlich, was für viel Dynamik sorgt. Neun der zehn Bands texten auf Englisch, eine Band ELSA auf Deutsch. Die häufige Angst von deutschsprachigen und Mundarttextenden Bands, weniger Erfolg haben zu werden, ist laut Therry unbegründet. Dass manche Radiosender nicht so offen für Mundart sind, fügt Therry, die lange im Radio gearbeitet hat, trotzdem an. Manche orientieren sich an dem was andere Sender spielen, und manche seien nun mal hart zu knacken. Jedoch sieht sie auch Möglichkeiten für fremdsprachige Musik im internationalen Markt. „Ich habe letztes Jahr beim The Great Escape Festival in Brighton eine Band aus Japan gesehen, die nur japanisch gesungen hat, es war einfach so geil.“ Es spricht also eigentlich nichts dagegen, dass auch deutschsprachige Musik international Fußfassen kann.

Bild Assim records Team
Assim Records © Gilbert Schibranji

„Es gibt Bands die in Fantasiesprachen schreiben und das funktioniert auch immer irgendwie. Manchmal muss man ja gar nichts verstehen, manchmal reicht der Vibe einfach.“

Aber nicht nur das Radio ist ein wesentlicher Bestandteil des Musikgeschäfts. Das Synch-Geschäft ist für viele, auch kleinere Bands sehr interessant und kann lukrativ sein, wenn man weiß wie man es angehen muss. Die Schnelllebigkeit des Synch-Geschäfts macht es jedoch häufig recht schwierig für Labels und Bands, angemessene Songs zu finden oder gar zu produzieren. Oftmals liege die Deadline am gleichen Tag oder am nächsten Tag um 12:00 Uhr, sagt Therry. Üblicherweise, schicken Marken, die mit Werbeagenturen zusammenarbeiten Briefings an Verlage raus, mit einer recht genauen Beschreibung des Songs den sie suchen. Häufig, sind diese Beschreibungen sehr spezifisch.  Sie brauchen also einen Song der soll „happy aber zugleich tieftraurig sein, auch als Discoclub Hit funktionieren und Hunde thematisieren“, erzählt Therry. Dass das nicht immer so einfach zu finden ist, scheint logisch. Es gäbe auch Agenturen, die zwischengeschaltet werden, um Songwriter zu suchen, die genau auf das Briefing einen Song für eine bestimmte Kampagne schreiben können. „Und dann findet das für ein Wochenende statt, wo alle möglichen Songwriter zusammengewürfelt sind, und so kann man als Werbeagentur natürlich auch arbeiten, so macht‘s natürlich auch am meisten Spaß“, betont Therry lachend mit einer alarmierenden Handbewegung zum Mikrofon.  Es scheint, als sei diese Praxis noch nicht ganz im Synch – Ablauf angekommen – zumindest in Österreich nicht.

Synch muss gekonnt sein

Dazu kommt, dass viele potenzielle Kunden nicht viel Geld in Musik investieren wollen. „Oft kommt dann eine Firma her und sagt, dass sie einen Song für einen Film suchen, und sie würden gerne einen Song von unserem Label nehmen, und sie haben 100 Euro dafür“, erzählt Therry. Es sei natürlich nicht bei jedem so. Man müsse dann einfach abwägen ob es das Wert ist. „Ich finde auch, dass man kleine Indie Filmproduktionen auch mal unterstützen kann. Aber wenn man weiß, dass eine Marke schon etabliert ist, und man weiß, dass die viel Umsatz macht, tut es ein bisschen weh, weil man sich halt nicht wirklich wertgeschätzt fühlt.“

Das wiederkehrende Argument der weitreichenden Promotion sei auch nicht mehr so überzeugend und man müsse das dann mit dem Künstler besprechen.

Nichtsdestotrotz ist das Synch-Geschäft sehr wichtig für Künstler. Therry sieht in einem erfolgreichen Synch – Deal idealerweise nicht nur die Kooperation für einen Werbespot, sondern ein Gesamtpaket im Sinne der „Brand Ambassadors“.  Wenn beispielsweise eine Band bei einem Event auftritt und mit einer Marke eingekleidet wird, dann identifiziere sich die Band mit der Marke und andersrum und beide würden dauerhaft profitieren. Für DIY Bands, hat Therry noch einen weiteren Rat, wenn es darum geht, Synch – Deals zu bekommen: Pitchen ist wichtig, v.a. an die Marken, mit denen man zusammenarbeiten will, aber auch an die Werbeagenturen und Music Supervisoren, die mit den Marken arbeiten. Denn oft suchen ja die für die Marken Songs.“ Oder natürlich man sucht sich einen Musikverlag, der das alles für einen regelt.

ASS IM ÄRMEL

Therry erzählt, dass dieses Jahr aufregend wird für die Künstler bei ASSIM. „Erst kommt die EP von den Steaming Satellites raus und das erste Album von Good Wilson. Danach startet Mynth wieder durch, die bringen auch dieses Jahr noch ein Album raus. Yakata bringt noch ein Album raus und Neon Neet bringt noch eine EP raus.“ Zudem haben sie Anfang März diesen Jahres Künstlernachwuchs bekommen, Miblu heißt die neue Addition zur ASSIM Familie. Und eine wahre Familie sind sie wirklich. Es wird auf jeden Fall alles andere als langweilig. ASSIM Records hat nicht nur einen oder zwei, sondern unzählige Asse im Ärmel.

Regina Fisch

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Assim Records
Assim Records (Facebook)

 

Hinweis: Dieses Interview wurde noch vor der Einführung der Maßnahmen gegen das Coronavirus seitens der Bundesregierung geführt.