ANT ANTIC – WEALTH

Das zwischen Wien und Berlin agierende Duo ANT ANTIC legt mit „Wealth“ (Seayou Records) sein Debüt vor. Tobias Koett und Marco Kleebauer bewegen sich auf ihrem, von Mittzwanzigern bereits herbeigesehnten, Erstling in allen Belangen am Puls der Zeit: eine eindringliche Männerstimme, Synthesizer zwischen Pop- und Clubsound en masse und elektronische Drums.

Cover (c) Ant Antic

Die Marschroute von „Wealth“ ist von Anfang an klar: Elektro-Pop, der auch bei einem Clubbing funktionieren würde. Diese Mischung funktioniert vor allem auf Grund des Wechselspiels von massentauglicher Stimme und den mitunter sehr druckvollen und techno-affinen Synthesizern, die eine prominente Rolle spielen. Sänger Tobis Koett bringt eine Stimme in den Sound von ANT ANTIC ein, die melancholisch genug ist, um alle Grübler auf ihrem pessimistischen Boot zu erreichen, aber gleichzeitig männlich genug, um für ein weibliches Publikum womöglich einen gewissen Sex-Appeal auszuüben. Die Vorab-Single „4Pole“ ist einer von vielen Songs, in denen der Gesang zusätzlich mit technoiden Effekten angereichert wird, um den Club-Anspruch der Band weiter voranzutreiben. Die inbrünstig vorgetragene Textpassage „Lucky phlegmatic me. I don’t care. Fuck off or fuck me“ darf wohl als Querverweis auf die Online-Dating-App tinder verstanden werden, was die Wanderung am schmalen Grad des Zeitgeistes nur zusätzlich unterstreicht.

In allen Belangen nahe am Zeitgeist

Es kann in einer solchen Rezension freilich nicht verschwiegen werden, dass Schlagzeuger Marco Kleebauer seines Zeichens auch bei den derzeit senkrecht durchstartenden Leyya maßgeblich beteiligt ist, dort im Duo mit einer Frau. ANT ANTIC sind also gewissermaßen der kleine Bruder der großen Schwester Leyya – nicht nur aufgrund der Personalüberschneidung und ähnlichen Konstellation, sondern bis zu einem gewissen Grad auch was den Sound der Musik anbelangt. Als junge Band kann die zusätzliche Aufmerksamkeit nur von Vorteil sein. Die eigene Kreativität lassen ANT ANTIC dadurch aber natürlich nicht weniger in Erscheinung treten. „Blood Sugar“ etwa wartet im Intro mit effektiven Vocal-Spielereien auf, die nicht nur entfernt an eine Panflöte erinnern, bevor der Song später offenbart, dass die Jungs durchaus auch ein feines Händchen für Melodien und Stimmungen besitzen.

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Und: Händchen für gute, alte Melodien

Ein weiterer Track, der wahrlich gekonnte Tonfolgen bietet, findet sich in „Histamine“. Im Closer von „Wealth“ ziehen ANT ANTIC noch einmal alle Register und bringen zum Schluss in einem Highlight die großen Gefühle – auch das mit einem elektronisch-lässigen Schnippsen zum Schluss versehen, das verlangt wiederum der Zeitgeist. Summa summarum lässt sich jedenfalls festhalten, dass die beiden kreativen Köpfe hinter ANT ANTIC wohl ein gutes Gespür dafür haben, welcher Sound heute modern ist und diesem ihren eigenen Anstrich verpassen. Ihre Lektion in Sachen eindrucksvollem Synthesizer-Einsatz und elektronischen Drums dürften sie ohnehin vor langer Zeit gelernt haben, so vermittelt es zumindest die Professionalität des ganzen Albums, für dessen Produktion sich mit Tobias Koett einer der Musiker selbst verantwortlich zeichnet. Fans von Elektro-Pop werden ANT ANTIC aus der Hand fressen.

Sebastian J. Götzendorfer


Ant Antic – Live:

23.06. OKH, Vöcklabruck
24.06. Augartenfest, Graz

Links:
Ant Antic (Facebook)
Seayou Records