ALMA – Nativa

Dass man nicht immer zwangläufig mit allen musikalischen Traditionen brechen muss, um wirklich Spannendes und Interessantes entstehen zu lassen, das zeigt die junge Formation ALMA auf ihrem eben erschienenen Debüt „Nativa“ (col legno). Es ist die Volkmusik, welcher sich die um die Geigerin und Komponistin Julia Lacherstorfer scharrende Truppe annimmt. Vielmehr als es sich hier jedoch um eine gezwungene Neuerfindung dieser handelt, ist der Umgang des Quintetts mit den volkmusikalischen Klängen ein eher unaufgeregter, respektvoller und sehr leidenschaftlicher. Die Stücke von ALMA sind solcherart, die die Seele baumeln lassen, wie auch den Kopf ansprechen, ohne dabei aber gekünstelt überintellektuell zu wirken.

2011 gegründet hat sich das junge Quintett musikalisch vor allem eines zum Ziel gesetzt. Und zwar die traditionelle Volkmusik einer Art Erneuerung zu unterziehen. Dies aber nicht, wie es oft der Fall ist, über einen kompletten Bruch mit allem, was diese Musikform ausmacht, sondern vielmehr behutsam und in respektvoller Verbeugung vor ihr. Julia Lacherstorfer (Geige, Gesang, Komposition), Evelyn Mair (Geige, Gesang), Marie-Theres Stickler (Diatonische Harmonika, Gesang), Matteo Haitzmann (Geige, Komposition) und Marlene Lacherstorfer (Kontrabass, Gesang) sind mit der Volksmusik aufgewachsen und haben sie zu schätzen und lieben gelernt. An den Universitäten in den verschiedensten Musikstilen ausgebildet, eint sie heute der gemeinsame Wunsch, diese, ihre Musik der Kindheit und Jugend, mit neuem Leben zu erfüllen, sie in die Jetztzeit zu transferieren, ohne dabei aber irgendetwas von ihrer Originalität, ihrem Charakter und Charme verloren gehen zu lassen.

Was auch in hohem Maße gelingt, hört man sich durch die Stücke ihres Debüts „Nativa“. Allen dem Genre vermeintliche anhaftenden Klischees im weiten Bogen aus dem Wege gehend, verwirklichen die fünf aus Salzburg, Südtirol, Ober- und Niederösterreich stammenden MusikerInnen ihre ganz eigene Vision dessen, wie die Volkmusik ihrer Meinung nach dieser Tage erklingen sollte und kann. Sie zeigen sich zu allen Seiten hin offen, distanzieren sich von jeder Art reiner Brauchtumspflege und schlagen musikalisch kunstvoll verzierte Brücken, die sich vom Alten und Bekannten hin zum Neuen, sowie von den traditionellen Klängen hin zu anderen Stilen und Spielformen spannen.

Als ob es nicht Selbstverständlicheres gäbe, verweben sich so jahrhundertealte Melodien, Jodler, Elemente der klassischen Musik und zeitgenössische popularmusikalische Ansätze zu einem vielschichtigen und abwechslungsreichen Ganzen, zu etwas, das zwischen leidenschaftlicher und humorvoller Beschwingtheit sowie gefühlvoller Melancholie viel Stimmung und Atmosphäre erzeugt. Darüber hinaus lassen sich ALMA auch immer genügend Raum für Improvisationen, was zusätzlich für Abwechslung sorgt.

„Nativa“ ist ein schönes Beispiel dafür geworden, wie frei von Zwängen man in einer sonst sehr traditionsverbundenen Musikform agieren kann. ALMA machen Volkmusik, die alles andere als verstaubt, schlicht und einfach modern und zeitgemäß erklingt. Empfehlenswert. (mt)

Foto ALMA © Daliah Spiegel

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