Vom 29. Oktober bis zum 25. November präsentiert das Festival Wien Modern, veranstaltet von der Kulturabteilung der Stadt Wien mit der Wiener Konzerthausgesellschaft und der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien wieder Musik der Gegenwart in geballter Form.
Das Programm der über 100 Konzerte und Veranstaltungen im Konzerthaus und einem Dutzend weiterer Veranstaltungsorte in ganz Wien bewegt sich zwischen den Polen “Komponisten der klassischen Avantgarde” und aktuellen musikalischen Entwicklungen. Hier die große Vorschau und die wichtigsten Termine.
Portrait Bernhard Lang
Etliche Highlights seines seit Mitte der neunziger Jahre mittlerweile auf über zwanzig Werke unterschiedlichster Besetzung angewachsenen Zyklus “Differenz/Wiederholung” bilden das Kernstück einer großen Personale des vielseitigen, 1957 in Linz geborenen Komponisten Bernhard Lang. Er kann mit einiger Berechtigung als einer der “komplettesten” österreichischen Komponisten bezeichnet werden, indem er – in der Übertragung der theoretischen Perspektive des Philosophen Gilles Deleuze auf musikalische Prinzipien und Techniken – alle Genres jenseits von E- und U-Zuordnungen in seinem Werk integriert: Neue Musik und (zunehmend) Musiktheater, experimentelle Elektronik, Jazz und Pop. Selbst Performer, schrieb und erarbeitete Lang seine Stücke auch für und mit virtuosen Interpreten unterschiedlichsten Zuschnitts. Film, Video, Literatur und Performance sind häufig integraler Bestandteil seiner Projekte. Die Darstellung seines Schaffens bei Wien Modern wird so per se zum intermedialen Projekt. Kernpunkt der Lang-Personale ist die Uraufführung des Musiktheaters “I hate Mozart” im Theater an der Wien.
Die Termine des Bernhard Lang-Portraits bei Wien Modern:
29.10. Halle E / Museumsquartier, 20 Uhr
Eröffnung Wien Modern
Differenz /Wiederholung 2. Seit der UA beim Grazer Musikprotokoll 1999 ein Kultstück, das Langs internationalen Durchbruch markierte: diesmal interpretiert vom Ensemble Intercontemporain unter der Leitung von François-Xavier Roth und in Verbindung mit einer neuen Videoarbeit von Laurent Goldring.
Solisten: Salome Kammer, Todd, Risgar Koshnaw (Stimmen),
Weiters: Icht I (1994) mit Salome Kammer und dem Klangforum Wien (30.10., Mozart-Saal im Konzerthaus); DW 8 für Orchester und zwei Turntablisten (3.11., Konzerthaus/Großer Saal); Schrift 1.2, 2, 3 mit Sylvie Lacroix (Flöte), Michael Moser (Violoncello), Krasimir Sterev (Akkordeon) (4.11., Alte Schmiede); Improvisationen mit Marina Rosenfeld (5.11, Alte Schmiede); Lang & Ablinger (5.11., Musikverein/Gläserner Saal); I hate Mozart (8., 10., 12.11., UA Theater an der Wien); loops für Kontrabass mit Caroline Menke (11.11., Alte Schmiede); DW 5 mit dem Klangforum Wien (15.11., Mozart-Saal); DW 1.2. remixed mit Philip Jeck (Turntables) (Neuer Saal, 15.11.); Lang / Loop Generator (Auftragskomposition generator) (20.11., Neuer Saal).
Portrait György Kurtág
Dem “Meister der kleinen Form, des vollendeten Fragments, des Ausgearbeitet-Vorläufigen” (so sehr schön formuliert im WIMO-Pressetext) gehört die zweite große Personale. György Kurtág (*1926) zählt zweifellos mit Béla Bartók und György Ligeti zu den großen ungarischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt des Portraits stehen neben zentralen Marksteinen seines OEuvres (Streichquartett op.1, Botschaften des verstorbenen Fräulein R.V. Trussowa, . quasi u a fantasia .) neue Arbeiten aus den letzten fünf Jahren. Große Interpreten wie Pierre-Laurent Aimard, , Ernst Kovacic, das Arditti String Quartet, das ensemble recherche, das Klangforum Wien, das RSO Wien unter Peter Eötvös, nicht zuletzt György Kurtág selbst (am Klavier gemeinsam mit Márta Kurtág) widmen sich seinem musikalischen Mikrokosmos – im Kontext anderer Werke, besonders seiner ungarischen Komponistenkollegen Bartók, Ligeti, Eötvös.
Termine: 30.10. (Klangforum Wien, Mozart-Saal) , 2.11. (ensemble recherche, Mozart-Saal), 3.11. (RSO Wien I, Konzerthaus), 9..11. (RSO Wien II, Musikverein), 12.11. (Arditti Quartett, Mozart-Saal), 17.11. (György & Márta Kurtág), 18.11. (Ensemble Wiener Collage, Alte Schmiede), 23.11. (Aimard/Vassilieva, Mozart-Saal), 24.11. (RSO Wien III, Konzerthaus).
Wien Modern Classics
“Klassische” Höhepunkte von Wien Modern 2006 bilden eine Gesamtaufführung der «Spiegel» I-VII von Friedrich Cerha (SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg / Sylvain Cambreling, 6.11.), weiters die ÖEA von Pendereckis Achter Symphonie mit den Wiener Symphonikern unter Leitung des Komponisten (22.11.). Im Rahmen des “Projekt Pollini” sind Aufführungen von Stockhausens Klavierstücken VII & VIII, Kreuzspiel, Zeitmaße, Kontra-Punkte (am 21.11. mit dem Klangforum Wien bzw. Maurizio Pollini) sowie die “Sequenze” I (für Flöte) und XII (für Fagott) sowie Altra Voce (Altflöte, Mezzosopran und Live-Elektronik) zu hören (25.11.), verbunden mit klassischen Werken von Schönberg, Brahms, Beethoven und Mozart.
Ur- und Erstaufführungen
Traditioneller Fixpunkt bei Wien Modern ist die Präsentation eines neuen Werks, das im Rahmen des Erste Bank Kompositionsauftrags vergeben und in der Regel bei Wien Modern auch uraufgeführt wird (in diesem Fall erfolgte die UA durch das Klangforum Wien verdienstvollerweise bereits bei der Biennale di Venezia). Das Ensemblewerk “Bunny Games” von Bernhard Gander, das sind – wir zitieren den Einführungstext des 1969 geborenen, aus Osttirol stammenden Komponisten – “15 kurze stücke über verführung abschied alkohol nähe weinen 90-63-92 kotzen schöne worte schnelle autos playmate scarlatti flirten flüstern tanzen achterbahn verzweiflung teure uhren schreien parfum porno bahnhof playboy distanz nothing reality matters kommen covergirl after midnight sprechen unaussprechliches hasen mit langen ohren”. Und nicht zu vergessen, im Anschluss an das Klangforum-Konzert am 30.10. gibt es im Konzerthaus dann das traditionelle Schinkenfleckerlessen für alle.
Weitere Ur- und Erstaufführungen bei Wien Modern:
Mathias Spahlinger: Fugitive beauté für Ensemble (2006); am 2.11. (ensemble recherche) (ÖEA)
Johannes Maria Staud: Apeiron (2004/05). Musik für großes Orchester; am 3.11. (RSO Wien/de Billy) (ÖEA)
Burkhard Stangl (Konzept und Komposition): Count the Stars; am 4. & 5.11., Planetarium Prater. Mit Didi Bruckmayr (Konzept, Live-Visuals, Thomas Grill (Klangprozessierung), Robyn Schulkowsky (Schlagwerk). (UA).
Pierluigi Billone: 1 + 1 = 1 (2006) für zwei Bassklarinetten (Kompositionsauftrag der BA-CA) am 7.11., MUMOK Hofstallung (Petra Stump & Heinz-Peter Linshalm, Bassklarinetten) (UA)
Bernhard Lang: I hate Mozart. Musiktheater in zwei Akten (2006). Libretto: Michael Sturminger. Auftragswerk Wiener Mozartjahr 2006 am 8. (UA) , 10., 12. 11. Mit Florian Boesch, Dagmar Schellenberger, Andrea Lauren Brown, Salome Kammer, Mathias Zachariassen, David Pittmann-Jennings, Rupert Bergmann; Klangforum Wien (Ltg.: Johannes Kalitzke), Vokalensemble NOVA (Ltg.: Colin Mason). Inszenierung: Michael Sturminger, Ausstattung: Renate Martin & Andreas Donhauser.
Gerd Kühr: MOVIMENTI für Violine und Orchester (2006).Auftragswerk Wiener Mozartjahr 2006 am 9.11. (RSO Wien/ de Billy, Patricia Kopatchinskaja, Violine) (UA).
Ulf Langheinrich: DRIFT.2 (2006); am 11.11. im Österreichischen Filmmuseum (UA der Version mit Live-Instrumenten)
György Kurtág: Six Moments Musiceaux op.44 (2005); am 12.11. (Arditti Quartett) (ÖEA)
Brian Ferneyhough: Quartett Nr. 5 (2006); am 12.11. (Arditti Quartett) (ÖEA)
György Kurtág: Hipartita op. 43 (2005) für Violine solo; am 17.11. (Hiromi Kikuchi, Violine) (ÖEA)
Germán Toro-Perez: Rulfo / voces (2004-06), Fünf Stücke für Streicher und Elektronik, am 19.11./Ruprechtskirche (Trio Eis I Germán Toro-Pérez, Live-Elektronik) (UA).
Serge Verstockt: Voder (2006) (Kompositionsauftrag der Sammlung Essl), mit Champ dáction/Luc Brewaeys; am 19.11., Schömer-Haus Klosterneuburg (UA)
Luc Brewaeys: Neues Werk; am 19.11., Schömer-Haus Klosterneuburg (UA)
Peter Swinnen: Neues Werk; am
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