5/8erl in Ehr’n zu Gast im Theater am Spittelberg

5/8erl in Ehr’n  geben sich die Ehre im Theater am Spittelberg und das gleich im Doppelpack: 26. und 27. Juni 2013. An den fünf  PreisträgerInnen des Amadeus Austrian Music Award  kommt kaum jemand vorbei, der die Ohren offen hält. Und wer sie noch nicht kennt: sie bezeichnen ihre Musik als Wiener Soul (das an sich schon eine Meisterleistung ist, manch anderer landet dabei schnell im Schlagerhimmel). Die Mundart – ein Schlüssel?

Zwei gelernte Sänger, nämlich Max Gaier und Bobby Slivovsky, geben sich ungestellte,   Doppelkonferenzen, die ihren geilen Männergesang elegant in Kontext betten.  Hanibal Scheutz unterlegt cool per Kontrabass und ersetzt jeden Perkussionisten mit dem, was er mit seiner großen Geige aufführt, Clemens Wenger sorgt für den jeweiligen Sound von Akkordeon bis Keyboard samt Electronics und die einzige „es kann nur eine Miki Liebermann geben“ Frau verdient sich jeden Respekt virtuos an der Gitarre. Unverschämte Texte von großen Männergefühlen (Liebe, Fussball, Politik und Gesellschaft) gewinnen seit geraumer Zeit die Sympathie des Publikums.

5/8erl in Ehr’n verewigen sich in bis jetzt 3 Albem.  „Gut genug für die City“ heißt das letzte, ist wohl eines ihrer Mottos. Wer meint, dass harte Männer nicht tanzen, wird eines besseren belehrt. Immerhin ist die Liebe wie die Kronenzeitung, nicht wahr? Neue heimliche Hymne in Wien scheint ein gelungenes Stück Lied zu sein, das einem einen, wenn auch verrauchten, Spiegel vorhält: Siasse Tschik.  Augenzwinkern, nicht nur als neurotische Nebenwirkung, und Selbstironie sind erprobtes Erfolgsrezepte im Land wo der Schmäh herkommt.

Schwachstellen werden zu Stärken ausgebaut und echte Authentizität wird bis zur letzten Konsequenz gelebt (nackt), obwohl: die Freude auf ein Video zu „Nackabatzerl“ werden sie uns wohl nicht machen. Feig? Durchaus nicht. Immerhin stimulieren die beiden Vokalprotagonisten zu inbrünstiger Publikumsmitarbeit, wie sie sich ein jeder Lehrer in der Schule wünschen würde.

Wer musikalisch hochqualitatives Lustvolles, Verspieltes will, wer gerne schmust, wer auf starken, jungen Dialekt steht, wer Revolution durch Charakterbildung sucht, der möge sich von so einem Konzert inspirieren lassen.
(A.L.)

Foto: Rania Moslam