5/8erl in Ehr`n – Bitte schön

„Bitte schön“ (Viennese Soulfood Records), so der Titel des neuen Albums der Wiener Formation 5/8erl in Ehr`n,  ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, was im Wienerlied auch heutzutage noch alles möglich ist. Der Truppe rund um den Songwriter und Bassisten Hannibal Scheutz gelingt wie schon auf dem 2008 erschienenen Erstlingswerk „Es muss was wunderbares sein“, die traditionelle Wiener Schrammelmusik einer modernen Interpretation zuzuführen. Und das auf eine ungemein charmante, witzige und sehr unterhaltsame Art und Weise.

Wer die 5/8erl in Ehr`n bereits kennt, der weiß, dass es sich hier um Formation handelt, die sich nicht unbedingt dem traditionellen Musikverständnis hingibt. So richtig lässt sich der Gesamtsound der Truppe in keine Schublade stecken. Es mag vielleicht am jugendlichen Eigensinn der einzelnen Bandmitglieder liegen, an deren ungemein offenen Zugang oder am Fehlen irgendwelcher Berührungsängste, dass hier ein Weg beschritten wird, der sich nicht an herkömmlichen Genredefinitionen orientiert.

Zwar bezieht das Quintett seine Haupt-Einflüsse aus dem breiten und reichhaltigen Fundus des Wiener Liedschatzes, verarbeitet diese aber komplett neu und kreiert damit eine überaus zeitgemäß klingende Version der Wiener Schrammelmusik. So erweitert das Quintett den originären Sound der Stadt um Elemente aus den dem Jazz, dem Blues und dem Soul. Es ist der Versuch einen Schritt weiter zu gehen, das Wienerlied, wie man es kennt, auf die nächsthöhere Ebene zu heben, es mit neuem Leben zu erfüllen.

Neben dem Kopf der Band Hannibal Scheutz gehören den 5/8erln in Ehr`n auch noch die Gitarristin Miki Liebermann, der Akkordeonist und Mitbegründer der Wiener Jazzwerkstatt Clemens Wenger und die beiden Singer/Songwriter Max Gaier und Bobby Slivovsky an. Allesamt MusikerInnen, die schon zu unzähligen Anlässen, ihr enormes kreatives Potential unter Beweis gestellt haben. Den fünf MusikerInnen gelingt es mit einer unglaublichen Leichtigkeit und einer großen Portion musikalischer Raffinesse, den traditionellen Sound auf seine Essenz zu reduzieren und ihn von jeglichem vermeintlich anhaftenden Klischee und Kitsch zu befreien, ohne aber dabei den originären Charme der Musik verloren gehen zu lassen.

Einen großen Anteil am Gesamten haben die Texte, die von den beiden Sängern Max Gaier und Bobby Slivovsky im Dialekt dargebracht, fast schon kabarettistische Züge annehmen. Da wird schon, ganz in der Tradition des Wienerlieds, ordentlich gesudert, geschimpft und humorvoll tief in die Wiener Seele hinabgeblickt.

Das besondere an der Musik der 5/8erl ist auch, dass sie am Heurigentisch genauso funktioniert wie auf der Bühne eines großen Konzertsaales.  Gelegenheit die neuen Stücke auch live zu sehen, gibt es im Juli im Rahmen des Schrammel.Klang.Festivals in Litschau. (mt)

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Viennese Soulfood Records (Facebook)