30 Jahre Musikwerkstatt in der Alten Schmiede

Die Musikwerkstatt in der “Alten Schmiede” feierte schon am 9. November ihr 30-jähriges Bestehen. Eine Fülle von Uraufführungen, Gesprächskonzerten, Installationen, Präsentationen hat in diesem Zeitraum die von Dr. Karlheinz Roschitz geleitete Musikwerkstatt zu einer zentralen Institution der zeitgenössischen Musik in Wien gemacht. Aus Anlass des Jubiläums erschien auch eine Doppel-CD.

Ein Stück Wiener MusikgeschichteSeit Oktober 1976 gibt es in der Alten Schmiede Musikveranstaltungen, tausende Zuschauer kamen, um sich über Neue Musik zu informieren, hunderte Komponistin, Interpreten, Sänger fanden hier Gelegenheit, ihre Werke vorzustellen. Und der Mann an der Eingangstür, der diese Veranstaltungen seit dreißig Jahren höchstselbst – und ohne weitere bürokratische Zugangsbarrieren kuratierte, der stets da war, auch nachschaute, ob alles in Ordnung ist, ist seit 30 Jahren der Musikkritiker Karlheinz Roschitz.

Begonnen hat alles mit Gesprächskonzerten mit Cerha, Haubenstock-Ramati, Paul Kont und György Ligeti. Die Struktur war von Anfang an in Form von Komponisten- und Künstlergesprächen, Vorträgen mit Klangbeispielen, Roundtable-Diskussionen, Kammermusikaufführungen vorgesehen. Präsentiert wurde hier in der Folge wirklich alles, von elektroakustischer Musik (Elektronischer Frühling/Dieter Kaufmann), Live-Elektronik (Karlheinz Essl), Tanz, neue Klaviermusik,  exilierten Komponisten, komponierenden Frauen (Rosario Marciano) bis zu den jeweiligen Wien Modern-Komponisten und -interpreten (der derzeitige Wien Modern-Zyklus wird von Gerald Resch und Berno Odo Polzer kuratiert).

Die Sache habe gegriffen und sei deshalb so lebensfähig, schreibt Roschitz in seinem Rückblick, “. gerade weil die Idee einer solchen Musikwerkstatt stets auf Zeitphänomene, Trends, Moden, Änderungen im Geschmack reagieren kann. Und muss. Denn im besten Fall geht aus einem solchen Musiklabor tatsächlich Neues hervor, erproben junge Künstler ihre Ideen im kleinen Rahmen, um von hier aus ihren Weg in die große Öffentlichkeit zu wagen. Das alles ist in der Alten Schmiede tatsächlich immer wieder geschehen.”

Das mica gratuliert und verspricht, in Hinkunft auch regelmäßig die Konzertankündigungen der Musikwerkstatt in seinen Konzertkalender aufzunehmen.

Entspannte Gleichzeitigkeit

Das Schwergewicht der Jubiläums-CD liegt auf Musikveranstaltungen, die in den letzten zwei Jahren in der Alten Schmiede stattgefunden haben und die Vielfalt zeitgenössischer Musik in Österreich dokumentieren. Unter dem Titel “Entspannte Gleichzeitigkeit” werden auf der ersten CD parallele Szenen aktueller Musik in Österreich portraitiert. So offen wie sich die Alte Schmiede als Aufführungsort versteht, sind auch die ästhetischen Ausrichtungen der gesammelten Beiträge. International renommierte Jazz-Musiker wie Wolfgang Mitterer, Wolfgang Reisinger, Klaus Dickbauer und Andy Manndorff sind ebenso vertreten wie unterschiedliche Positionen improvisierter Musik (Reform Art Unit, Franz Hautzinger, Karlheinz Essl und Cordula Bösze, aber auch ganz junge Künstler wie Eva Reiter und Ludwig Bekic) sowie komponierte Musik von so gegensätzlichen Persönlichkeiten wie Christoph Herndler und Christian Diendorfer, Dieter Kaufmann und der jungen in Graz lebenden Amerikanerin Erin Gee.

Auf der zweiten CD mit dem Titel “Doomsdays” haben Boris Hauf und Konrad Rennert ein abendfüllendes Programm aus Weltuntergangsphantasien von Orlando di Lasso über Karl Kraus bis zum Wienerlied komponiert. Ein Beispiel für die reichen Schnittstellen zwischen Musik und Literatur, auf die in der Alten Schmiede seit jeher besonderes Augenmerk gelegt wird. Die Doppel-CD (mit ausführlichen Essays zu Tendenzen aktueller Musik aus Österreich) liegt bei allen Veranstaltungen der Alten Schmiede auf und ist auch über die Homepage der Alten Schmiede zu beziehen (Text: Rathauskorrespondenz).

 

 

 

 

Alte Schmiede
Boris Hauf

http://www.alte-schmiede.at/30musik.htm
http://hauf.klingt.org/