Um das 20-jährige Chelsea Jubiläum gebührend zu zelebrieren, reihen sich auch die beiden Trost Records Flagschiffe Bulbul und Valina in den Kreis der namhaften Gratulanten ein und demonstrieren, wie Rockmusik klingt, wenn Genregrenzen völlig egal sind.
Bulbul erspielen sich mittlerweile seit 1997 (auch hier steht demnächst ein Jubiläum an) mit ihrer Mischung aus expressiver Zurückhaltung und wilder Kompositions- und Arrangement-Eigenwilligkeit eine ständig anwachsende Fan-Gemeinde. Anfangs war Bulbul lediglich Solo-Projekt von Mastermind Manfred “Fredl” Engelmayr, geprägt durch melvineske Gitarrenquälereien, diverse Samplingverfahren und Zweckentfremdungen von Staubsaugern. Mittlerweile ist Bulbul zu einer kollektiven Angelegenheit angewachsen, ungebremste Kreativitätsschübe mit sich bringend und sich mit jeder Platte neu erfindend. Dasselbe gilt für Live-Auftritte der Band, bei denen man sich von dem Trio eigentlich alles, außer einem 08/15-Rockkonzert erwarten darf.
Noch zwei Jahre länger als die Labelkollegen, nämlich seit 1995, kreiert die Linzer Band Valina Rockmusik auf höchstem Niveau. Dabei verfolgt die Band stets eine konsequente Do-It-Yourself-Vorgangsweise, um größtmögliche Kontrolle über das eigene musikalische Schaffen zu behalten. Die Einflüsse sind eindeutig bei Bands auszumachen, die auf dem Chicagoer Label Touch & Go beheimatet sind und Anfang bis Mitte der Neunziger Musikgeschichte geschrieben haben, wie beispielsweise Slint, Shellac oder Jesus Lizard. Diese werden jedoch nicht bloß kopiert, vielmehr finden Valina ihren ganz eigenen Stil, mit dem sie stets unverwechselbar nach Valina klingen, gleichzeitig aber an die alten Helden zu erinnern wissen. Noise-Rock fürs neue Jahrtausend.
Gleich zwei großartige Bands aus der ersten Liga der österreichischen Rockmusik an einem Abend, am 20. Dezember. Darf man sich eigentlich gar nicht entgehen lassen.(mm)