15 Jahre vegetarische Musik – das Gemüseorchester im Porträt

Dieser Tage feiert das Wiener Gemüseorchester resp. The Vegetable Orchestra sein 15-jähriges Bestehen. Zehn Personen umfasst es aktuell. In alphabetischer Reihenfolge sind das: Jürgen Berlakovich, Nikolaus Gansterer, Susanna Gartmayer, Barbara Kaiser, Matthias Meinharter, Jörg Piringer, Ernst Reitermaier, Richard Repey, Ingrid Schlögl, Ulrich Troyer, Tamara Wilhelm und Martina Winkler.

Sämtliche Gemüsesorten kommen als potenzielle Instrumente in Betracht. Wurden anfangs noch lange Rüben bevorzugt, wegen ihrer Größe und ihrer Konsistenz, erweiterte man später das Spektrum sukzessive. Zum Teil kommen naturbelassene Stücke zum Einsatz, zum Teil werden sie spezifisch bearbeitet, zum Teil miteinander kombiniert. Fix und fertig sind etwa die Kürbis-Bassdrum oder die Lauchgeige. Unfertige Sorten werden  mit Messern, Fräsen oder Bohrmaschinen bearbeitet, für Kombinationen verwendet man etwa Karotten als Mundstücke. Einige Exemplare bespielt man rein akustisch, im Konzert drapiert man sie dann zumeist mit Mikros bzw. Pickups – und nach dem Konzert werden sämtliche Instrumente verkocht und gemeinsam mit dem Publikum verköstigt.

Fluktuation war früher obligat, erst nach zwei Bestandsjahren stabilisierte sich das Orchester sowohl personell als auch in seiner Musikalität. Fürs Publikum war die Idee, mit Gemüse Musik zu machen, von Anfang an interessant. Verlässlich sprangen auch sofort die Medien auf und sorgten für publizistische Multiplikation. Mit Fortdauer des Ensembles wuchs seine Professionalität, Einladungen zu namhaften Festivals wie dem Sonár in Barcelona oder nach Huddersfield winkten als Belohnung, Coverversionen von Bands wie Kraftwerk oder Radian gesellten sich dazu.

The Vegetable Orchestra – Scoville by mica

Um aus Gemüse einen musikalischen Mehrwert zu gewinnen, bedarf es freilich einer ausgetüftelten Tontechnik. Das Gemüseorchester beschäftigt gleich drei davon: Christina Bauer, Klaus Hallmann und Lutz Nerger. Sie legen auch den Grundstein für Plattenaufnahmen. So sind mittlerweile drei CDs erschienen: Gemise (1999), Automate (2003) und, 2010, Onionoise. Zukunftspläne umfassen die Entwicklung immer neuer Instrumente bzw. neuer Arrangements. Seit geraumer Zeit wird an der Konstruktion einer Gemüseorgel geforscht. Neue Hybridinstrumente werden ebenso gesucht wie die stärkere Einbindung von Elektronik und ein stärkerer Akzent auf eine angemessene filmische Ebene. Aus Anlass des 15-Jahre-Jubiläums nimmt man ältere Stücke wieder ins Programm und projiziert Filmausschnitte von früheren Aufführungen.
Alois Sonnleitner

Jubiläumskonzert:
23. Oktober, Theater Akzent, Wien

Foto Gemüseorchester: Zoefotografie

http://www.vegetableorchestra.org/