Weniger ist manchmal mehr: MY HOUSE IN SPAIN im mica-Interview

Knarzstimme, Akustikgitarre und -bass: Hier kommt man auch ganz gut mit dem Notwendigsten aus. Auf ihrem Longplayer „Reykjavik“ übersetzen die beiden Oberösterreicher THOMAS SCHÖFFL und FLORIAN HUSBERT HUBER von MY HOUSE IN SPAIN Geschichten in elf bestechende Songskizzen. Ein Bandinterview von Martin Macho.

Wie lange haben Sie an „Reykjavik“ gearbeitet?

Thomas Schöffl: Die Lieder für das Album sind fast alle 2013 entstanden. Mit den Aufnahmen haben wir dann im Jänner 2014 begonnen. Wir haben uns Zeit gelassen und in Etappen gearbeitet. Wirklich fertig wurde das Album dann im Herbst letzten Jahres.

Die elf Songs auf dem Album wirken doch eher skizzenhaft. Wie viel an kompositorischer und Studioarbeit brauchte es wirklich, um die Nummern in dieser letztendlichen Form klingen zu lassen?

Thomas Schöffl:
Der größere Aufwand war sicherlich, die Lieder zu komponieren. Im Vergleich dazu war die Zeit im Studio eher gering. Der Prozess hat sich aber insgesamt über ein paar Monate hingezogen.

Florian Husbert Huber: Erstens haben wir ja Jobs. Zweitens habe ich viel mit Valina [Linzer Indie-Rock-Band mit Florian Huber am E-Bass, Anm.] gespielt, da 2014 das neue Album herauskam. Und drittens bin ich Vater geworden.

Thomas Schöffl:
Die reine Aufnahmezeit hat dann nur etwa 30 Stunden betragen. Wir wollten die Aufnahmen bewusst so reduziert lassen. Die Lieder wurden auch zum Teil live eingespielt und gesungen und sind dann so, wie sie waren, auf die Platte gekommen.

Florian Husbert Huber:
Was die Struktur der Songs betrifft, wollten wir genau diesen skizzenhaften Charakter – also, dass die Songs nicht dem klassischen Aufbau eines Popsongs folgen. Vielleicht ist das auch der Einfluss von Songwritern wie P. W. Long, den wir übrigens beide sehr schätzen.

Musik und Stimme würde man sofort in die USA verorten. Wollten Sie lokale Bezüge bewusst vermeiden?


Thomas Schöffl:
Es stand zu Beginn des Projekts schon fest, dass in englischer Sprache getextet wird. Ein europäischer Bezug sollte dann aber schon zumindest durch Bandname und Albumtitel hergestellt werden.

Florian Husbert Huber:
Es geht ja auch um das Spielen mit den Klischees. Aber wir wollen keinesfalls etwas darstellen, was wir nicht sind – daher die Verortung in Europa.

Gibt es diese musikalische Vorliebe für Americana tatsächlich?


Thomas Schöffl:
Ja, die ist sicherlich vorhanden – sonst würden unsere Lieder wahrscheinlich etwas anders klingen.

Müssen die Lyrics eine bestimmte Qualität aufweisen, um sich in die karge Soundlandschaft zu fügen?

Thomas Schöffl:
Wenn die Lieder in so reduzierter Form daherkommen, dann hört man wahrscheinlich automatisch mehr auf die Texte. Daher sollte idealerweise schon ein gewisser textlicher Gehalt vorhanden sein. Und dann müsste der Text halt auch noch zur Stimmung des Liedes passen – oder umgekehrt.

Florian Husbert Huber:
Es geht ja auch immer darum, Geschichten zu erzählen. Und bei diesem Kontext – also bei dieser Musik – würden verklausulierte Kunsttexte auch nicht so richtig passen.

Vordergründig vermitteln einige der Titel wie „A Piece Of Wood“, „Peasant“ oder „Carrot For The Mule“ eine gewisse Erdverbundenheit. Bei genauerem Hinhören steckt aber doch immer etwas Grundlegenderes in den Liedern. Wie wichtig ist Ihnen dieser metaphorische Ansatz?

Thomas Schöffl: Die Titel unserer Lieder sind oft Phrasen aus den Texten bzw. stehen zumindest in irgendeinem Zusammenhang mit den Inhalten der Lieder. Die Metaphorik ist uns aber nicht vordergründig wichtig. Genau wie die Texte selbst, entstehen die Songtitel oft auch nur aus einem spontanen Einfall heraus. Eine Erdverbundenheit in den Titeln ist mir bis jetzt aber selber nicht wirklich aufgefallen …

Warum ein Akustikalbum?

Thomas Schöffl: Es hat sich einfach so ergeben, dass diese Band ein Akustikprojekt geworden ist. Als wir begonnen haben, Lieder zu komponieren, habe ich nur eine Akustikgitarre besessen. Und wir sind dann einfach bei diesem simplen Sound geblieben.

Florian Husbert Huber:
Für mich erzeugt eine solche Instrumentierung auch eine ganz eigene musikalische Sprache, die ich sehr spannend finde. Und einen Akustikbass hört man zumindest in Österreich auch nicht so oft. In diesem Sinne ist es also auch ein Alleinstellungsmerkmal.

Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Liveauftritte?

Thomas Schöffl: Natürlich ist es oft schwieriger, mit nur zwei Akustikgitarren eine gewisse Atmosphäre zu schaffen. Aber wenn ein Lied gut komponiert ist, dann funktioniert es meist auch mit reduzierter Instrumentierung. Logistisch gesehen ist ein Akustikset auf jeden Fall einfacher, da man nur wenig Equipment benötigt.

Gab es während der Produktionszeit für „Reykjavik“ eigentlich auch einmal einen Punkt, an dem Sie sich über unterschiedliche Vorstellungen gar nicht einigen konnten?

Thomas Schöffl: Nein, wir sind uns eigentlich selten uneinig.

Sie betiteln sich selbst als „Bandprojekt“. Heißt das, My House In Spain ist eine vorübergehende bzw. sporadische Unternehmung?

Florian Husbert Huber: Ich gehe davon aus, dass das Projekt eine lange Laufzeit haben wird.

Letzte Frage:
Wo steht – im übertragenen Sinn – My House In Spain in fünf Jahren?

Thomas Schöffl:
Wenn es uns in fünf Jahren noch freut, Musik zu machen, und wir beide dafür Zeit haben, dann werden wir das auch tun. Es gibt aber in dem Sinn keine Ziele, außer die Musik selbst. Wir machen Musik, weil es uns Spaß macht, und wenn es Menschen gibt, denen das gefällt, dann ist das natürlich fein.

Nächste Livetermine:
26. März – Moviemento, Linz
28. März – Braukeller, Freistadt

Backbeat in Kooperation mit mica – music austria.

 

Foto My House In Spain © Martin Baumann

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