Akkordeonfestival 08 – Eröffnungsgala

Man mag es kaum glauben, aber das internationale Akkordeonfestival geht in diesem Jahr bereits zum 8. Mal über die Bühne. Anfangs noch belächelt, entwickelte sich die einmonatige Veranstaltung zu einem der ungewöhnlichsten und facettenreichsten Musikfestivals der Hauptstadt. Schon die am 23. Februar stattfindende Eröffnungsgala im Jugendstiltheater bringt einen ersten echten Höhepunkt. Meisterakkordeonist Otto Lechner lädt befreundete AusnahmemusikerInnen zu einem zweigeteilten und überaus facettenreichen Konzertabend.

 Otto Lechner wird nachgesagt, dass er das Akkordeon in Österreich wieder populär gemacht hat. Der 1954 in Melk geborene Musiker ist bereits in seiner frühen Jugend erblindet, erlernte aber aufgrund seiner autodidaktischen Fähigkeiten sehr schnell unterschiedliche Instrumente. Seine musikalische Karriere begann er in der Begleitband des Kabarettisten Josef Hader, bevor er für diverse Theaterproduktionen, wie etwa am Burgtheater, als Komponist und Musiker tätig war. Vor etwa zwanzig Jahren verlagerte sich Otto Lechners Lebensmittelpunkt nach Wien. Aber auch international hat sich der Akkordeonspieler über alle Maßen verdient gemacht. So wurde ihm zuletzt für sein Akkordeon-Soloprogramm “The Dark Side of the Accordeon” der National Radio Award der Australian Broadcasting Corporation verliehen.

 

Otto Lechner zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er die spielerischen Grenzen an seinem Akkordeon immer wieder neu definiert. Es ist stets verblüffend, welche neuen Klänge er seinem Instrument entlockt, und dadurch seinen Kompositionen zusätzliche Dimension verleiht. Der musikalische Fundus dessen sich der Wiener bedient, ist so vielfältig und facettenreich, dass man nur staunend zu Kenntnis nehmen kann, mit welcher Leichtigkeit der Akkordeonspieler Wienerlied, Jazz, Walzer oder Blues in all ihren Spielarten zu vereinen vermag. So wechseln sich in kurzen Abstanden monumentale Melodiebögen und zerbrechlich filigran klingende Soundlandschaften mit reiner Improvisation ab. Diese Mischung lässt einen Spannungsbogen entstehen, der dem Publikum zahlreiche Überraschungsmoment liefert.

 

 
Wenig verwunderlich also, warum gerade dieser Musiker das diesjährige Festival eröffnen darf. Teil eins des Abends bestreitet Otto Lechner gemeinsam mit dem international und hochkarätig besetzten Ensemble XX. Jahrhundert. Das 1971 von Dirigent Peter Burwik gegründete Ensemble verfolgte von Anbeginn das Ziel, die Musik des 20. Jahrhunderts zu fördern und so auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. An dieser Vorgabe hat sich bis heute nicht viel geändert. Ebenfalls mit von der Partie ist Pamela Kurstin. Die in Wien lebende Amerikanerin zählt zu den bedeutendsten ThereministInnen der Gegenwart und verfeinert mit den wunderbar sanften Klängen dieses sagenumwobenen Instruments die musikalische Darbietung. Der zweite Teil des Abends steht anschließend ganz im Zeichen des Akkordeons. Unterstützt von der deutschen Akkordeonistin und Schauspielerin Annika Krump präsentiert Lechner das gemeinsam erarbeitete Programm “Auf den Händen wanderst du”. Das Duo verspricht dem Publikum eine Sammlung der “schönsten Liebeslieder der ganzen Welt” darzubringen. Solch ein Start in das Festival macht auf jeden fall Appetit auf mehr.
Michael Ternai