Porträt: Mother`s Cake

Allen Unkenrufen zum Trotz ist er lebendiger denn je, der Rock der vermeintlich alten Schule. Es sind vor allem Bands wie die Tiroler Mother`s Cake, die heutzutage zeigen, dass die doch etwas anspruchsvolleren und spielerisch herausfordernden Formen dieses schon oftmals tot geglaubten Musikstils erfreulicherweise in wieder wachsender Zahl ihre Anhänger finden. Vor allem immer mehr Musikfans der jüngeren Generationen entdecken den von den 70er Jahren geprägten Rock als spannende Alternative zu dem heutzutage sonst so Dargebotenen aus dem Sektor der gitarrenorientierten Musik für sich. Mit dem bärenstarken 2012er Debüt „Creation`s Finest“ hierzulande eine erste eindrucksvolle Duftmarke setzend, haben sich die drei Innsbrucker Yves Krismer, Benedikt Trenkwalder und Jan Haußels inzwischen längst auch in den Rockkreisen außerhalb Österreichs einen Namen machen können. Der bisherige Höhepunkt der der Karriere der 2008 gegründeten Band wird wohl im kommenden Feber folgen. Mother´s Cake nehmen eine ausgedehnte Tour durch den von noch nicht allzu vielen österreichischen Acts bespielten Kontinent Australien in Angriff. Eine hervorragende Gelegenheit für das sympathische Dreiergespann, seinen Bekanntheitsgrad noch weiter zu erhöhen.

Nun, eines kann man über Mother`s Cake mit Sicherheit sagen, das schlichte Abkupfern irgendeines aktuell angesagten Sounds ist nicht gerade deren herausragendes Markenzeichen. Allem „Indie“ und „Alternative“ im weiten Bogen aus dem Wege gehend, zelebrieren Yves Krismer (Gitarre, Gesang), Benedikt Trenkwalder (Bass) und Jan Haußels (Schlagzeug) eher die Art der gitarrenorientierten Musik, die besonders in den späten 60ern und frühen 70ern des letzten Jahrtausends seine Blüte erlebte. Aus der Vorliebe zum Sound solch legendärer Bands wie Led Zeppelin oder Ikonen der Musikgeschichte wie Jimi Hendrix macht man ohnehin nicht wirklich ein großes Geheimnis. Was im Grunde genommen, wenn die drei Tiroler dies tun würden, sowieso vollkommen egal wäre, denn ihre herausragenden Fähigkeiten an den Instrumenten, sowie ihr unbestreitbares Talent im Songwriting ermöglichen es ihnen, ihre ganz eigenen musikalischen Akzente zu setzen.

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Abseits der sonst im heutigen Rock üblich praktizierten Schema-F-Songstrukturen bewegen sich Mother`s Cake auf eher „progressiveren“ Pfaden, sie lassen ihren Songs den nötigen Raum und die Zeit, sich vollends zu entwickeln. Da werden schon auch mal längere, sich stetig bis zum Höhepunkt aufbauende und verspielte Instrumentalpassagen oder spontane musikalische Wendungen zugelassen. Die Kunst, die die Combo aus dem Westen Österreichs, die konzerttechnisch in Europa inzwischen schon weit umher gekommen ist (u.a. spielte sie in Deutschland, Ungarn und Frankreich), exzellent beherrscht, ist, alles ohne jegliche Länge wie aus einem Guss erklingen zu lassen. Das facettenreiche und dynamische Gitarrenspiel des mit einer wirklich unverkennbaren und einprägsamen Stimme gesegneten Frontmanns Yves Krismer, die von räudig funkig bis richtig schön punkig reichende Bassarbeit von Benedikt Trenkwalder, sowie das vertrackte, aber doch immer noch vorne treibende Schlagzeugspiel von Jan Haußels verweben sich in den Nummern des Trios zu einem funktionierenden, sehr variantenreichen und vor allem auch wirklich mitreißenden Ganzen, wovon man sich vor allem live überzeugen kann.

Womit Mother`s Cake letztlich aufwarten, ist eine erfrischend dynamische und sehr eigenständige Abhandlung der Rockgeschichte, die aber, und das ist das Schöne, in keinem Moment auch nur in irgendeiner Form retro oder altbacken, sondern, ganz im Gegenteil, sehr modern und zeitgemäß rüberkommt. Bleibt zu hoffen, dass die drei Jungs noch lange nicht am Ende ihrer kreativen Fahnenstange angelangt sind. Man will einfach mehr hören.
Michael Ternai

http://motherscake.com/