mica-Interview mit Gernot Feldner

Gernot Feldner wurde in Villach geboren und lebt seit rund zwanzig Jahren in Wien. Der autodidaktische Musiker hat zwar auch ein Studium der Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur abgeschlossen – seine Leidenschaft ist aber seit seinen Teenagerjahren die Musik: Feldners Lieblingsmusiker sind Bob Dylan und Tom Waits, selbst ist er seit rund 10 Jahren mit der Band Harlequin’s Glance unterwegs – Zeit für ein Interview. Dieses führte Jürgen Plank.

Welche Instrumente spielst du?
Hauptsächlich akustische Gitarre, ein bisschen Klavier und Orgel, ganz wenig Mandoline, Banjo und Gesang.

Harlequin’s Glance ist dein Hauptprojekt. Erzähle bitte für alle, die das noch nie gehört haben sollten: Was macht denn die Band?
Ziemlich eigenständige Musik, crossover aufbauend auf englischsprachigem Songwriting. Leicht in das amerikanische Genre hineingehend, Tom Waits eben, von der Instrumentierung her.

Ihr habt vor kurzem in Budapest gespielt, das war ein Doppelkonzert mit einer ungarischen Band. Die war davor in Wien und ihr wart dann in Budapest. Wie war diese Minitour?
Minitour ist übertrieben. Es ist ein Projekt von Othmar Loschy und nennt sich ‚Neighbours’, dabei hat er vor, je eine Band aus dem Wiener Raum und eine aus den umliegenden Ländern miteinander spielen zu lassen. Diesmal war es die Fat Cat Band aus Budapest. Die war zuerst in Wien und ein paar Tage danach hat es das Gegenkonzert in Budapest im Gödör-Klub gegeben: Sehr schönes Konzert, sehr netter Ort, sehr nette Menschen.

Wart ihr davor auch schon in Ungarn live zu sehen oder in anderen angrenzenden Ländern?
Sehr, sehr wenig. In Ungarn war’s das Debüt, zwei Mal waren wir auf einer Minitournee in der Schweiz und das war es auch schon.

Ich habe dich in letzter Zeit relativ oft live gesehen: Einmal mit Norb Payr, einmal mit Martin ‚Tino’ Mixan und einmal eben mit Harlequin’s Glance in Wien. Wie lebst du denn so als Musiker, wie muss man sich das vorstellen?

Es schaut so aus, dass natürlich der Idealfall wäre, eine einzige Band zu haben, mit der ich jeden Tag dreimal spiele und den Rest der Zeit probe. Das geht sich aber nicht aus. Die Realität schaut so aus, dass man mehrere Projekte machen sollte, um halbwegs im Schwung zu bleiben. Mein Hauptprojekt ist, wie gesagt, Harlequin’s Glance, das ist mein Baby. Das letzte Konzert mit Martin Mixan war eigentlich auch ein Ableger von Harlequin’s Glance, weil wir die Sachen vorher akustisch gespielt haben. Sonst sind jetzt die wichtigsten Sachen sicher die mit Norb Payr, ebenfalls Singer/Songwriter, ursprünglich aus Villach, der sehr feine Songs schreibt, auch englischsprachig. Diverse Projekte sind dann noch Irish-Folkprojekte mit Phil O´Dendron und Coverprojekte mit Please, Mrs. Henry!. Ich denke, man kann mit ein und derselben Band nicht fünfmal in Wien spielen, sondern muss sich ein bisschen aufteilen auf verschiedene Projekte. Mein sonstiger Tagesablauf: Aufstehen, in der Früh ein bis zwei Stunden üben und Dinge organisieren, dann mit Zweit- und Drittjobs versuchen, ein bisschen Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist es im Großen und Ganzen. Abends ein Konzert spielen, wenn’s geht.

Das heißt, dein Leben ist schon sehr stark durch die Musik geprägt. War das für dich immer klar, dass du Musiker wirst oder gab’s da auch Zweifel?

Na ja, es war auf jeden Fall das, was ich am liebsten mache und wo ich mich am ehesten selbst gesehen habe. Zweifel deswegen, weil es natürlich als brotlose Kunst in Verruf ist. Außer man fängt als Vierjähriger an, eine fundierte Ausbildung zu erlangen. Und wenn man das als Vierzehnjähriger noch immer nicht hat, ist das ein bisschen ein Luftschloss, denkt man sich damals. Aber in erster Linie war es schon immer mein Traum, Musik zu machen, keine Frage.

Wie schwierig war dann die Verwirklichung dieses Traums oder auch wie leicht?
Das kommt drauf an, also wenn man es so verwirklichen will, dass man es wirklich als Beruf ausübt, dann ist das noch ein weiter Weg. Da bin ich selbst noch lange nicht dabei. Es gibt einfach viele Stufen der Verwirklichung. Es fängt damit an, dass man sich einmal eine Gitarre kauft, sich hinsetzt und ein bisschen spielt. Das Nächste ist, dass man einmal die Möglichkeit hat, vor Publikum zu spielen, eine Platte zu machen. Die ersten Stufen der Verwirklichung sind überhaupt nicht schwer, man braucht einfach nur anzufangen.

Die nächsten Stufen hast du aber auch schon geschafft, es gibt ja Platten, du spielst vor Publikum, du spielst auch im angrenzenden Ausland. Was sind die nächsten Ziele?
Eine größere Dichte, mehr Kontinuität bei den Auftritten. Bislang schaut es noch so aus, dass es zu wenige Gigs sind. Es gibt nicht so die Möglichkeiten, es müssten mehr bezahlte Gigs sein. Die Veranstalter haben wenig Geld. Also eine größere Frequenz an Auftritten, auch Ausland, wäre gut – nach oben hin gibt’s genug Ziele.

Ich habe den Eindruck, dass die VeranstalterInnen in den letzten Jahren immer mehr von ihrer Verantwortung an die MusikerInnen abwälzen. Sprich: Es gibt kaum wirklich hohe Fixgagen, mit der Werbung klappt es vielleicht auch nicht immer. Es geht zum Teil schon soweit, dass Bands sich selbst einmieten müssen, um zu spielen. Wie siehst du das, würdest du so eine Entwicklung auch beobachten?
Ja, die Tendenz geht dorthin, das würde ich auch sagen. Es gibt wenige sehr engagierte Idealisten. Großteils in der so genannten Provinz, in den Bundesländern, die auf Kulturvereinsbasis wirklich viel bewegen können und sehr faire Rahmenbedingungen schaffen. Aber sehr oft, wie du gesagt hast, gibt es die Situation, dass es eine Anlage in einem Pub gibt, dass man sich einmieten muss, Miete zahlen muss. Das wieder hereinzukriegen, ist oft sehr schwierig. Die Tendenz ist dahingehend, dass man die Verantwortung auf die Musiker abschiebt.

Früher hat es immer geheißen, der Weg für MusikerInnen zum Publikum wäre entweder über die Hitparade oder andere MultiplikatorInnen wie Medien oder über exzessives Touren. Bist du schon viel unterwegs gewesen, hast du diesen Weg  auch schon genommen?
Nein, leider nicht, nein. Also exzessives Touren würde ich sehr gern einmal machen, aber nachdem wir fünf Menschen bei Harlequin’s Glance sind und alle ihre Verpflichtungen und teilweise Familien haben, ist das natürlich nicht so einfach. Aber das ist auf jeden Fall meiner Meinung nach ein guter Weg, um sich Stammpublikum zu schaffen und einfach sein Ding hinauszutragen, überhaupt keine Frage.

Heutzutage ist es ja leichter als Musiker sich zu präsentieren, dank der neuen Medien insbesondere. Inwiefern hast du sozusagen die ganze Welt im Blick, wenn du Musik machst, auch in Bezug auf Veröffentlichungen via MP3, Online-Werbung etc.?
Es ist auf jeden Fall eine Option, aber in einer Zeit, wo jeder Mensch seine Platte machen kann und jedE sich ins weltweite Netz stellen kann, muss man bedenken, dass es eine ungemeine Fülle an Produkten gibt. Und es ist theoretisch möglich, dass man irgendwo in Kanada oder Australien ins Radio kommt, aber es fehlt der nötige Nachdruck. Es ist die Möglichkeit da, aber ich weiß nicht, ob man sich darauf fixieren sollte.

Was macht für dich als Musiker Erfolg aus, wann hast du Erfolg?

Das kann man mehrschichtig sehen, wann hat man Erfolg? Erfolg hat man einerseits dann, wenn man für sich etwas Zufriedenstellendes produziert hat. Wenn es niemand hört, ist das auch nicht unbedingt ein Erfolg. Erfolg wäre, ein gewisses Publikum zu haben und eventuell von der Musik leben zu können. Das geht stufenweise weiter, das kann man nicht so definieren. Teilweise ist Erfolg, wenn man Projekte am Laufen hält und nicht aufgibt. Oder auch eine Platte zu machen, es gibt viele Möglichkeiten, Erfolg zu haben oder Erfolg zu spüren.

Live:
01.12. Spice, Faßziehergasse 1, 1070, Wien, 21:00: Gernot Feldner & Peter Beinhofer
08.12. Fledermaus: The Jaybirds, Spiegelgasse 2, 1010 Wien, 20h
25.01. Harlequin’s Glance, Wratschko, 1070 Wien, Neustiftgasse 51, 20h

 

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