Porträt: The Base

The Base gehören zu jener sympathischen Sorte von Bands, über die zu schreiben sich gar nicht so einfach gestaltet. Das nicht etwa deshalb, weil sich die knapp 25jährige Geschichte des Grazer Trios nicht in wenigen Absätzen zusammenfassen ließe. Auch geht es nicht darum, dass man um musikalisches Füllmaterial herumlavieren müsste, das sich über die Jahre in den Band-Annalen angesammelt hätte. Nein, denn die Band um Mastermind Norbert Wally hat ihren Werkkörper von jeher mit Fokus auf den soliden Songcharakter ausgerichtet, den zu beschreiben nicht allzu spannend wäre; denn es ging in ihrem musikalischen Ansatz weniger um das radikal Neue als vielmehr um die authentische Gestaltung US-amerikanisch geprägten Liedguts im Kontext der österreichischen Subkulturszenerie. Und es geht auch – und vielleicht gerade heute – um die nach und nach aussterbende Kunst, ein geschlossenes Album mit schlüssiger Gesamtdramaturgie zu kreieren.

The Base formierten sich 1989 aus den Trümmern der Mittelschulband Carello Kocmoc, zu deren Gründungsmitglieder Norbert Wally, Karlheinz Miklin jr. und Heinz Nussbaumer gehörten. Mit dem erst 1996 veröffentlichten 4-Track-Debüt „Jet Crash Kills“ erreichte die Band österreichweite Bekanntheit und Airplay auf nationalen Radiostationen. Der erste Longplayer „Ducks and Diners“ erschien schließlich 1999, also 10 Jahre nach Bandgründung. Ihren Namen haben The Base übrigens aus einer Zäsur in ihrer eigenen Bandgeschichte abgeleitet: Infolge personeller Überdehnung implodierte die Combo Ende der 1980er Jahre – übrig blieb am Ende nur „Die Basis“, die fürderhin mit diesem passenden Namen und als Trio weiter musizierte.

Soundästhetisch geprägt durch Proponenten und Säulenheilige des amerikanischen Outsidertums wie Tom Waits oder The Jesus Lizard, war das Frühwerk entsprechend durchzogen von Blues- und Krachrock-Scherben großer Vorbilder. Als perfekt einzugliedern erwies sich parallel dazu das Erbe an grandiosen Abstürzer-Balladen und Pianobar-Romantizismen – deren Essenzen kommen dank Wally’s herzblutendem Songwriting auch hier durchweg aufrichtig daher. Darüber hinaus wird der Lyrik, die in diesem musikalischen Zusammenhang traditionell stets bedeutsam war, Rechnung getragen. Nicht von ungefähr tauchen im versammelten Song-Oeuvre oft Fäden und Tugenden des klassischen Storytelling auf, werden die Texte doch von Schreibbeginn an eng mit der melodischen Komposition verklammert. Wechselseitige Einflussnahme zwischen Musik und Wort ist demnach ein Grundmoment der Stücke, deren eminent erzählerischer Charakter die Songs nicht unwesentlich gestaltet und von herkömmlichem Liedgut wohltuend abhebt.

Viele Veröffentlichungen, Auszeichnungen und eine Umbesetzung später – 2002 verließ Heinz Nussbaumer die Band und Albrecht Klinger stieg als Bassist ein – scheinen auch die unbedingten Selbstzerfleischungen der Sturm-und-Drang-Phase überwunden. Leid und Selbstzweifel bestimmen zwar noch 2013 Musik und Lyrik, dennoch sind The Base über die Jahre hinweg langsam und beständig an sich emporgewachsen. Dieses Aufrichten am musikalischen Selbst hat wohl auch für mehr Licht im Banddasein gesorgt, sodass dem eigenen Spiegelbild nun merklich auf Augenhöhe begegnet wird. Das wieder zunehmend flottere Tempo und der ungezwungene Drauflos-Charakter des jüngsten Exponats „Secret Second Thoughts“ (Konkord Records) treibt Norbert Wally & Co. auch auf die bisher nicht abgegraste Spielwiese der schnarrenden New-Orleans-Trompeten, hüpfenden Reggae-Grooves und mexikanischen Bläsersätze. Die hohe Kunst der Verweigerung und die Lust am Nischendasein hingegen sind der relaxten Inblicknahme des unprätentiösen Liedermachertums gewichen. Was zählt, ist bloß noch die Arbeit am relevanten Song, ohne Zugehörigkeitsallüren oder Abschottungsreflexen. Eine positive Entwicklung, wie sich nicht zuletzt am sukzessive anwachsenden öffentlichen Interesse ablesen lässt.

Als Platzhirsche und – mittlerweile – Dinosaurier der Grazer Alternative-Szene, als welche sie mittlerweile auch vom Land Steiermark mit Preisen bedacht werden, haben sie sich über die vergangenen Dekaden hinweg die verdiente, wohlwollende Anerkennung erspielt. So wäre der gemeinsame Auftritt mit Element of Crime im Wiener Burgtheater im Jahr 2011 ohne beständiger Arbeit am eigenen Sound wohl undenkbar gewesen. Auch sind sie eine der wenigen österreichischen Rockbands, aus deren Song-Katalog sich inzwischen ein sinnstiftendes Best-of-Album abschöpfen ließ, veröffentlicht 2008 auf monkey music. In nicht allzu ferner Zukunft feiert die Band ihr 25jähriges Bestehen. Künstlerische Integrität und pekuniäre Einträglichkeit sind in ihrem biographischen Verlauf stetig nach oben gewandert. Nicht die schlechteste Perspektive für das Grazer Trio und darüber hinaus ein schöner Beleg dafür, dass Beharrlichkeit sich entgegen anders tönender Signale immer noch auszahlt.

Besetzung:
Norbert Wally (Vocals, Guitars)
Albrecht Klinger (Vocals, Guitars, Bass)
Karlheinz Miklin jr. (Drums, Percussion, Vocals)

David Weidinger
Fotos The Base © Marija Kanizaj

http://www.the-base.at/