mica-Interview mit BASCH ANALOG

Auf seinem Debütalbum “Zwischen mir und dort” sang Sebastian Jakl aka. BASCH ANALOG nicht nur das erste Mal seine eigenen Songs ein, sondern spielte auch fast alles Instrumente selber ein. Es ist ein Album voller ehrlicher Emotionen und vielerlei Musikstile, die durch die innere Harmonie des Frontmanns zusammengehalten werden. Die Texte sind zeitnah und nachdenklich, aber auch witzig und pointiert. Mit Anne-Marie Darok spricht der Mulitinstrumentalist über seine Deutsch-Österreichischen Wurzeln, die Konstruktion von Texten mit Relevanz und den exklusiven Verein des österreichischen Musikbusiness.

Welche Musikgenres, und Musiker haben dich zu deinem Album „Zwischen mit und dort“ inspiriert?
Sehr viele.Ich höre viele Arten von Musik, von altem Jazz bis neuem Elektro ist alles dabei. Ich habe auch in vielen Bands gespielt, die alle Arten von Musik gespielt haben. Ich kann gar nicht so genau sagen, was mich speziell inspiriert hat; es ist eher ein Sammelsurium aus vielen verschiedenen Stilen.

Die Texte von „Denk Nicht So Viel“ und „Spaziern gehn“ muten sehr satirisch an, fast schon wie bei Kabarettliedern. Mich würde es interessieren, wie du zu deinen Songtexten „kommst“. Lässt du dich direkt von Erlebnissen inspirieren, die du dann gleich aufschreibst, oder kommen dir die Einfälle erst später?
Ich bin eher so der „Musikmensch“, bei mir kommt die Musik zuerst und dann der Text, wobei ich darauf achte, dass die Worte trotzdem eine Relevanz haben. Es ist nicht so, dass ich Melodien ausfülle, und darauf schaue, dass der Text einfach so reinpasst. Die Relevanz eines Textes ist mir sehr wichtig. Es soll das Gleichgewicht zwischen zu viel Pathos, und zu wenig Sinn halten. Für mich ist es eine riesige Herausforderung einen Text zu schreiben, mit dem ich zufrieden bin.
Ich behaupte auch, dass es nochmal schwerer ist, im Pop einen Text in der Muttersprache zu schreiben, denn Jeder ist englische Texte gewöhnt. Ich möchte niemanden etwas unterstellen, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass so Lieder aufgefüllt werden, ohne dass die Lyrics wirklich eine Bedeutung hätten.

Auf der anderen Seite finde ich, dass Texte auch sehr konstruiert sein können. „Spaziern gehn“ zum Beispiel ist ein Text von einer Freundin, die das Original auf Englisch geschrieben hatte. Da gibt es einen Teil, wo ich auf Deutsch sarkastisch über Frauen singe. Dieser Teil ging im Original um Männer. Da sieht man, dass manche Texte in beiden Sprachen funktionieren. Bei „Denk Nicht So Viel“ hatte ich auch einen Input von einer Freundin, die damit angefangen hat Party-Situationen in kurzen Worten zu beschreiben. Im Endeffekt erzählt der Text trotzdem eine ganze Geschichte, was mir besonders daran gefällt.

Wie ich zu meinen Texten komme, ist verschieden, aber wenn mich etwas inspiriert, dann nehme ich meine Gedanken dazu gleich mit der Diktierfunktion meines Handys auf. Dabei kann es sein, dass ich mich mitten auf der Straße befinde. Meistens inspirieren mich Konzerte auf denen ich bin. Dabei handelt es sich nicht um konkrete Dinge, die ich höre oder sehe, sondern um den Gesamteindruck.

Wenn du eine Melodie, oder ein komplettes Lied im Kopf hast, aber noch keinen Text, der super dazu passt, würdest du den Text dann ganz weglassen und eher einen Instrumentaltrack daraus machen oder so lange nach einem Text „suchen“ bis du einen hast?
Ich habe viele Instrumentaltracks in petto, die aber nicht veröffentlicht sind, da ich noch keinen Text dazu geschrieben habe und die dadurch keine Relevanz besitzen. Manchmal muss ich mich richtig dahinterklemmen, dass etwas daraus wird. Ein gutes Beispiel ist „City People“. Dieser Song ist extrem konstruiert, aber kommt meiner Meinung nach nicht so rüber.

Hypothetische Frage: Wenn du dir aussuchen müsstest zwischen Texte schreiben und Musik machen, was würdest du wählen?
Ich würde auf jedenfall die Musik wählen, da ich schon sehr lange musiziere. Auch auf meinem Album habe ich außer Bass und Schlagzeug großteils alle Instrumente eingespielt.

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Fühlst du dich eher als österreichischer oder deutscher Künstler? Wo bist du eher vernetzt und welchen Musikern fühlst du dich persönlich näher?
Ich stehe absolut dazwischen. Im Moment fühle ich mich als österreichischer Musiker. Wenn ich Konzerte in Deutschland hätte, oder hoffentlich bald haben werde, dann bin ich mit meiner Band BASCH ANALOG aus Wien. Vernetzt bin ich aktuell mit tollen Wiener Musikern, meiner Band, doch mein Background ist natürlich in Deutschland. Dort habe ich als junger Teenager, bis Mitte-Ende 20 sehr intensiv Musik gemacht. In zig Bands habe ich mit meinen Freunden teilweise gleichzeitig gespielt, da wir alles ausprobieren wollten. Mit diesen Musikern habe ich nach wie vor Kontakt, und sie sind noch immer mitunter meine besten Freunde.
Mein Vater war Österreicher, der in jungen Jahren nach Deutschland gegangen ist und dort meine Mutter kennengelernt hat. Ich bin in Deutschland aufgewachsen, hatte aber immer Familie in Österreich, die ich auch oft besucht habe. Auch deswegen bin ich auch zwischen drin, denn obwohl ich einen deutschen Pass habe, fühle ich mich wahnsinnig wohl in Wien.

Wie würdest du die Schwächen und Stärken des österreichischen Musikbusiness beschreiben?
Eine Stärke ist gleichzeitig auch eine Schwäche: Das Business ist überschaubar. Dies bedeutet natürlich auch, dass man schnell mit gewissen Leuten in Kontakt kommt. Wir waren mit „Die Tage wern länger“ auch plötzlich auf der FM4 Soundselection CD, und damit hätte ich vorher nicht gerechnet, da wir den Song kurz davor veröffentlicht hatten.
Ich habe aber auch das Gefühl, dass es gleichzeitig ein sehr exklusiver Verein ist, und wenn man da nicht von alleine reinkommt, dann hat man es sehr schwer. Ich spreche aus Erfahrung, denn ich habe selber letztes Jahr probiert Kontakt mit Labels aufzunehmen, was leider nicht so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt habe.

Ist Musik für dich eine Art Selbsttherapie?
Auf der einen Seite ist Musik immer ein wenig Therapie, weil es gut tut sie selber zu machen. Es ist aber nicht so, dass ich mir die Seele aus dem Leib schreibe damit es mir nachher besser geht. Es geht eher darum Erfahrungen in einer Pop-Form festzuhalten.

Auf „Zwischen mir und dort“ hast du das erste Mal deine eigenen Texte selber eingesungen. Wertet dies das Album auf, und macht es das zu einem noch persönlicherem Werk?
In meinen früheren Bands habe ich hin und wieder Backingvocals gesungen, ich hatte auch ein paar Texte geschrieben. Trotzdem ist dies das erste Projekt, wo ich live vorne stehe und der „Master of Ceremony“ bin. Das kommt auch daher, dass ich für meine Musik lange, eine Sängerin oder Sänger gesucht habe. Letztlich habe ich niemanden gefunden, der mir so voll gepasst hat. Es waren sehr tolle, und gute Sänger dabei, aber mir hat oft das Persönliche gefehlt. Ich habe dann entschieden, dass ich selber singe, obwohl ich eine eher defensive Meinung zu meiner Stimme habe. Ich finde, dass sie gesanglich noch relativ roh ist, aber das ist egal, denn letztendlich ist es authentisch. Ich singe über die Dinge, die mich bewegen und betreffen, und das kann nur ich am besten, auch wenn ich hier und da live mal nicht den richtigen Ton treffe.

Wie sehen die nächsten Schritte deiner musikalischen Laufbahn aus? Gibt es Tourpläne für dieses Jahr?
Ich werde auf jedenfall versuchen noch mehr Labels und Booking Agenturen zu kontaktieren. Aber es ist sehr zeitintensiv, da ich für die Band alle Aufgaben übernehme. Von der Organisation der Konzerte, über Videodreh bis hin zur Produktion ist alles dabei. Und das sind alles Tätigkeiten, die nicht wirklich Geld abwerfen, sondern da stecke ich eher Geld rein. Um wieder auf den exklusiven Verein zurückzukommen; mir ist es noch nicht gelungen dort hineinzukommen, und natürlich ist es frustrierend, wenn man sich bemüht und es kommt nichts zurück. Aus diesem Grund lag auch das Album ein halbes Jahr herum.
Aber nun haben wir das „Zwischen mir und dort“ rausgebracht, und wir bekommen dafür viel positive Rückmeldung. Die zwei Konzerte, die wir gespielt haben waren ebenso ein Erfolg. Auch die Band hat sehr viel Lust weiterzumachen, und obwohl die Musiker von Honoraren und Gagen abhängen, sind sie bereit sich einfach so für die Sache zu engagieren.

Konkret arbeite ich jetzt an neuen Songs. Ich habe lange überlegt, ob es eher in die elektronische Richtung geht, bin aber zur Zeit in einer rockigen Stimmung. Inspiriert von der Rock-Tradition der 1960er oder 1970er Jahre, soll trotzdem der BASCH ANALOG Sound einfließen. Der finanzielle Aspekt steht diesmal im Vordergrund, da ich für die letzte Platte viel Geld in die Hand genommen habe, ohne Förderungen zu bekommen. So etwas Umfangreiches wird es nicht werden, aber ich will bei Musik und Sound auch diesmal keine Kompromisse machen.

Fotos: Anreas Balon / Christian Messner

http://www.baschanalog.com/